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Löwy 456 Lowy
eine Tuchfabrik errichtet hatte. Der Giund
ül Nagy'Surany. auf dem Löwy's
Vater die Lederfabrication betrieb, war
gleicdfaNs dem Grafen Käroly i ge<
hörig. Nun waren bald alle Hindernisse
beseitigt. Löwy'S Familie erfreute sich
im gräflichen Hause eines guten ^eu«
mundS und als Bernhard mit seinen
Brüdern dem Grafen seine Absichten
auseinandersetzte, erhielt er schon in
einigen Wochen die Gestattung zur Aus»
führung seines Vorhabens. Die Stelle
auf der Hoter Pußta, wo sich binnen
Kurzem, l836, die neue Lederfabrik er>
hob, war sehr günstig gelegen, kaum
eine halbe Stunde von der Hauptstadt,
hart an der Donau und an der Haupt-
straße, die von Pesth nach Waitzen führt.
Obgleich nur erst ein Haus. die Löwy-
sche Fabrik, auf dieser Pußta stand, gab
ihr doch Löwy, im Vorgefühle einer
baldigen Ausdehnung, den votnpösen
Namen Neu-Pesth. Nun aber galt es
die Stellung der jüdischen Gemeinde,
die L. zunächst hicr zu vereinen hoffte,
für die Zukunft zu sichern. Nachdem er
mehrere jüdische Kapitalisten geworben,
welche Zinshäuser auf dem neuen Grunde
aufzuführen gedachten, entwarf er einen
Vertrag, den er zur Annahme seinem
Grundherrn, dem Grafen Käroly i , vor»
legte. I n diesem Coloniestatute, in wcl>
chem die Verpflichtungen, welche die
Grundherrschaft einging, die Pflichten
der Ansiedler, die innere Ordnung und
Verwaltung der neuen Gemeinde und
endlich die Procedur bei auS bürgerlichen
Verhältnissen entstehenden Klagen einzel-
ner Gemeindeglieder festgesetzt waren,
sind als Hauptmomente hervorzuheben:
„Die vollkommene Gewerbefreiheit", so
zwar, daß sich Zünfte und Meisterschaften
nie und nimmer bilden dürfen, und „die
Freigebung der sogenannten Regalbene« sicien, wofür jedoch die Gemeinde ein
höheres Grundgeld der Grundherrschaft
zu zahlen sich anheischig machte". Schon
in drei Jahren war die Zahl der Bewoh-
ner auf dem neuen mit vielen Häusern
verbauten Grunde auf mehrere hundert
gestiegen und eine neue Gemeinde gebil»
det. Zwischen Neu-Pesth und Pesth unter-
hielt L. auf eigene Kosten durch fünf
Ialire eine stehende Communication, um
auf diese Art den Namen „Neu-Pesth"
populär zu machen. Na.ldem nun der
Bestand der neuen Gemeinde gesichert
war. richtete 3. die Aufmerksamkeit wie-
der auf seine Glaubensgenossen. Durch
seine Bemühungen gelang die Constiwi-
rungder jüdischen GlaubenSgenoffenschaft.
Von seinem Grundherrn erwirkte er die
Ablaffung eines gesonderten Gottesacker-
grlindeS. welckem der Graf eine Area
zum Baue einer Synagoge als Geschenk
beifügte. An dem Baue dieser betheilig-
ten sich uor Allem Bernhard Löwy
und sein Bruder Isak, denen sich als
dritter Isak Neu schloß beigesellte.
In der Ausübung deS Gottesdienstes
wurden die veralteten Mißbrauche be-
seitigt und die neuere edlere Richtung
angenommen. Spater, als mit der zu»
nehmenden Menschenmenge der Gemeinde
auch die Armenfrage und die Kranken-
Verpflegung sich aufdrängten, übten die
beiden Brüder Löwy Wohlthätigkeit im
Großen. Jeden Herbst fand ihrerseits
regelmäßig eine Brot-, Kartoffel-, Kraut-
und Holzvertheilung an die dürftigen
Ortsbewohner ohne Unterschied des
Glaubensbekenntnisses Statt und dieses
Gebaren rettete im Hungerjahre 1847,
in welchem der Centner Brotmehl 30 bis
33 fl. kostete, die ärmeren Bewohner
des neuen Ortes vom Hungertode. Zu
gleicher Zeit, als Bernhard 3. im
Jahre 1836 seine Fabrik auf der Hoter
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon