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Waager 486 Maager
eilte Maager nach Debreczm und
sprach vor den Gewalthabern in so
kühnen und männlichen Worten, daß er
ernstlich gewarnt wurde, sich nicht selbst
um den Kopf zu reden. Im Juni 4849
flatterte wieder das Banner Oesterreichs
auf dem Kronstadter Bergschloffe. Es
kehrten allmälig die Flüchtigen wieder
heim und wurden tapfer, und nun wurde
auch Maager's Verhalten verdächtigt
und entstellt. Lange Zeit ließ sich M. nicht
irren, setzte wie bisher seine Thätigkeit
im Gemeinderathe fort. Als aber die
Chicanen und Unbilden noch immer nicht
nachließen, trat er, dieses Treibens satt.
aus der Communität. Die Regierung,
welche richtiger gesehen, ehrte die Ver>
dienste des Patrioten damals durch Ver>
leihung deS goldenen Verdienstkreuzes.
Als die Handelskammern in Oesterreich
errichtet worden waren, wurde M. zum
Präsidenten der in Kronstadt bestehenden
gewählt und ging bei jeder Neuwahl
immer wieder einstimmig als Präsident
hervor. Durch ihn wurde die Kronstädter
Handelskammer eine der thätigsten in der
Monarchie. Sein Geschäft als Kauf.
mann hatte er aufgegeben, als er im
Jahre 4837 zum Director der Krön-
städter Filiale der Creditanstalt ernannt
worden, welche Stelle er aber spater
auch wieder niedergelegt hatte. Die
nun blühende großartige Kronstädter
Eisenbergwerksunternehmung verdankt
ihm, der sie trotz zahlloser Schwierig,
keiten in's Werk setzte, ihre Begrün-
dung und ihr Gedeihen. Auch für
die Siebenbürger Eisenbahnfrage, in
der er eine Lebensfrage seines Va-
terlandes sieht, kämpfte er mit uner»
müdlichem Eifer. Als Angehöriger der
evangelischen Kirche trat er kräftig für
deren Rechte ein, in der Kronstädter
Kirchengemeinde selbst bekleidete er das Amt des ersten Kirchenmeisters und hat
als solcher die Verwaltung aller Kirchen»
und Schulfonde unter sich. Durch ein
solches Vorleben voll Thatkraft und
zweckmäßiger Schaffenslust erklärt es
sich wohl von selbst, daß, als mit kais.
Patente vom 3. März 1860 eine Verstär-
kung des Reichsrathes durch außerordent-
liche Reichsräthe angeordnet wurde,
unter der Zahl der neuen Räthe der
Krone auch Maager sich befand. Auf
diesem Posten nun hatte M. reichlich
Gelegenheit, in den wichtigsten, die
Monarchie betreffenden Fragen mitzu»
sprechen und die Aufmerksamkeit der
Regierung auf mannigfache Uebelstände
und Bedürfnisse hinzulenken. Er hat,
wie einer seiner Biographen schreibt:
„die beiden Säulen des staatlichen Fort»
schrittes, kirchliche und politische
Freihei t , erfaßt und sie mit edlem
Selbstbewußtsein, mit männlicher Kraft
und geisteSfrischer Rede aufgerichtet".
I n der Rede, welche er in der Sitzung
vom 40. September 4860 gehalten, gab
er den Beschwerden seiner (der evangeli«
schen) Kirche Ausdruck und nachdem er
alle Puncte lichtvoll erörtert, begründete
er in faßlichster Weise die Nothwendig-
keit, daß die vollständige Gleichberechti»
gung aller christlichen Konfessionen als
Staatsgrundgesetz erklärt und zur Wahr«
heit gemacht werde. Maager hatte mit
diesem Antrage nicht geringe Noth, da
im ganzen Reichsrathe außer ihm nur
noch ein Protestant saß, der Brünner
Industrielle Philipp Schöler, Rhein»
Preuße von Geburt. I n vielen Adreffen
wurde ihm Dank und Anerkennung aus'
gesprochen und von der Kanzel des
evangelischen Gotteshauses in Wien der
Ruhm seiner mannhaften und bekennt»
nißtreuen Seele verkündigt. Und wie
auf kirchlichem so auch auf staatlichem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon