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67 Loudon
einrückte, als in diesem Lande wegen der
doppelten Königswahl Unruhen ausge-
brochen waren. Er machte nun die Beta«
gerung und Eroberung uon Danzig mit,
in welche Stadt sich der König der einen
Partei, Stanislaus Leszczinski ge<
flüchtet hatte. Als im Jahre 1733
russische Truppen zum deutschen Heere
stießen, da die Kaiserin Anna solche dem
deutschen Reicde gegen die Franzosen
schickte, befand sich 3. bei diesem Heere,
kehrte aber, als es in Deutschland über»
flüssig, dagegen in Rußland gegen die
Einfälle der krimischen Tataren immer
nothiger wurde, mit demselben in die
von den Tataren angezündeten brennen-
den Steppen am Dnieper zurück. Nun
focht 3. von 4736 bis 4739 gegen die
Türken und wohnte der Eroberung von
Asow bei, der Erstürmung der 3inien bei
Pevekop, der Einnahme von Oczakow,
dcr Schlacht bei Stawutschane, dem
Siege von Choczim und der Besetzung
der Moldau durch die Russen. Nachdem
im Jahre 1739 der Friede zwischen Ruß-
land und der Pforte geschlossen worden,
verließ 3. die Armee und begab sich nach
St. Petersburg, um dort mehrere ihm
widerfahrene Nnbilligkeiten zur Sprache
zu bringen und seine Beförderung zu er«
wirken. Aber weder den einen noch den
anderen Zweck konnte er erreichen. Nah-
rend seines Aufenthaltes in St. Peters-
bürg wurde 3. mit Hochstatten, der
früher Erzieher im Hause des Baron
Binder in Wien und jetzt Secretär in
Dünsten eines hochadeligen 3iefländers
war, näher bekannt, und dieser beredete
ihn, als nach Kaiser Kar l VI . Tode die
Garanten der pragmatischen Sanction
Mar ia Theresia von allen Seiten
feindlich anfielen, in österreichische Dienste
zu treten. Mit Empfehlungsbriefen be«
gab sich 3. über Berlin nach Wien. I n Berlin jedoch überredeten ihn frühere
Kameraden, die er dort fand, in preußi»
sche Dienste zu treten und 3. wartete
mehrere Wochen auf eine Audienz bei
Friedrich II., die aber keineswegs nach
3oudon's Erwartungen ausgefallen
war, denn der König soll, nachdem er 3.
scharf angeblickt, zu den ihn begleitenden
Officieren gesagt haben: „I^a pIi^ioZno-
ini6 äo vet Iioinmo ns iuy reviknt paä".
Die Wahrheit dieser Aeußerung, die
übrigens Nicolai geradezu in Abrede
stellt, muß dahingestellt bleiben. That-
sache ist, daß 3. mit Empfehlungen des
Grafen Rosenberg, österreichischen
Gesandten am preußischen Hofe. nach
Wien ging. Im Jahre 1742 kam 3. in
Wien an, bald gelang es ihm, eine
Audienz bei der Kaiserin zu erhalten und
der Erfolg derselben war ein günstiger.
Um jene Zeit errichtete eben Trenk sein
slavonisches Freikorps, in diesem wurde
3. als Hauptmann angestellt. Mit dem«
selben zog er nun nach Baiern, ohne
doch an dem wüsten Treiben des berüch»
tigten Corps Antheil zu haben. Als die
österreichische Armee siegreich in Baiern
vordrang und 1743 die Franzosen über
den Rhein zurückgetrieben wurden, bil«
dete das Trenk'sche Corps den Vortrab
und Loudon mit seiner Compagnie
war an der Spitze desselben. Am 3. Juli
stand das Heer bereits ganz auf fran-
zösischem Boden. Bei einem nächtlichen
Kampfe, den seine Panduren bei Elsaß-
zabern mit den Franzosen zu bestehen
hatten, wurde 3. schwer verwundet und
gefangen. Die Kugel fuhr ihm ober der
rechten Brustwarze in den hohlen 3eib
und hinten beim Schulterblatt hinaus.
Zugleich mit der Kugel schlug aber auch
ein metallener Knopf von seinem unga-
rischen Dollman in den Körper und das
machte die Wunde gefährlich, denn der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon