Seite - 72 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Band 16
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Amdon 72 London
aller Eile aus dem Transporte eine form-
liche Wagenburg, die er mit 3 Batail»
lons und 6 Kanonen besetzte, mit einem
anderen Theile seiner Truppen griff er
die Oesterreicher an, warf auch bei diesem
Angriffe einige Bataillons und nahm
einige Kanonen; aber die Dragoner von
Siskowitz sielen nun den Preußen in
die Flanke und in den Rücken und zu
gleicher Zeit brach Loudon von der
anderen Seite hervor, hieb auf die Preu«
ßen ein. sprengte mehrere Pulverkarren
in die 3uft und brachte eine solche Ver»
wirrung unter den Preußen hervor, daß,
wahrend mehrere Bataillons derselben
sich nach dem Desilee von Domstadl
zogen. Ziethen. der von den Uebrigen
abgeschnitten worden war, seine Rettung
auf dem Wege nach Troppau suchte.
Nun griff Loudon die aufgefahrene
Wagenburg an und nur General Kro>
kow mit dem Reste einiger Bataillons
und etwa 230 Wagen entkam. Von
den 4000 Wagen waren nur 200 im
Lager vor Olmütz angekommen. Alles
übrige und auch die Caffen, wie König
Friedrich im Gegensatz zuTempelhof
und Archenholz berichtet, sielen in die
Hände der Oesterreicher, 2000 Preußen
wurden niedergemacht. 700 gefangen.
Drei Tage nach diesem glücklichen Fang,
am 2. Juli 1738, wurde Loudon zum
Feldmarschall'Lieutenant befördert. Der
glücklich ausgeführte Ueberfall hatte, wie
Daun berechnet hatte, die Aufhebung
der Belagerung von Olmütz zur Folge.
I n der Nacht vom 2. Juli machte
sich
das
Belagerungscorps auf den Marsch nach
Schlesien und Daun ließ nun dasselbe
durch die leichten Truppen seines Heeres,
unter Commando vonBuccow, Sis-
kowitz, Sa in t Ignon , Ianus, 2a»
nius und 3 oud-on beobachten, durch be«
ständige Angriffe ermüden und ihm so den Marsch erschweren. Der König, der L o u.
don die Vernichtung seines Transportes
abzahlen wollte, sobald sich eine Gelegen»
heit bot, griff ihn thatsächlich in eigener
Person mit F o u q u e t vereint bei
Opotschno an. I n der That war auch
L. in eine schlimme Lage gerathen. Zwi«
schen zwei Feuer gebracht, war er nahe
daran aufgehoben zu werden, aber seine
Kühnheit und Umsicht retteten ihn aus
der Gefahr. Im weiteren Verlaufe dieses
Feldzuges bildete Loudon immer den
Vortrab der Armee Daun's und zeigte
sich insbesondere in der Wahl seiner
Stellungen als Meister. Das Städtchen
Peitz in der Brandenburg zwang er zur
Kapitulation, dabei sielen 40 eiserne
Kanonen und viele Munition in seine
Hände. Bei Hochkirch bewährte er sich
wieder in seiner ganzen Art. Am
14. October Morgens 5 Uhr begann die
Schlacht, eine der merkwürdigsten im
ganzen Kriege, um 10 Uhr Morgens
hatte sie mit dem glänzenden Siege der
Unseren geendet. Loudon selbst hatte
mit seinem Corps die Höhe von Stein-
dörfel, im Rücken des Königs und eine
große Batterie genommen. Der Verlust
der Preußen betrug an diesem Tage, nach
Archenholz, 9000 Mann. Feldmar-
schall Keith und der Prinz Franz von
Braunschweig waren im Kampfe ge»
fallen, Prinz Moriz und General Geist
tödtlich verwundet. Das ganze Lager der
Preußen, 100 Kanonen, 30 Fahnen und
Standarten und eine große Menge
Munition war erbeutet worden. Daun
schreibt im Bericht der Schlacht an die
Kaiserin: „Man muß diesen Sieg der
Tapferkeit und Standhaftigkeit Dero
Truppen, besonders der Infanterie, wie
auch den Gränitzern unter Anführung
des General Loudon zuschreiben". Dec
geschlagene König suchte nun die von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon