Seite - 50 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Band 16
Bild der Seite - 50 -
Text der Seite - 50 -
forin ser 60 Lorin ser
Wundarztes Ignaz L o r i n s e r , in
Niemes (geb. 1771, gest. 1341) und
Bruder des Gustav L. ^s.d.S. ä^und
des Kar l Ignaz 3. ^s. d. S. 32^.
Nackdem 3. die Gymnasialclassen zu
Iung'Bunzlau beendet, auch wahrend
dieser Zeit den Grund zu seinen natur-
wissenschaftlichen Studien gelegt hatte,
setzte er in Prag die philosophischen
Studien fort und wendete sich dann.
durch Familienverhältniffe bestimmt und
auch aus Neigung, dem Studium der
Chirurgie zu. Die zwei theoretischen
Jahrgänge der Chirurgie legte er in
Prag, die beiden praktischen in Wien
zurück, woselbst er im Jahre 1839 in
das k. k. Overateurs-Institut aufgenom-
men wurde. Nach einer zweijährigen
Ausbildung daselbst, wurde er 1841
als Sekundar-Wundarzt im Wiener all«
gemeinen Krankenhaus angestellt. Er
versah diesen Dienst Anfangs auf der
ambulatorisch-chirurgischen, später auch
gleichzeitig auf der vierten chirurgischen
Abtheilung unter der Leitung des Dr.
Sigmund. Hier begann 3. seine eigent«
licke wissenschaftliche Thätigkeit, indem
er einzelne kleinere Aufsatze für die öster-
reickischen medicinischen Jahrbücher schrieb
und zugleich ausländischen jungen Aerz«
ten Pivat'Unterricht in der Instrumen-
ten- und Verbandlehre, in der topo»
graphischen Anatomie und der praktischen
Operationslehre ertheilte. In Abwesen»
heit seines, damals in Amerika reisenden.
Primär «Arztes Dr. Heger wurde er
zum supplirenden Primar-Wundarzt des
allgemeinen Krankenhauses und im Jahre
1843 zum Primär-Wundarzt des Be-
zirkskrankeichauses auf der Wieden er>
nannt. I n diesem, erst in der Entwick»
lung begriffenen Spitale, bot sich ihm
ein weites freies Feld für die literarische
und praktische Thätigkeit dar. Vor allem Andern entdeckte er die merkwürdige
Wirkung der Phosphordämpfe auf die
Kieferknochen, indem er durch zahlreiche
Beobachtungen und Untersuchungen dar»
that, daß die an den Arbeiterinnen der
Phosphor»Zündhölzerfabriken vorkom»
mende Krankheit, Knochenbrand der
Kiefer, einzig und allein von der Ein»
Wirkung des Phosphors herrühre, eine
Beobachtung. die bald nach ihrer Ver»
öffentlichung auch in Deutschland, Frank«
reich und England bestätigt gefunden
wurde. Abschon als Primar-Chirurg und
auch als praktischer Arzt sehr in An«
spruch genommen, vernachlässigte 3. das
Studium der Naturwissenschaften nicht
und widmete seine freie Zeit der Pflege
der Botanik. In Verbindung mit seinem
Bruder Gustav 3. ^s. dieser^ bearbei»
tete er ein Taschenbuch der Flora Deutsch,
lands und der Schweiz in analytischer
Form. Seinen chirurgischen Studien
suchte 3. vorzugsweise die topographische
und die pathologische Anatomie zu
Grunde zu legen und sammelte fleißig
pathologische, namentlich Knochenprä»
parate. Er wies dem Sehnenscknitte, der
bis dahin bei Verkrümmungen eine zu
unbedingte Anwendung hatte, seinen
gehörigen Platz an, beschränkte die An>
Wendung dieser Operation und wider»
legte mehrere Irrthümer über Verkür«
zung der Sehnen und Muskeln bei den
Gelenkzusammenziehungen, auf die er
namentlich durch zweckmäßig angebrach'
ten Druck und Zug zu wirken bemüht
war. Hierauf gründete sich seine Methode
der Behandlung von Contracturm des
Knie- und Hüftgelenkes. Durch die von
ihm angegebene Maschine heilte L. eine
Menge von Verkrümmungen, welche
früher den Bemühungen der ärztlichen
Kunst widerstanden hatten und seine
neue Heilmethode fand bald sowohl im
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon