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M.
Mllllger, Joseph Kar l (Mitglied
des österreichischen verstärkten Reichs-
rathes im Jahre 4860, geb. zu Krön»
stadt in Siebenbürgen 13. März 1813).
Sein Vater war Kaufmann in Krön»
stadt. Nachdem der Sohn seine geistige
Ausbildung am Obergymnasium zu
Kronstadt erlangt, trat er in das Han-
delsgeschäft seines Vaters ein und ging
später — 19 Jahre alt — um sich in
seinem Berufe weiter auszubilden, nach
Wien. Als im Jahre 1834 sein Vater
gestorben, übernahm er dessen Geschäft
und führte es, Anfangs in Gemeinschaft
mit seinem Bruder Friedrich, spater
allein bis zum Jahre 1837 fort. Im
Jahre 1846 in den Gemeinderath von
Kronstadt gewählt, brachte er, mitunter
auch in der Tagesprefse, manche Ge-
brechen und Angelegenheiten der Com»
mune ohne Rücksicht und mit Freimuth
zur Sprache und erntete dafür vielfache
Anfeindung und bitteren Haß, was ihn
jedoch nicht irre machte, den betretenen
Pfad zur Förderung des Gemeinwesens, so
weit es in den Kräften des Einzelnen
liegt, weiter zu wandeln. Die Thatkraft
und Entschiedenheit, mit der er im Jahre
1848 auftrat, richtete die allgemeine
Aufmerksamkeit noch mehr auf ihn. Er
beantragte damals zum Schutze gegen
das Proletariat die Errichtung einer
Bürgerwehr und stellte sich selbst mit
einem Freunde an die Spitze eineS aus
400 jungen Leuten, der Blüthe der
Kronstädter Jugend, gebild^en Corps. Nachdem die Nationalvertretung in Her-
mannstadt verstärkt und M. in dieselbe
gewählt worden, trat er trotz vielfacher
Verdächtigungen mannhaft für die
Rechte der sächsischen Nation ein. Aus»
gezeichnet und denkwürdig ist sein Ver»
halten zur Zeit,.als die Schrecken der
Revolution auch an die Grenze des
Kronstädter Kreises gedrungen waren.
Um seiner Ueberzeugung nicht untreu zu
werden, wanderte M. das erste Mal im
strengsten Ianuarfrost mit Weib und
Kind über's Gebirge in die Walachei
und blieb dort bis zur ersten Besetzung
Kronstadts durch den russischen General
Engelhardt. Aber noch einmal wen»
dete sich das Blatt, als am 19. März
1849 Bem in Kronstadt einrückte. Da»
mals, während alles stoh. blieb M. in
Kronstadt, der Dinge, wie sie kommen
mochten, gewartig. In diesen Tagen,
in den gefährlichsten Momenten, war er
es. der sich entweder allein, unaufgefor.
dert und mit Hintansetzung der eigenen
Sicherheit, gegen jede Willkür stemmte,
oder als Führer der Deputationen der
Bürger vor dem gefurchteren Csänyi
s^Bd. I I I , S. 42) und anderen Gewalt-
habern in Kronstadt, ja sogar als An-
kläger dieser in Gegenwart der Ange«
klagten, selbst vor dem General Bem,
eine, auch von seinen politischen Gegnern
anerkannte Energie, Kühnheit und Gei-
stesgegenwart entwickelte. Als in Klau-
senburg das Leben seines Freundes, des
Pfarrers Roth in Gefahr schwebte.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon