Seite - 423 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Band 15
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Löwe 423 Löwe
Sonderbarerweise wurde 3. während
eines zehnjährigen Engagements an die-
ser Bühne durch acht Jahre meist nur
in komischen, ja oft niedrig komischen
Rollen, wie Rochus Pumpernickel,
Kaspar Lar i far i , Hans Klachel
u. dgl. m. verwendet. Wohl gefiel er
auch in diesen und erfreute sich bei dem
lachlustigen Publicum einer nicht gewöhn«
lichen Beliebtheit, aber erst ein Zufall
sollre ihn auf die rechte Bahn führen und
den Edelstein in seinem wahren Glänze
erscheinen lassen. Eines Abends sollten
K o tz e b u e's „Kreuzfahrer" gegeben
werden, aber dcr Schauspieler Reizen»
berg. welcher den Baldu in spielte,
hatte sich in einen solchen Zustand ver<
setzt, daß er schon nach dem dritten Acte
nicht mehr im Stande war, die Rolle zu
Ende zu spielen. Um die Unterbrechung
der Darstellung zu vermeiden, machte
Director Lieb ich ss. d. S. 99 d. BdS.)
L. den Antrag, die Rolle deS Bal-
duin sofort zu übernehmen. Obwohl
L. die Rolle gar nicht kannte, ver»
stand er sich doch aus Gefälligkeit zu dem
gewagten Unternehmen, ging in den
Zwischenacten und während der Scene
seine Rolle rasch durch und löste mit
großem Geschick seine Aufgabe, die für ihn
um so schwieriger war, als es vor Allem
galt, den Eindruck des Komischen zu besei.
tigen, den das Publicum mit dem immer
in derbkomischen Rollen auftretenden 3.
zu verbinden gewöhnt war. Direcror
3i eb i ch wurde nun auf diese neue Seite
in Löwe's Talent aufmerksam, aber
auch Löwe fand sich veranlaßt, sich nun-
mehr dem edleren Theile seiner Kunst
zuzuwenden und sich öfter im Ernsten
zu versuchen, Lieb ich wurde nun, wie
Herausgeber aus 3 ö w e's eigenem
Munde gelegentlich vernommen, sein
Vorbild, und der geistvolle, für seinen künstlerischen Zweck beseelte Schüler
eiferte demselben mit Lust, Liebe und Er-
folg nach. 3. trat nun nach dem glücklich
gelösten Probestücke mit dem Balduin
zuerst als Ia romi r in Gr i l lpar .
zer's „Ahnfrau" und als Roderich in
Calderon's „Leben ein Traum" auf.
Noch einige Zeit mußte er zwar in seinem
komischen Fache thätig bleiben, aber als
endlich Feistmantel M . I V, S. 163^
dieses letztere übernahm, gelangte 6.
fortan in den ausschließlichen Besitz der
ersten Liebhaber» und Heldenrollen.
Bald zeigte er sich in diesem neuen Fache
von solcher Bedeutung, daß er schon im
Jahre 1816 in den Monaten September
und October ein Gastspiel am Hofburg»
Theater erhielt. Er trat in sechs Gast«
rollen auf, und zwar: am 18. Septe:u<
ber als Kar l Ruf in „Die Schack-
tnaschine", am 20. als Graf von Bur-
gund in Kotzebue's gleichnamigem
Schauspiel, am 21. als A n t o n in
Iff land'S „Jäger", am 23. als Bir»
ken in Kotzebue's „Intermezzo", am
29. als Plumper in Jünger's „Er
mengt sich in Alles" und am 6. October
als Anton in „Die Vormundschaften",
in welcher Rolle er bereits im Jahre
1811 zum ersten Male vor dem Publicum
erschienen war. Im 1.1821 folgte er nun
einem Rufe nach Caffel und blieb daselbst
fünf Jahre, wahrend welcher Zeit er die
Ferien zu Gastspielen in Dresden. Leip»
zig, Mannheim. Hamburg, Braun-
schweig und Berlin benutzte. Auch in
Wien gastirte er von Cafsel aus zu
wiederholten Malen in den Jahren
1823 und 1823. Dieses letzte Gastspiel,
in welchem er am 4. Juni den Al legr i
in Oehlenschläger's „Correggio".
am 6. Juni den Spinarosa inHou«
wald's „Bild", am 9. und 12. den
Philipp Brook inI f f land's „Mün-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon