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Lowensohn 439 Löwen söhn
Gespanschaft Ungarns im Jahre 4793,
gest. zu Lengyeltöt i 13. October
4849). Verlor im Alter von drei Jahren
seinen Vater und übersiedelte mit seiner
Mutter zu ihrem Bruder, der Orts'
rabbiner in Nagy«Vä.rsä.ny war. Zwei
Jahre spater verheirathete sich die
Mutter mit Hirsch Dukes aus Lengyel-
toti, der für den nun siebenjährigen
Knaben einen strengorthodoxen Talmud-
lehrer bestellte. Im Jahre 4809 kam er
auf die jüdische Schule nach Palota, an
der sein Verwandter Wolf Chojes, ein
berühmter Rabbi, lehrte, vertauschte dann
dieselbe mit der Lackenbacder Talmud-
schule, bis er nach Preßburg kam. wo er
neben seinen jüdischen Studien auch
deutsche Literatur, das Lateinische, Grie-
chische und Ungarische steißig betrieb.
Als er im Jahre 4813 zu Mutter und
Stiefvater, ein achtzehnjähriger Jung»
ling. heimkehrte und fie in dem heim«
gekommenen Bachur, wie sein Biograph
schreibt, wohl was sie wünschten fanden,
aber nicht Alles wünschten was sie fanden,
glaubte man die gefahrliche Geistesrich»
jung des Sohnes noch am sichersten zu
dämmen und zu hemmen, wenn man ihn
bald verheirathete, was denn auch bald
geschah, da man ihm seine Stiefschwester
Hanna zur Frau gab. Die Sorgen des
Lebens, die mit dem wachsenden Kinder-
segen selbst wuchsen, minderten nicht seine
Vorliebe für geistige Beschäftigung; deut»
sche, ungarische, lateinische und griechische
Classiker bildeten in Nächten seine Haupt-
lectüre und Herder wurde sein Lieb-
lingsschriftsteller. Der Humanismus, der
bald sein ganzes Wesen erfüllte, suchte
nunmehr nur ein Feld zu praktischer Be«
ihätigung und hatte es bald in dem So»
mogyer Comitate. welchem er angehörte,
gefunden. I n diesem Comitate lebte
auf einem Flächenraume von 414 dratmeilen eine jüdische Bevölkerung
von 4 bis 3000 Seelen, zerstreut im
vollsten Sinne des Wortes. Es bestand
keine Synagoge — nur einige unan-
sehnliche israelitische Bethäuser — keine
Schule, kein Spital, kein Armen« und
Waisenversorgungshaus. Den Behörden
gegenüber ernannten die Stande fünf
Vertreter der vorzüglicheren sogenannten
Gemeinden, einer dieser fünf war
Löwensohn's Schwiegervater und, als
dieser Altershalber zurücktrat, seit 4813
Löwensöhn selbst. Dieser zahlte da-
mals 20 Jahre. Eine Bereisung des
ganzen Gebietes der Gespanschaft be-
lehrte ihn bald, daß es hier Vieles und
Wichtiges zu schaffen gab. Eä mußte
vor Allem eine Mustergemeinde gebildet
werden und zu dieser hatte er seinen
Wohnort Lengyeltoti ausersehen. Schon
im Jahre 4846 errichtete er eine wohl-
geregelte Schule, die sich allmälig zu
einer vierclassigen Unterrichts»Anstalt er?
hob, er führte bis an sein Lebensende
die Oberleitung derselben, unterrichtete
durch zwölf Jahre (1833—1843) selbst
an der Anstalt und bildete einen Lehrer
in seinem Hause eigens für die Anstalt
aus. Später gründete er die israelitische
Hauptschule zu Kaposvär und regte die
Errichtung einer ähnlichen Anstalt zu
Szigetvar an. Im Jahre 4844 begrün-
dete 3. zu Lengyeltoti ein Spital, zu
dessen näherer Würdigung der §. 14 der
Statuten beitragen mag, welcher lautet:
I n diesem Spitale wird Jeder ohne
Unterschied des Glaubensbekenntnisses
und Standes aufgenommen. Unbemit-
telte oder ganz Arme erhalten ärztliche
Behandlung, Arzeneien und Verpflegung
gratis; die Zahlungsfähigen entrichten
für alles dieß 24 kr. C. M. täglich.
Außer dem eben angeführten Spitale
nahm er während seiner Amtsthätigkeit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon