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Löwy 453 Löwy
auf das österreichische Kaiserthum (Wien i8i8,
Mr. Klopf 5sn.. 8".) I I . Alphabet. S. l6l
^nach diejem gestorben im Jahre j82t). —
Sar to r i (Franz Dr.), Historisch-ethnogra'
phische Uebersicht der wissenschaftlichen Cultur,
Geistesthätigkeit und Literatur des österreichi»
schen Kaiserstaates u. s. w. (Wien l830. Carl
Gerold, 8».) I. Theil. S. 342 u. 302.
Löwy, Bernhard (Industr iel ler
und Humanist, geb. zu Nagy'Su«
rany im Neutraer Comitate im Jahre
4793. gest. zu Pesth 1. Februar 4837).
Der Vater, ein wohlhabender Leder-
fabricant und talmudkundig, leitete selbst
die Erziehung des Knaben, den er, als
ei zwölf Jahre alt war s1893), auf die
jüdische Schule nach Szerdahely schickte.
Dort blieb I. drei Jahre, gmg dann nach
Preßburg und zuletzt nach Trebitsch in
Mähren, um daselbst seine talmudische Aus«
bildung zu vollenden. Durch einen ihm be«
freundeten Schulkameraden, den nachmali-
gen Pesther Oberrabbiner Löw Schwab,
wurde er zur Erlernung auch anderer
Wissenszweige, als des Talmud allein,
angeregt. Er ging nun. ohne erst die
Erlaubniß vom Elternhause abzuwarten,
nach Prag, betrieb dort mit Eifer deutsche
Sprache, Mathematik und Geographie,
selbst Latein, und nach einem dreijährigen
Aufenthalte daselbst kehrte er in seine
Heimat zurück, um ein eigenes Geschäft
— eine Leimsioderei — zu übernehmen
und das Mädchen, das ihm sein
Vater ausgesucht, zu heirathen. Bald
brachte der gebildete Israelit die erwor-
benen Kenntnisse zum Nutzen seiner Ge»
meinde, die in zweifelhaften Fällen, oder
wenn es sonst nöthig war, sich bei ihm
Raths erholte, zur Geltung. Wenn er
aber dadurch sich einerseits die Achtung
der Gebildeteren aus seiner Gemeinde
erwarb, so fehlte es ihm anderseits nicht!
an Gegnern, namentlich unter den!
Orthodoxen, die ihn einen „Freigeist"! schalten und ihn, weil er die Synagoge
nicht taglich besuchte, zur Verantwortung
zogen. Zu diesen Mißhelligkeiten von
Seite seiner Gemeinde gesellte sich noch
ein großes Unglück: eine Feuersbrunst
zerstörte seine ganze Leimsiederei. An
dem Orte, wo ihm so schweres doppeltes
Leid widerfahren, wollte L. nichts Neues
wieder beginnen, er beschloß nun, 1823.
nach Komom zu übersiedeln. Die Nagy»
Suranyer Gemeinde, wohl fühlend, daß
sie an ihm eine tüchtige Kraft verliere,
ehrte noch den Scheidenden mit man-
nigfachen Auszeichnungen. Als 3. in
Komorn sich niedergelassen, begann er vou
Neuem seine rastlose Thätigkeit. Im Ver-
eine mit seinem Schwager richtete er eine
großartige Lederfabrik ein und betrieh
wahrend eines Decenniums mit Energie
das mit jedem Tage sich hebende und
vervollkommnende Geschäft. Wahrend der
Zeit seines Komorner Aufenthaltes war
er für die Errichtung einer israelitischen
Hauptschule, die auch bald in's Leben
trat, energisch thatig. Nachdem es aber
da nichts mehr zu schaffen gab, richtete
er seinen unternehmenden Blick weiter,
und Pesth, die Hauptstadt des Landes,
war sein Ziel. Mit seinen Brüdern ge»
meinschaftlich, die das ihnen zugefallene
väterliche Erbe mit dem seinigen vereinig-
ten, wollte er in Pesth oder doch in
Pesths nächster Nähe seine Anstedlungs«
gedanken verwirklichen. Für Pesth selbst
zeigten sich in den damaligen Iudenver-
Hältnissen unüberfteigliche Hindernisse,
denn erst im Jahre 4840 gewährte der
29. Landtagsartikel den Israeliten einige
Erleichterungen. Auch würde die Pesther
Lederer'Innung dem Gebaren der thati«
gen Brüder nicht müssig zugeschaut haben.
Aber hart an Pesth stoßen die Güter der
Grafen Käro ly i , zu denen auch Palota
gehört, wo bereits seit Jahren ein Jude
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon