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Schule, welche damals Vangel ist i , ein
Zögling von Wi l le leitete, erhielten
ein Iahrgehalt. Eine solche Anerkennung
von Seite der Regierung machte L.'s
Vater weniger spröde gegen dessen Nei»
gung und er gestattete, daß er Versuchs»
weise ein paar Monate die Schule be-
suchen möge. 3. übersiedelte nun von
Monza nach Mailand, wo er nunmehr
seinen bleibenden Aufenthalt nahm. In
Mailand besuchte er die Zeichenschule
an der Kunstakademie, welcher damals
der Maler Trabal lesi und der Bild-
Hauer Franchi vorstanden und befreuN'
dete sich mit einem Zöglinge, der gleich
ihm selbst in der Folge zu Ruhm und
Ehren gelangte, mit Andrea Appiani
>M. I, S. 33). Im Jahre 1792 unter-
nahm 3. auf eigene Kosten eine Reise
nach Rom, wo er die Werke Ravhae l's,
Giulio Romano's und anderer großer
Meister mit besonderem Fleiße studirte.
I n Rom vollendete er auch die Zeich-
nung von Guido Reni 's „Genius der
Musik", den er in der Sammlung Ghig i
fand. Den Stich führte er 1794 unter
der Leitung seines Lehrers Vangelist i
in Mailand aus. Er begründete mit
dieser Arbeit seinen Künstleruf. Die
Originalzeichnung soll sich zur Zeit in
Ungarn, in der Sammlung des Grafen
Viczay zu Hedervar befinden. Von
Rom nach Mailand zurückgekehrt, richtete
er sich nun eine Kupferstichwerkstatt ein
und damals schon erfand er die von ihm
tavolirio modiis genannte Vorrichtung,
die eine wahre Wohlthat für die Kupfer»
siecher wurdc. Sein Zehrer Vangelist i
führte sie sofort in seiner Schule ein, die
vaterländische Gesellschaft in Mailand
zeichnete ihn dafür mit einem Preise
aus und die Wiener Akademie der bil«
denden Künste durch eine ehrenvolle Er-
wähnung. Allmählig machte sich 3. durch seine Arbeiten immer bekannter, sie wett-
eiferten mit denen seines Meisters Van«
gelisti. Um sich aber im Zeichnen in
steter Uebung zu erhalten, führte er in
dieser Zeit viele Bildnisse von Freunden
und Bekannten in schwarzer Kreide aus,
welche durch die Trefflichkeit in der Aus«
führung und die Aehnlichkeit der Gezeich-
neten so sehr gefielen, daß sich die Zahl
von 3 onghi's Freunden, welcke alle von
ihm gezeichnet werden wollten, mit
jedem Tage mchrte und 3. alsbald ge>
wahrte, daß ihm für daS Kupferstechen
nur mehr wenig Zeit übrig bleibe. Schon
wollte er die Sache ändern, als seine An<
gelegenheiten eine solche Wendung nah«
men. daß er dies Zeichnen von Bildnissen
als Erwerbsquelle benutzen mußte. Lon»
g h i's Vater konnte sich noch immer nicht
mit dem Gedanken befreunden daß fein
Sohn ein Künstler werden solle, fand
aber diesen weniger denn je geneigt, zum
Seidenhandel zurückzukehren. Es kam
so weit, daß ihm der Vater jede fernere
Unterstützung versagte und L. auf die
fünfhundert 3ire beschrankt blieb, die
ihm als Zögling der Kupferstecherschule
zukamen. Unter diesen Umstanden wurden
seine in schwarzer Kreide ausgeführten
Bildnisse seine Rettung, bisher hatte er sie
fül Freunde unentgeltlich gearbeitet, nun
aber setzte er einen Preis für jedes der«
selben und bald war der Zudrang so
groß. daß 3. damit ein Bedeutendes er«
warb und die väterliche Unterstützung
leicht entbehren konnte. Ja er konnte
auch auf das ihm von der Regierung
gewährte Iahrgeld verzichten, gab den
Besuch der Schule auf und lebte
nun von seinem. Verdienste als Bildniß»
zeichner. Um aber das Kupferstecher!
nicht aufzugeben, begann er nach einem
Gemälde von Albani einen Stich, an
dem er ganz nach seinem Belieben
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon