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Lälve 426 Löwe
stünde". Und in dieser Weise sind die
zwei fortan unbeweglichen Finger an
Löwe's Hand geheilt worden. Löwe's
Repertoir ist ein sehr reichhaltiges, es
umfaßt die herrlichsten Gebilde der Dich»
wng in Shakespeare's, Goethe's,
Schil ler 's, Calderon's. Gri l l«
parzer's, Lessing's, Halm's, Rau-
pach's Dramen, in I f f land 's . Kotze»
bue's, Schröder's u. A. Schauspielen,
in Töpfer's, Bauernfeld's u. A.
Lustspielen und Conversationsstücken; in
vielen Stücken östereichischer Poeten, wie
uon Gri l lparzer, Ha lm. Bauern-
feld, Pannasch, hat er so zu sagen die
Charaktere künstlerisch geschaffen, da er
der erste die entsprechenden Rollen in
denselben gespielt. Sein Repertoir be-
steht aus 283 Rollen, in welchen er scit
Juni 4826 bis Februar 4866 3379 Mal
auftrat. Dabei sind die zahlreichen Gast»
spiele an fremden Bühnen, welche selbst
mehrere hundert Sftielabende bilden,
nicht mit eingerechnet. I n der Erinne-
rung seiner Zeitgenossen leben vor allen
seine idealen Heldengestalten des Heinrich
Pcrcy, Fiesco, I a rom i r , Max
Piccolomini . seines Siegfr ied und
Egmont, welchen sein Genius in har>
manischer Mischung von Feuer, Kraft,
Humor und wahrer Leidenschaft ein
eigenthümliches echt künstlerisches Ge>
präge aufzudrücken verstand. Eine seiner
großartigsten Leistungen war der Götz
von B er l ich in gen und als ihn Löwe
im Jahre 4861 wieder gab, da stand die
Kritik nicht an, den Aussprucd zu thun,
„daß. wie durck ihn der Götz von Ber-
lichingen zu seiner eigentlichen Bedeutung
gehoben worden, wie er es war, der uns
diese Schöpfung Göthe's in ihrem
ganzen Werthe gezeigt. es auch fast
schsine, daß sie mit dem Künstler wieder
untergehen wolle, daß eS nach Löwe so bald keinen Götz mehr geben werde".
I n hochtragischen Rollen zählt 3. zu
den ersten Kunstgrößen unserer Zeit; sein
Macbeth, Macduf. Othel lo, sein
Albo in , sein Otto von Meran,
Holofernes, sein Ingomar sind
ihm thcilweife nachgespielt, nie jedoch
mit dieser vollendeten Meisterschaft wie-
der gegeben worden, wie uon ihm;
mehreren dieser Rollen, wie dem Meran,
Holofernes. Alboin, Ingomar, hat er
nach den Intentionen der ihm befreun<
deten Dichter die erste Gestalt gegeben.
Und ebenso sind im Lustspiele sein Per in
in der „Tionna Diana", sein Se l t ing
in S ch r ö der's „ Ning", sein Ka r l XI I .
in Töpfer's „Karl XII. auf der
Heimkehr", sein Garr ik in „Garrik
in Bristol", sein Bonstetten in
Bauernfeld's „Leichtsinn aus Liebe",
sein Fels in desselben „Liebesprotokoll",
sein Kl inker im „Epigramm" und
noch viele andere, sämmtlich Rollen, mit
denen er überall, wo er hinkam, Triumph
über Triumph gefeiert. Nach dieser kurzen
Darstellung feines künstlerischen Wirkens
— bezüglich seines Repertoirs und der
Aussprüche der berechtigten Kritik wird
auf die Quellen gewiesen — bleibt uns
noch Einiges über den Künstler zu sagen
übrig, der, im 71. Lebensjahre stehend,
in einer politisch und künstlerisch reich
bewegten Zeit gelebt. Insbesondere für
das Theater war eine glückliche Periode
angebrochen. Der von Kaiser Joseph
zur Heranbildung einer Schauspielkunst
gelegte Samen wurde von seinem Nach-
folger Kaiser Franz sorgsam gepflegt,
die ersten Kräfte der deutschen Schau«
spielerwelt waren an der Wiener Hof-
bühne versammelt. War schon der Um»
gang mit Männern wie Brockmann.
Koch, Krüger, Ochsen heimer,
Rose für den jungen strebenden Kunst»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon