Seite - 291 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Band 16
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Verleihung des Commandeurkreuzes des
St. Stephan-Ordens und der gehei-
men Rathswürde belohnt. Bald darauf
wurde M. zum Obergesvan des Honter
Comitates ernannt. Auf diesem Posten
erwarb er sich auch das Vertrauen
des Erzherzogs Palatin J o s e p h ,
dessen auf die Wahrung und stufen-
weise Entwickelung der Verfassung ge-
richtete Bestrebungen er seit jener Zeit
treu und unerschütterlich unterstützte. Eine
nicht minder ersprießliche Thätigkeit ent-
faltete M. auf dem 1780ger, dem söge»
nannten Krönungslandtage. Auf dem«
selben erlangte und eben durch ihn die
ungarische Akademie der Wissenschaften
ihre Existenz, ihre Sicherstellung und die
Sanction ihrer Statuten. Nach diesem
Landtage, am 7. November 4834, wurde
M. zum Staatsrathe ernannt und war
auch auf diesem Posten ein Vorbild der
Thätigkeit und Hingedung für die In«
lereffen des Vaterlandes und der Krone.
Durch die Ernennung, des Grafen Czi-
r aky zum Minister wurde die Würde des
.Irläbx 0uria6 ledig. Von Kaiser Ferdi-
nand wurde dieselbe am 4. April 1839
dem Staatsrathe Ma j l ^ th verliehen.
Mit diesem Amte ist das Präsidium im
gesehgebenden Körper verbunden. Auch
auf diesem Posten ist nur Ruhmvolles
von seiner Thätigkeit zu verzeichnen und
als solcher hatte er auf dem 1840ger
Landtage wesentlichen Antheil an der zu
Ende desselben ausgesprochenen Amnestie
und an der bezüglich der ungarischen
Sprache erwirkten gesetzlichen Bestimmun«
gen. I n der kurzen Skizze eines Lebens,
welche dieses Lexikon zu bringen vermag,
läßt sich das staatsmännische Wirken
eines Mannes wie M. nicht darstellen.
Es kann kaum in den äußersten Umrissen
ein Bild seiner segensvollen Thätigkeit
gezeichnet werden. Lonovicö in seiner in der Akademie auf ihn gehaltenen Denk«
rede würdigt ausführlich seine mannig,
faltigen Verdienste. Mit einer musterhaften
Religiosität verband er wahrhafte Duld«
samkeit, welche die Ueberzeugung Anderer
zu ehren und jeden Fanatismus verdatn-
mend Gewissensfreiheit in vernünftigem
Sinne aufrecht erhalten wissen will. Mit
diesen und anderen trefflichen Eigenschaf'
ten vereinte er die Gabe deS WorteS und
der Rede. Mit ihr, ruft Lonovics, war
er besonders gesegnet und wenn er seine
Gedanken auf's Papier warf. so war jede
seiner Schriften ein vollendetes Meister-
werk, wenn er aber an öffentlichen Orten,
in den Berathungssälen des Comitates,
der Gesetzgebung oder Commissionen, sei es
als Präsident oder als Wortführer oder
als einer der Vorkämpfer die Stimme
erhob, so hielt er durch Schärfe seiner
Logik, durch das unumstößliche Gewicht
seiner Beweisgründe und den Zauber sei«
ner ungesuchten Beredsamkeit die Auf«
merksamkeit der Zuhörer bis an's Ende
in Spannung, unter denen er auch jene
zum Staunen hinriß, deren Bekehrung
der Parteigeift im Wege stand. Es gab
keinen so abstracten Gegenstand, keine so
trockene Angelegenheit, denen nicht, wenn
er darüber sprach, ein blitzender Funke
der Beredsamkeit entlockt worden wäre,
gleich jenen kühlen und erfrischenden Wäs-
sern, die dem ermüdeten Wanderer zur
Linderung seines Durstes aus den Felsen
der Wüste entquellen. „Als ein Mann der
vernünftigen Freiheit liebte er jene Men»
schen nicht, welche nach Tocqueville's
Worten den Geschmack des Sclavensinnes
als einen Bestandtheil der Tugend betracht
ten und eben deßhalb, weil er in der
Debatte die Aeußerung der Freiheit und
ihren Fortschritt erblickte, fand er auf
jedem Terrain Wohlgefallen an ihr und
zwar nicht im Selbstbewußtsein eigener,
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon