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eben auf einen Gastrollen>Cyklus na
Frankfurt gekommen war, mochte wohl
für Sophiens künstlerische Zukunft
entscheidend gewesen sein. Gleich S o-
phiens Vater erkannte auch sie in dem
Mädchen den Funken des Genius und
es galt also zunächst für eine sorgfältige
Ausbildung der vorhandenen Mittel zu
sorgen. Der Ausweg war bald gefunden.
Die Tante nahm daS Mädchen nach
Wien mit. ließ es dort von geschickten
Lehrern und zuletzt von dem berühmten
Gesangslehrer Ciccimara gründlich
im Gesänge unterrichten. Der schon im
folgenden Jahre (1832) unerwartet ein
getretene Tod ihres Vaters, der sich eben
nach Wien zu einem Gastspiele am kaiser«
lichen Hostheater begeben und dort starb,
ehe es noch begonnen hatte, versetzte
Sophie in eine um so ernstere Lage,
als außer ihr noch fünf unversorgte Ge>
schwisterzurückgeblieben waren. Durch ihre
Kunst sollte sie den verwaisten Geschwi»
stern eine Stütze werden. I n einem Con«
certe trat sie zum ersten Male öffentlich auf
und der Erfolg war ein so günstiger, daß die
Direction des Kärntnerthor.Hoftheaters
ihr sogleich ein Engagement anbot, welches
sie auch ohne zu zögern annahm, worauf
sie im Jahre 4832 zum ersten Male die
Bühne betrat. Sie sang in D onizetti 's
Oper: „Acht Monate in zwei Stunden
oder die Macht der kindlichen Liebe
(Otto mssi in äus ors)". Die Wahr«
heit und das tiefe Gefühl, mit dem sie
dieseParthie ausführte, gewannen ihr als»
bald das Publicum; ihrer Kraft und
Mittel sich täglich mehr bewußt werdend,
schritt sie auf ihrer künstlerischen Lauf«
bahn mit Begeisterung und ernstem
Fleiße rastlos vorwärts und fand an
ihrer Tante J u l i e eine mütterliche
Freundin und Lehrerin. Diese überwachte
namentlich die Ausbildung der dramati. schen Darstellung, wodurch eben der
seelenvolle Gesang der Künstlerin eine
so hinreißende Wirkung übte. Nach einer
fünfjährigen, mit musterhaftem Ernst und
dem Willen daS Höchstmögliche in der
Kunst zu leisten, fortgesetzten Ausbil-
düng unternahm sie im Jahre 1837 die
erste Kun/ireise nach Berlin, eröffnete
dort einen Cyklus von Gesangparthien,
mit welchen sie solche Triumphe feierte,
wie deren seit dem Auftreten der Son-
tag nicht wieder vorgekommen waren.
Der Antrag einer Anstellung an der
kön. Hofoper mit einem Iahrgehalte
von 6l)00 Thalern war die Folge dieses
Auftretens und indem sie ihren Kunst-
ausftug auf Hamburg und Hannover b>
schränkte, trat sie ihre neue Stellung als
erste Sängerin der kön. Oper zu Berlin
an. Eine im folgenden Jahre unter-
nommene zweite Kunstreise, auf welcher
sie die bedeutendsten Bühnen Deutsch,
land's besuchte, begründete vollends
ihren Nuf als Gesangskünstlerin ersten
Ranges. Im Jahre 1840 sang sie in
Paris und London, dann in Italien und
da war eS auch, wo sie ihr gegenwärtiger
Gemal, der damalige k. k. Feldmarschall-
lieutenant Friedrich Fürst von Ziechten»
stein 15 d. S. 146 d. Bds.^ kennen lernte
und, Hingeriffen von der Kunst und An-
muth der Sängerin, ihr seine Hand an»
trug, welche sie auch annahm. Die große
Künstlerin wurde am 15. September
1848 Fürstin Liechtenstein, als welche sie
zur Stunde in Pesth lebt, wo ihr Gemal
zur Zeit als commandirender General
von Ungarn seinen Aufenthalt hat. DaS
kon. preußische Staatshandbuch führte
sie aber im Jahre 1862 noch an der
Spitze der sieben zum damaligen Hof«
staate gehörenden Kammersangerinen auf.
Sophie Löwe ist mit gleicher Virtuosität
in der deutschen, italienischen und fran-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon