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Elisabethiner» Gymnasiums Or. Burg
einen wohlwollenden Freund, der sich
seiner annahm, ihm freie Wohnung und
unentgeltliche Collegien verschaffte, was
wohl einigermaßen seine Lage erleichterte,
die jedoch bei dem Mangel aller Geld
mittel noch immer mißlich genug war.
Doch bald sollte sich dieselbe verbessern,
und dazu halfen seine Musikkenntnisse;
sein Wohlthäter, Professor Burg , ver-
schaffte ihm das Benefiz eines Calefactors
bei dem Elisabethiner-Gymnasium und
Cantors zum heil. Hieronymus. Bald
fand er noch andere werkthätige Freunde,
und eine alte reiche Frau nahm sich mit
besonderer Warme seiner an, redete ihm
zu das theologische Studium zu ergrei»
fen. was denn M. auch willig that. Sie
versprach ihm nun bleibende Unter-
stützung und wollte ihm, wenn er der
Theologie treu bleibe, einen großen
Theil ihres Vermögens als Erbe hinter«
lassen. Der bald darauf ausgebrochene
Krieg erweckte in ihm die Besorgniß.
daß er, da er eine stattliche Gestalt be-
faß, unter die Soldaten genommen wer-
den könnte. Dör Besuch einer Akademie
vermochte ihn vor dieser Gefahr zu er«
retten. Mit den eigenen Ersparnissen
und einer ansehnlichen Unterstützung sei-
ner reichen Wohlthäterin wurde er in
die Lage versetzt, nach Halle zu gehen,
um dort die begonnenen theologischen
Studien fortzusetzen. Aber die Gefahr
unter die Soldaten genommen zu wer»
den, wurde mit der Fortsetzung des
Krieges immer größer. Auch die Hoch»
schulen blieben nicht mehr verschont, und
die Ausländer auf denselben am wenig»
sten. I n Halle befanden sich damals
7000 Studirende. I n dieser Besorgniß
verließ M. Halle und wandte sich nach
Wittenberg, wo eine entscheidende Wen-
dung seines Geschickes eintrat. Dort gewann er die Theilnahme des Doctors
der Arzneikunde 3 angguth, durch ihn
wurde er ungarischer Bibliothekar an
der Universität, mit welchem Postm
nebst der freien Wohnung auch freie
Kost im Convictorium verbunden war,
und das Ephorat ertheilte ihm für die
drei nächsten Jahre ein kleines Stipen-
dium. I n seiner Unentschiedenheit ob er
das theologische Studium fortsetzen, oder
aber jenes der Medicin, für das er
noch eine große Neigung zeigte, begin»
nen solle, half ihm Or. Langguth,
der ihm zusprach, jenes der Medicin zu
Wahlen. Nun aber begannen neue Be«
drängnisse, die Breslauer Wohlthäterin
entzog ihm, weil er die Theologie auf-
gab, ihre fernere Unterstützung und die
Belagerung Wittenbergs im Jahre 1760
steigerte nur noch mehr seine trostlose
Lage, aus welcher ihm jedoch die Theil»
nähme neuer Freunde und die Unter»
stützung der Universität half, die ihm
seine tüchtige Verwendung in der Biblio«
thek mit Vermehrung seines Stipen-
diums lohnte. Nun ebnen sich für einige
Zeit seine Pfade, die Nahrungssorgen
nahmen, durch ansehlichere Stipendien
und Verleihungen von Stellen beseitigt,
ein Ende. Im Jahre 1762 ernanute ihn
L a n g g u t h zum Custos des Anato-
mischen Museums und der Seltenheiten,
und so lag M. drei Jahre seinen
Studim ob, als es ihn drängte, zur
größeren Vervollkommnung seiner Kenni-
niffe die Akademie in Straßburg oder
Berlin zu besuchen. In der Hoffnung,
seine frühere Wohlthäterin wieder für
sich zu gewinnen, begab er sich zuvörderst
nach Breslau, fand aber die alte Frau
in einer solchen Erbitterung gegen ihn,
daß er nicht nur nichts mehr zu hoffen
hatte, sondern von ihr aufgefordert, die
bisher erhaltenen Summen zurückzu«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon