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Gesandten nnd bevollmächtigten Mini«
ster am Hofe zu Kopenhagen. Diese
ftlbststandige diplomatische Stellung be-
kleidete der Graf in der wichtigen
Epoche 1812—l8!4. Im letztgenannten
Jahre wurde er in gleicher Eigenschaft
nach Stuttgart verseht, im Jahre 1818
zum kais. Internuntius in Constautinopel
ernannt, 1821 mit der geheimen Raths-
würde ausgezeichnet. Im I . 1823 ging
Graf L. als Gesandter nach Turin und
von dort Ende Mai 1827 als Botschaf,
ler nach Rom. welcher Posten ihm be°
reils im December 1823 war verliehen
worden. Bis zum Jahre 1848 — durch
21 Jahre — hatte Graf 3. den rö°
mischen Botschafterposten bekleidet. I n
Eonstantinopel befand er sich während
der Schrecknisse des griechischen Aufstau»
des, umringt von Gefahren und den
furchtbarsten Scenen. Man rühmt ihm
nach, daß sein Muth und seine Men-
schenliebe damals manchen schönen Sieg
erkämpft habe und es seinen energischen
Bemühungen gelimgcn sei, viele Un-
glückliche zu retten. Als Botschafter in
Nom vertrat er unter vier Päpsten,
Leo XII, PinS VII I , Gregor XVI,
und Pius IX. und bei drei Conclaven
seinen Monarchen. Vorzügliche Anerken«
nung wurde feinem Verhalten gezollt bei
dem Conclave, aus welchem Pius VIII.
als Papst hervorging. Bei seiner um»
fassenden, schon von den wechselnden
Systemen seiner Erziehung zuerst als
Soldat, dann als Theolog und zuletzt
als Diplomat bedingten vielseitigen Bil»
düng brachte er zu seiner Stellung als
Staatbmann Liebe für Kunst und Wissen«
schaft mit, welche ihm nicht nur die
Stunden seiner Muße verschönte, sondern
ihm auch sonst auf seinem einflußreichen
Posten trefflich zu Statten kam. So trat
er gern und leicht in Verkehr mit allen z denen, die diesem Cultus sich widmeten.
Alle geistigen Größen, die seinen Krcis
berührten, zog er unmittelbar zu sich
heran; so z. B. in Negensburg die
Botaniker Duval und Hoppe; in
Kopenhagen die berühmte Schriftstel-
lerin Friderike Brun, in Stuttgart
den Bildhauer D a n n e ck e r. Ueber
sein Wirken nach dieser Seite hin
wahrend seines diesjährigen Aufent-
haltes in Rom, wie rr ausgezeichnete
Leistungen zu würdigen, angehende
Talente zu fördern und zu unterstützen
wußte, darüber mögen noch lebende
Künstler Zeugniß geben, die dieß an sich
selbst zu erproben Gelegenheit gehabt
haben. Die Huld seines Monarchen
halte ihn mit den Großkreuzen des
St. Stephan- und Leopold'Ordens ge<
schmückt, Papst Gregor XVI. ihn mit
dem Großkreuz des St. Gregor-Ordens
in Brillanten ausgezeichnet. Auch haben
ihm Dänemark, Bayern, Toscana, Parma
u. A. ihre Decorationen verliehen. Ueber>
dieß war er Ehrenbailli und Großkreuz
des Iohamu'ter-Ordenö und die k. k.
Akademie der bildenden Künste in Wien
hatte ihn schon im Jahre 1836 zum
Ehrenmitgliede ernannt. In Folge der
Ereignisse des Jahres 1848 war der
Graf nach Oesterreich zurückgekehrt und
damals, 68 Ialsre alt. in den Ruhestand
getreten. Giner seiner Biographen be«
merkt im Hinblick auf sein staatsmanni-
sches Wirken „dasselbe liefere einen
sprechenden Beweis, daß wahre Politik
den Anforderungen strenger Rechtlichkeit
nicht widerspreche, im Gegentheile dieser
ihre schönsten Erfolge verdanke"; und
sein Nekrolog in der Sahburger Zeitung
schließt mit den Wortm: .Ehren und
Auszeichnungen hat er gesammelt, aber
keine Reichthümer. Indeß hinterließ er
Kleinode, die keinem Wechsel der Gel«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon