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sammengezogen. Indessen zog die franzö
sische Armee immer machtigereVerstärkun
gen an sich, und ein rascher feindlicher
Angriff war jeden Augenblick zu gewär.
tigen. Wie die Dinge eben standen, galt
es vor Allem, dem Feinde zuvorzukom
men und ihn nicht über die Grenze rücken
zu lassen. I n der That wurden auch die
Bewegungen des neapolitanischen Heeres
so rasch und geschickt ausgeführt, daß die
Franzosen das ganze diesseitige Gebiet
des Kirchenstaates und die Hauptstadt
aus freien Stücken räumten. Am 29. No
vember hielt König Ferdinand seinen
Einzug in Rom. Aber nicht lange währte
dieser glückliche Anfang. Verrath und
Feigheit hatten bald in der Führung der
auf anderen Wegen ziehenden Seiten
colonnen sich bemerkbar gemacht, und
das königliche Heer gerieth in Lagen, die
dessen ganze Vernichtung besorgen ließen.
Der König Ferdinand verließ Rom
und kehrte nach Neapel zurück, und der
Rest des über die Hälfte durch schnöden
Verrath aufgeriebenen Heeres zog sich
nach Capua zurück. Den Anstrengungen
Ma ck's war es gelungen, den Rückzug,
ohne vom Feinde erreicht zu werden, aus»
zuführen. Nun eilte Mack nach Neapel,
wo er den Hof bereits auf der englischen
Flotte zur Flucht nach Sicilien eingeschifft
fand. Nelson lud auch Mack ein, sich
mit seinen deutschen Officieren einzuschif«
fen. Aber der Minister Acton wider-
setzte sich der Einschiffung Mack's. indem
der Rückzug nach Calabrien noch immer
offen stehe, wenn die Gefahr dränge. Da
auch der König dieser Ansicht beipflich«
tete. blieb Mack, begab sich nach Capua.
ließ am rechten Ufer des Volturno ein
kleines verschanztes Lager anlegen und
setzte in jedes der Hauptwerke einen
österreichischen Officier als Befehlshaber.
Wie es aber mit den Besatzungen selbst bestellt war, erhellet aus der Thatsache,
daß die österreichischen Officiere denselben
die Versicherung gaben, sie würden, wenn
sie ihre Plätze verließen, mit Kartätschen
die Flüchtigen niederschmettern. Die Lage
Mack's und seiner Begleiter unter diesem
welschen Meuterergesindel ward mit jedem
Tage bedenklicher. Nun ergab sich gar
Ga8ta ohne Noth. Täglich ja stündlich
mehrten sich
dieZeichendesVerrathes. Die
Manner, die das Ruder des Staates in den
Handen hielten, waren entweder schwach
und hatten die Köpfe verloren, oder auch
Verräther. Die Stimmung der Bevölke»
rung Neapels erregte immer größere Be-
sorgnisse. Mack nahm sein Hauptquar--
tier in Casaria. Aber schon in der fol-
genden Nacht brach in Neapel der Auf-
stand aus, der sich bald über alle Can«
tonirungen verbreitete. Truppen und
Insurgenten machten gemeinschaftliche
Sache. Mack's Hauptquartier war von
den Aufrührern umrungen, und kaum war
es ihm noch gelungen, sich mit seinen
deutschen Ofsicieren nach Caivano zu dem
General-Lieutenant Duca d iSalandro
zu flüchten. Aber auch dahin wurden sie
von dem aufständischen Pöbel verfolgt und
Mack war gezwungen, sich an den fran<
zösischen Ober>General Champion net
mit dem Ersuchen zu wenden, ihn und
seine Gefährten als Oesterreicher aufzu-
nehmen, und
sie vor den grausamen und
blutgierigen Lazaronis zu retten. Da gs»
schah es. daß, als Mack den ihm von
dem Könige von England geschenkten
Ehrendegen dem General Champion-
net übergeben wollte — denn im Grunde
war der General Mack doch nur ein
Kriegsgefangener Ch ampionnet's —
dieser die ihm dargebotene Waffe mit den
Worten ablehnte: „Die Gesetze meiner
Republik verbieten mir den Gebrauch
englischer Waaren". Mack und seine
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon