Seite - 403 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Band 15
Bild der Seite - 403 -
Text der Seite - 403 -
Löschner 403 Löschner
Balneologie. Die Heilquellenlehre auf
Geognosie und Chemie bafirend, ging
sein Streben in Wort und Schrift dahin,
den Werth und die Bedeutung der
Mineralwässer, indem er ihre Wirksam»
keit auf ihre natürlichen Gründe zurück-
führte, in klarer und wissenschaftlicher
Weise darzulegen. Bald darauf aber
ging 3. an ein Werk, mit dem sein
Name, der aus Anlaß desselben weit
über das Weichbild Prags mit Liebe und
Bewunderung genannt wird, in unzer»
trennlicher und gesegneter Verbindung
bleiben wird. I m Jahre 1842 hatte
Kl6ä. Dr. Kratzmann in Prag zu
St. Lazarus ein Kinderspital gegründet.
Es war dieß die zweite Anstalt dieser
Art in der Monarchie, kurz zuvor war
eine in Wien in's Leben gerufen worden.
Das Prager Kinderspital ging in Erman«
gelung nöthiger Fonds dem unvermeid-
liehen Verfalle entgegen. Da nahm sich
L. desselben an, verdoppelte ihm zu Liebe
seine Thätigkeit und schuf unter abwech-
selnden Kämpfen mit vielen und großen
Hindernissen das jetzt als eine Muster»
anstalt dastehende Franz Joseph.Kinder-
spital. I n einer Biographie 3.'s, die im
Jahre 1861 im Drucke erschien, heißt es
im Hinblick auf ihn und dieses Institut:
„Alle seine Ersparnisse — ja wohl noch
mehr'. — widmete L. vom Jahre l844
an dem Kinderspitale, führte dem In-
stitute durch seine praktische Thätigkeit
immer mehr Freunde zu und schwang
dasselbe binnen zehn Jahren (1844 bis
1834) auf den gegenwärtigen Höhen«
Punct. Das Institut besitzt jetzt ein eigen»
thümliches. zweckmäßigst instruirtes Haus
sammt Garten, eine treffliche Lehran«
stalt mit 86 wohleingerichteten Betten,
pathologischer Anatomie, Chemie und
Mikroscopie. Mehr denn 40.000 Gulden
C. M. seines, durch eine ausgebreitete ärztliche Praxis gesammelten Vermögens,
hat er bis jetzt, nebst Zeit und Mühe.
dem Institute gewidmet — ein um so
selteneres Liebesopfer, weil 3. erst er-
werben mußte, was er jährlich zum
Besten des Institutes hingab." Um an»
näherungsweise einen Begriff von dem
segensvollen Zwecke und dem stetigen
Vorwärtsschreiten dieser Anstalt zu geben,
mögen dem gedruckten Berichte des Iah-
res 1838. also des 16. Jahrganges
seit dem Bestehen deS Kinderspitales,
und dem lehterschienenen, des Jahres
1864. mehrere spreckende Zahlen ent.
nommen werden. „Es wurden, heißt es
darin, im Jahre 1838 1060 Kranke,
also um 90 mehr als im Vorjahre, im
Institute selbst behandelt und verpflegt'
u. z. 42 Säuglinge. 300 bis zum Ablaufe
des 4. Lebensjahres, 333 bis zum 8.
und 383 vom 8. bis 14. Jahre. Darun.
ter befanden sich alle Krankheiten und
Varietäten derselben, welche das Kindes-
alter überhaupt treffen, aber die anfge«
nommenen Individuen oftmals unter
solchen Verhältnissen, daß der wahre
Menschenfreund nur bekümmerten Her«
zens an die Behandlung derselben gehen
konnte. Und dennoch war der Ersolg
ein meistens überraschend günstiger (es
genasen 778, wurden gebessert 71,
ungeheilt blieben 6 und gestorben sind
122, in Behandlung blieben 83).
Das Sterblichkeilsverhältniß war trotz
einer intensiven Blattern- und Masern»
epidemie, einem äußerst häusigen Vor.
kommen der Entzündung der Luftröhren,
äste und der Lungen, sowie Darmkatarrh
und Typhus ein relativ günstiges, indem
dasselbe nur 11.30^ betrug. Die An-
zahl der Verpsiegstage betrug im ge.
nannten Jahre 23.384, mithin um 849
mehr als im Vorjahre. Die Auslagen
belkfen sich auf 10.098 fi> 43^/^ kr. DaS
26*
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon