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Mächa 197
kräht mehr nach ihnen, während Mg. ch a's
Name und Geist noch immer in böhmi-
schen Herzen leuchtet und blüht. Macha
ist besonders ein Liebling der Jugend.
Wer kann der Liebe Vorschriften machen
oder nach ihren geheimnißvollen Zügen
und Quellen fragen? Sie ist kein Preis,
den man erwerben kann. sie ist ein freies
Geschenk, und glücklich, dreimal glücklich
der Dichter, dem die jungen Herzen ein
solches Gescbenk darbringen! Er kann
mit freudigem Stolze auf die unverschäm»
ten kritischen Wanzen herabsehen, die sich
erdreisten, sein schönes Werk: »r^nao-
V7arl6 L^vär^ (gereimten Schmarm) zu
schimpfen, wie es unserem Mä.cha wirk»
lich passirte'. Das ist das Zoos des Schö-
nen auf Erden! Literarische Dunkelmann»
lein liebten es von jeher, das Strahlende
zu schwärzen. Allein was thut die graue
wafserschwangere Wolke dem holden
Abendstern?? . . " (Herausgeber glaubte
diese Stelle — obgleich ihr Ton nicht
jedem zusagen dürfte, unverkürnmert her»
setzen zu müssen, weil sie fo recht den
Jammer von „Dichters Erdenwallen"
kennzeichnet.) Was Mäch a den Menschen
betrifft, so war er, wie ihn seine Bio-
graphen schildern, eine der originellsten
Persönlichkeiten, welche die neuböhmische
Literatur aufzuweisen vermag. Er besaß
einen festen, entschiedenen, aber verfchlos»
senen Charakter. Neben starker Ausdauer
und großem Selbstvertrauen erfüllte ihn
ein hoher Grad von Ehrgeiz, der zu-
weilen in eine gewisse Sucht nach Origi-
nalität ausartete, die sich namentlich in
seiner äußeren Erscheinung offenbarte.
Daher kam es, daß MHcha von Vielen
für einen bizarren Sonderling gehalten
wurde. Dabei aber blühte in seinem
weichen Dichterherzen die edelste Sym«
pathie für menschliche Leiden und die
innigste Vorliebe für die Natur. Sein ^ Geist lebte rastlos in ihren Schönheiten,
sie gab er in einer reichen Gallerie von
Dichtungen wieder. Seine Freude war
es, an besonders interessanten Puncten
den Sonnenaufgang oder Sonnenunter»
gang zu betrachten, ja es geschah häusig
genug, daß er eine Nacht unter GotteS
freiem Sternenhimmel zubrachte, um einen
Sonnenaufgang nicht zu versäumen. Die
Ursache jener düsteren Stimmung, die
aus seinen Gesängen spricht, ist bei ihm
theils ursprüngliche Anlage, theils war
auch bei ihm, wie bei vielen Poeten, der
Schmerz des Dichters Antheil, und in
der That war er daheim nicht, auf Rosen
gebettet und die böhmischen Parnaß«
zustande waren zu seiner Zeit durchaus
nicht darnach angethan, um eben heitere
Lieder anzustimmen. Ueber seine Denk-
mäler, Gedächtnißtafel vor dem Fenster
seines Sterbezimmers, in Leitmeritz, über
seine literarifche Charakteristik als Dichter,
vergleiche die Quellen. Ein sinniges Mit»
tel. sein Gedächtniß zu erhalten, war aber
die von der neuöechischen Dichterschule
ausgeführte Begründung eines poetischen
Jahrbuchs, das nach Mä.cha'S Haupt»
dichtung nNäj" den Namen führt, und
deffen erster Jahrgang im Jahre 1333
erschienen ist. Auf dem Fried Hofe in Zeit»
meritz, wo er begraben, haben ihm seine
Landsleute ein Denkmal errichtet, was
Veranlassung wurde, daß die Deutschen
ihrem in Leitmerih geborenen Landsmanne
Emanuel Hilscher >M. IX, S. 29)
gleichfalls eines aufstellten.
I. Zur Biographie, a) ßechische Clneüen. ku-
mir , dsiletristiok? tMsnnllc, d. i. sumir,
belletristisches Wochenblatt (Prag. gr. 8».)
l853, Nr. 45 u. 46. ^Hier und in anderen Quel»
len ist der t5. November alsMäch a's Geburts«
tag angegeben; dem Taufscheine zufolge ist
aber Mächn am Itt. November 18l0 geboren.
Waö endlich den uns Deutschen Unverstand«
lichen Namen N72.sk betrifft, so bedeutet
Ü5ü6k altöechisch: Heinrich, neuöechisch:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon