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Longhi Longhi
unternahm 3. in Gemeinschaft mit seinem
Freunde Prof. Francesco Rosaspina,
einem ausgezeichneten Kupferstecher aus
Bologna und mit dem berühmten Maler
B o ssi >M. I I , S. 87) eine Reise nach
Paris, wo er wahrend eines sieben
wöchentlichen Aufenthaltes täglich das
Museum des 3ouvre besuchte, um dort
die aufgehäuften Kunstschätze, die daS
siegreiche Frankreich in aller Herren 3än
dern geplündert, zu studiren. Zugleich
lernte er mehrere ausgezeichnete Künstler,
darunter David, Gsrard, Dutertre,
Tardieu, den schon 83jährigen Wil le
u. A. persönlich kennen. Auch wurde
3., da man sich eben damals mit dem
Prachtwerke über das Napoleonische
Museum beschäftigte, für die Betheili
gung an demselben gewonnen und er stach
für es den üiosolo in oontklnplg^io
nach Rembrandt. Eine neue Arbeit
wurde ihm zu Theil, als Napoleon
nach Mailand kam. um sich
zum Könige
von Italien krönen zu lassen. Anläßlich
der Festlichkeiten wurde auch der Saal,
in welchem der von der Stadt dem Kai»
ser zu Ehren veranstaltete Ball gegeben
wurde, auf das Kostbarste geschmückt.
Der berühmte Appiani hatte nämlich
den ganzen Saal oben herum mit einem
gemalten Friese geschmückt, der in BaS»
reliefart Napoleon's Thaten in geist-
reicher Anordnung darstellte. Der Kaiser
fand an dieser Idee und an der Arbeit
solch' Gefallen, daß er befahl diesen Fries
durch den Kupferstich zu vervielfältigen
und Appiani übertrug seinem Jugend»
freunde die Ausführung von sechs Probe<
tafeln, welche so gelungen aussielen, daß
sich auch die Kupferstecher der übrigen Ta>
feln an die von 3. eingeschlagene Manier
hielten. Neben mehreren kleineren Arbeiten,
deren inderZusammenstellung scines Wer-
keS gedacht wird, vollendete 3. im Jahre 1805 seinen „Ezechiel" nach Raphael,
an dem er über drei Jahre gearbeitet
hatte, welcher Platte dann Correg«
gio'S „Magdalena" im Auftrage deS
Mannheimer Kunsthändlers Artar ia
folgte. Im Jahre 1809 begann er das
Hauptwerk seines Lebens, das berühmte
Gemälde Raphael'S „II Zposalixio",
woran er 12 Jahre ununterbrochen mit
dem angestrengtesten Fleiße gearbeitet.
DaS Blatt hat eine große Berühmtheit
erlangt und seinen Werth behalten. Unter
Einem, gleichsam zur Erholung,
stach
er
noch ein zweites Blatt für das schon er»
wähnte Napoleonische Museum, nämlich
„Die Ankündigung an die Hirten" nach
Flink und außerdem mehrere Bildnisse
für BettoniS: „kitratti 6 vita äi 60
iiwätri Italialii«. Im Jahre 1820
machte er eine Reise nach Florenz, um
dort den Druck seines Lposaii-iio, da
es in Mailand dafür an den geeigneten
Kräften fehlte, persönlich zu überwachen.
Nun folgten mehrere Arbeiten von ge«
ringerem Umfange, Bildnisse, Zeichnun«
gen in Kreide u. d. m. Im Jahre 1826
ging L. wieder an ein großes Werk. an
Michael Angel o's „jüngstes Gericht",
zu dessen Stich er sich bereits 4m Jahre
1812 entschlossen, aber noch immer keine
Zeit gefunden hatte, ihn zu beginnen.
Auch konnte er nicht, wie er sonst bei
allen seinen Stichen zu thun pflegte, die
Zeichnung dazu selbst ausführen. Ueber«
häufte Beschäftigung hinderte ihn an der
großen und mühevollen Vorarbeit und
lange war kein Künstler zu finden, der
dieser Aufgabe gewachsen gewesen wäre,
bis er endlich auf Tomaso Mainardi
traf, der ihm geeignet erschien und auch
willig auf den Antrag des Meisters ein«
ging. Endlich im Jahre 1828 ging 3. an
diese letzte große Arbeit, welche er leider
nicht vollendet hat. Bei der gründlichen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon