Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lexika
Wurzbach-Lexikon
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Band 16
Seite - 361 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 361 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Band 16

Bild der Seite - 361 -

Bild der Seite - 361 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Band 16

Text der Seite - 361 -

Mandelli 361 Mandelli später auf der großen Universität, die er nicht nennt, welche aber ohne Zweife! Paris ist, unabhängig leben zu können. Von nun an war er verschollen und selbst ssine Eltern glaubten ihn längst verstorben. Als in den Dreißiger-Jahren ein gelehrter Ungar.NamensTessed ik, Paris besuchte, erfuhr er bei Frau von Schlegel, geb. Mendelssohn, daß ein gelehrter Lands« mann von ihm in Paris lebe. der öfter ihr Haus besuche. Tessedik suchte ihn auf und erkannte in ihm unseren Man dell i , der schon damals, wieGräffer schreibt, „auf den gefährlichsten Gleb schern theoretischer Speculation stand". Aus Tessedik's Mittheilungen in dem ungarischen Blatte: i'uHomg.n^os (3^üj- tVinön^ d. i. wissenschaftliche Nachrichten, und aus verschiedenen Nekrologen nach Mandell i 's Tode, insbesondere aus dem Nachrufe, den ihm Charles Nodier gewidmet und der durch diese Todesan» zeige dem Hingeschiedenen ein schönes Monument gesetzt hat, bekommen wir annäherungsweise ein Bild dieses merk« würdigen Sonderlings. Mandel l i war nach den bezeichneten Quellen einer der größten Philologen unserer Zeit, der vielleicht den bekannten Abbö Mezzo» fanti in Rom übertraf. Er verstand die meisten lebenden und ausgestorbenen ge» lehrten Sprachen Europa's und Asiens, namentlich französisch, deutsch, englisch, italienisch, spanisch, die slavischen Spra- chen, magyarisch, griechisch, lateinisch, hebräisch, arabisch, persisch, hindostanisch (auch Sanskrit), chinesisch u. s. w. und rühmte sich selbst, er könnte von jedem Puncte Europa's eine Reise nach China unternehmen, ohne eines Dolmetsch zu bedürfen. Seine Lieblingssprachen warm jedoch die lateinische, griechische, hebräische, arabische und persische, aus denen er sich durch Vermischung eine eigene gelehrte Sprache gebildet hatte, aus welcher er oft, wenn er französisch sprach, einzelne Wörter einmischte und nur wenn er merkte, daß man ihn nicht verstanden habe. er- klärte er solche Phrasen ganz französisch mit dem Zusätze „wie Ihr es zu nennen pflegt". Aber M. war nicht nur ein großer Philolog, sondern auch ein Mathe- matiker, in der Taktik bewandert. Histo» riker, Jurist, Theolog, kurz ein in unse- rer Zeit seltener Polyhistor. I n der Philosophie war Plato fein Orakel; diesen wußte er beinahe auswendig und citirte ihn oft in seinen gelehrten Ge« sprachen. Im praktischen Leben nahm er sich aber nicht den eleganten Plato, son» dern den Cyniker Diogenes zum Muster. Seine Garderobe bestand aus einem alten Soldatenrocke, den er wahrscheinlich bei einem Trödler gekauft hatte, und einem Paar alten Ueberschuhen. Als ihm einst ein gelehrter Freund gute Klei- dungsstücke aufgedrungen hatte — denn er war sehr schwer zu bewegen. Geschenke anzunehmen — verkaufte er sie an einen Trödler und kaufte sich Bücher dafür. Er trug einen langen Bart, der schon halb grau war und ihm Aehnlichkeit mit einem griechischen Philosophen verschaffte. Er nährte sich von Commißbrot, welches er an Kasernenthoren kaufte und welchem er manchmal einige rohe Kräuter oder Wur« zeln beifügte. Gekochte Speisen aß er nie in Paris. Er heizte sich nie ein. Sein Hausgeräthe bestand aus einem Hölzer» nen Armstuhle, aus einem Schemel, einem rohen Tische von Zitmnermanns- arbeit, einem kleinen Schranke, worin er seine Bücher und Schriften aufbewahrte, einem Brete mit einem Strohsacke, wor- auf er schlief, einem Tintenfaß, das aus einem zerbrochenen Glase bestand, einem Scherben, der zu einer Lampe diente, zwei Wafferkrügen und einer Schiefertafel, auf
zurück zum  Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Band 16"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Londonia-Marlow, Band 16
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Londonia-Marlow
Band
16
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1867
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
514
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich