Seite - 74 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Band 16
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Loudon ^
Schlesien operiren sollte. Die Hauptthat
dieses Feldzuges von Seite Loudon's
ist die Schlacht bei Landshut (23. Juni),
welche nach einer ungemein tapferen Ge»
genwehr der Preußen mit deren ganz»
licher Vernichtung endete. Loudon hatte
8300 Gefangene gemacht, darunter den
Oberanführer General Fouquet, fcr-
ner die Generale MalachowS'ky und
Schenkendorf und 246 Oberofficiere.
Das ganze Lager, 38 Kanonen, 34 Fah-
nen, 2 Standarten, nebst vielen Wagen
und Karren, waren Beute der Oesterrei.
cher geworden. Dem Siege von Lands»
Hut folgte die Eroberung von Glatz,
welche am 26. Juli, nachdem der Kampf
und die Beschießung nur 3 Stunden,
von 6 bis 11 Uhr Morgens, gedauert
hatten. Die ganze Besatzung, an 2000
Mann, darunter 107 Officiere, wurden
kriegsgefangen. 203 Kanonen, Mörser
und Haubitzen, 4000 Kanonenkugeln,
10.000 Bomben und Granaten. 2000
Zentner Pulver. 200.000 Stück Cara-
binet>Patronen, mehrere hundert Stück
Gewehre, außerdem 23.000 Centner
Mehl, 14.000 Pfund Brot, 33.(!00
Metzen Getreide aller Art, 24.000 Cent-
ner Heu. nebst vielen anderen Lebensbe»
dürfniffen bildeten unsere Beute. I n dem
Briefe mit der Siegesnachricht, den Fürst
Kaunitz an die Kaiserin schickte, kommt
die Stelle vor. in welcher der Fürst den
General Loudon „Iosua" nennt, eine
Bezeichnung, deren man sich bei Lou-
don später noch oft bediente. Indem
sich nämlich der Fürst den Brief mit
der Siegesnachricht von der Kaiserin,
wenn sie ihn gelesen, zurückerbittet,
„um das Vergnügen zu haben, ihn
noch einmal zu lesen", schließt er mit den
Worten: „Gott erhalte Euerer'Majestät
Ihren Iosua". Loudon rückte nun
gegen Breslau vor und wollte diese j. Loudon
Stadt belagern, gab aber diesen Gedan.
ken, wohl in der Sorge, daß sich die Be>
lagemng in die Länge ziehen und er diese
Zeit viel besser benutzen konnte, wieder
auf, nachdem er sie am 1. August nur
von 10 Uhr Nachts bis Mitternacht be-
schössen hatte. Nun folgten die Schlacht
bei Liegnitz (13. August), welche durch
das Nichterscheinen Daun's auf dem
Kampfplatze, auf dessen Unterstützung
mit seinem HauptcorpS Loudon gerech«
net hatte, von den Unseren verloren
wurde und das Unternehmen auf Kosel
(23.-28. August), in welchem sich die
Elemente gegen unseren Helden ver-
schworen hatten, denn anhaltende Regen«
güffe hatten die ganze Gegend um Kosel
unter Waffer gesetzt und jede Operation
gerade unmöglich gemacht. Der Feldzug
des Jahres 1761, zu dem Loudon im
Winter 1760/61 zu Wien die Dispositio.
nen selbst entworfen und erwirkt hatte,
daß er ganz unabhängig von Dann das
60.000 Mann starke Armeecorps in
Schlesien commandirte, begann mit
mehreren Bewegungen, in welchen sich
Loudon und Friedrich gegenseitig
beobachteten und Ersterer das Eintreffen
der Ruffen erwartete, die sich in den
langsamsten Märschen der Oder näherten
und endlich am 12. August mit Loudon
vereinigten. Jedoch wurde 3. durch diese
Letzteren nur in seinen Unternehmungen
gehindert, denn die Nuffen waren den
Preußen durchaus nicht feindlich gesinnt
und zeitgenössische Schriftsteller berich.
ten, daß russische Generale und Officiere
auf dem Marsche erklärt haben, sie wür<
den die Preußen nie angreifen, sondern
sich nur wehren, wenn der König selbst
auf sie losschlüge. Auch hatte der Anfüh-
rer der Ruffen den zuerst beabsichtigten
Angriff Loudon's auf das preußische
Lager bei Schweidnitz — und wie es
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon