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merksamkeit mehrerer Kunstfreunde, die
an seinen Arbeiten sein Talent er-
kannten, ihm mit Rath beistanden und
so seine Ansichten in Kunstsachen theils
berichtigten, theils erweiterten. Nach
einem mehrmonatlichen Aufenthalte in
Le Mans ging er 1842 nach Nantes
und dort erregte ein von ihm geschnitztes
Crucifix die Aufmerksamkeit eines Bild'
Hauers, der ihm Anträge machte, welche
M. auch annahm. Hier fand nun M.
vollauf Beschäftigung, aber was für ihn
noch wichtiger war, eine bedeutende
Gemäldegallerie und eine Sammlung
von Gypsabgüffen nach Antiken, an
denen er nun seinen lebendigen Bil>
dungsdrang vollends befriedigen konnte.
Zwei Jahre lang hatte M. bei feinem
Herrn in Nantes gearbeitet und auch
seine Studien fleißig fortgesetzt, als
er sich stark genug fühlte, selbstständig
aufzutreten. Er hatte sich in der Zwischen-
zeit viele Freunde und Gönner und sich
auch als Künstler einigen Ruf erworben.
Ein Frauenkloster zu Nantes übertrug
ihm zuerst die Verfertigung einiger
Statuen für eine neue Capelle. Die
vollendeten Statuen fanden solchen Bei»
fall, daß ihm nun auch die innere und
äußere Ausschmückung der Capelle an-
vertraut wurde. Nun erhielt er zahl-
reiche Aufträge von anderen Kirchen zu
Nantes und aus der Umgebung. Sein
Geschäft kam in Blüthe, er mußte neue
Kräfte aufnehmen, um mit deren Hilfe
die übernommenen Verpflichtungen aus-
zuführen. Ein im Jahre 1818 vollen-
deter Christus, von kolossalen Dimen»
sionen (10 Fuß Höhe), machte besonders
großes Aufsehen. Nun erhielt er von
dem Präfecten des Departements der
Nieder-Loire die Bestellung zweier kolof»
saler Statuen aus Etein, nämlich der
beiden Connetables „Duguesclin" und „Olivier von Clifson", mit welchen die
Hauptstraße von Nantes geschmückt
werden sollte. Diese beiden Werke,
welche der Künstler selbst für seine ersten
erklärte, die sich über das Alltagliche
erhoben, befestigten seine Stellung als
Künstler in unerwarteter Weise. Die
Stadt, um ihm einen ehrenvollen Be-
weis ihrer Zufriedenheit.zu geben, stellte
ihn als Lehrer der Bildhauerkunst mii
einem angemessenen Gehalte an. Zu-
gleich wurde er von der Akademie in
Nantes unter ihre Mitglieder aufgenom«
men. Seit dieser Zeit ist M. in Nantes,
wo er sich mit der Tochter eines kunft»
reichen Glockengießers aus Rennes in
der Bretagne verheirathet hatte, ansäßig,
und hat eine stattliche Reihe von Kunst»
werken vollendet, die seinem Künstler-
namen eine dauernde Erinnerung sichern.
Hier folgt eine gedrängte Darstellung
der bedeutenderen; es sind: „Nie Königin
Anna" und „Ner l5llnnetable nan Nichemunt",
Statuen aus Stein, für die Hauptstraße,
le Cours genannt, auf Bestellung der
Stadt Nantes 1822 vollendet; — „Und-
mig XVI.". sechs Fuß hohe Statue für
die Stadt Laurour in der Vend6e; —
„Zngmsrlin", acht Fuß hohe Statue, für
den Hauptplatz der Stadt Dinan und
eben derselbe für die Stadt Rennes; —
„Vndnng XVI.", eine kolossale Statue für
den nach diesem Könige genannten
Platz in Nantes, im Jahre 1823 auf-
gestellt; — „Nie neun Musen", sechs Fuß
hohe Statuen für die Colocmade deS
Theaters zu Nantes; — „<5urnei!le" und
Muliere", zwei acht Fuß hohe Statuen
am Eingänge desselben Theaters auf»
gestellt; — „Aer Seeheld Zngaq-Grllnin",
ür die Stadt Samt Malo; diese im
Auftrage des Ministeriums des Innern
ausgeführte Statue ist aus Carrara-
Marmor; der Künstler kam aus diesem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon