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Mannheimer 39t Mannheimer
stellung des Denkmals Statt, welches die
Wiener Israelitengemeinde M. hatte setzen
lassen. Das Denkmal stellt einen antiken
Sarkophag aus Mauthausener Granit dar,
ist durchaus in großen Dimensionen und in
einfachem aber edlem Style gehalten. Auf den
vier Seiten befinden
sich
deutsche und hebräische
Inschriften; die der schmalen Seiten sind.
und zwar der hinteren: .!7 . I .1t . I .N
(d. i. 2"..1,1 11'I^H N15"M 1'N»V) 'N?>
Es möge seine Seele aufbewahrt sein dort,
von wo sie entstanden). ^Diese fünf Buchsta-
ben sind überhaupt üblich auf jüdischen Grab«
steinen.) Auf der Stirnseite des Sarkophags
heißt es: Iscck Noa Mannheimer. Geboren
57. October 1793, gestorben 18. März 1863.
Dem Prediger und Lehrer die dankbare Ge>
zneinde (in deutscher Sprache). Dann auf der
»einen Längsseite:
7,1
sid"i^ siwtti 11^ d
<d. i. Hier ruht Isak Noe Mannheimer, Reli'
Zionslehrer der Israeliten zu Wien. Geboren
den 17. October 1793, gestorben den 18. Fe<
bruar 1363). Auf der andern Längsseite.-
!
.12.1 21
Plalm 40. 9.10. . ^
<d. i. „Deinen Willen zu thun. mein Gott, ist
mir Lust und deine Lehre ist in meinem
Innern". — „Ich verkünde die Gerechtigkeit
in großer Versammlung; diese meine Livvcn
halte ich nicht zurück. Ewiger, du weißt es").
Die Mllnnheimer-Stiftllng. Als im Octo>
ber des Jahres 1863 die Wiener israelitische
Cultusgemeinde das 70Mrige Geburtsfest
Mannheimer's feierte, widmete M. einen
ihm als Ehrengade zur Verfügung gestellten
Betrag von 4000 ft. in Grundentlastungs«
Obligattonen für einc Stiftung, „deren Zins»
erträgniß jährlich zur Unterstützung von Rab'
binern, Predigern und Lehrern, die dienst»
unfähig geworden sind, oder deren Witwen
und Waisen verwendet werden solle". Unter
Einem aber dachte er an eine Erweiterung
dieser Stiftung. Dieser Absicht des Schen«
kers entsprechend, trat bald nach seinem Tode
«in Curatorium zusammen, welches die Herren
Ignaz Bobelle, L. S. Fischet. Julius
Ritter von Goldschmidt, Dr. Kompert und Dr. G. Wol f bildeten und welches
Curatorium am 30. März 1863 einen Auf-
ruf ergehen ließ. worin es zu Beiträgen
für die Mannheimer-Stiftung aufforderte.
Welchen Erfolg dieser Aufruf gehabt, ist
nicht bekannt; aber am i?. October 1863
gelangten bereits die ersten Zinsen dieser
Stiftung zur Vertheilung. Da ferner Mann-
heim er's Predigten sowohl in Beziehung
des Styles, wie des Inhaltes als Muster-
predigten zu betrachten sind, viele Juden aber,
insbesondere in Galizien und Rußland, mit
der deutschen Sprache nicht vertraut sind, so
hat E. Kuttner es unternommen, eine Aus-
wahl von M.'s Predigten in's Hebräische zu
übersetzen. Der Reinertrag dieser durch den
Druck vervielfältigten Uebersetzung ist gleich-
falls der „Mannheimer-Stiftung" gewidmet.
Noch ist des ältesten Sohnes Mann-
heiiner's, Theodor (geb. im Jahre 1828,
gest. zu Venedig 23. Mai 1362), zu geden-
ken. Er hatte in Wien den Studien obge,
legen, die Rechte vollendet, die Doctorwürde
erlangt und die Advocaten-Prüfung überstan«
den. Die Muße seines Berufes widmete er
der Publicistik und ästhetischen Kritik, zudem
war er ein tüchtiger Musiker und leidenschaft«
licher Bergsteiger. So hatte er zu wiederhol«
ten Malen den Montblanc. Monte Rosa, die
österreichischen Alpen bereist und als mit den
nöthigen naturwissenschaftlichen Kenntnissen
ausgerüstet, genoß er als Alpenreisender einen
geachteten Namen. Seit dem Jahre 1353
jedoch begann sich ein Lungenleiden zu ent-
wickeln, daS ihn zwang, so viel als möglich
das Wiener Klima zu meiden und wärmere
Gegenden zu längerem Aufenthalte zu wäh-
len. So besuchte er denn in den letzten
Wintern Nizza, Mentone, im Sommer
Meran und Ischl. Indessen verschlimmerte
sich sein Leiden zusehends und eben von der
Hoffnungslosigkeit einer Heilung überzeugt,
in der Absicht nach seiner Vaterstadt Wien
zurückzukehren, ereilte ihn in Venedig der Tod.
Den gemeinsamen Angelegenheiten des Schrift«
stellerstandes hatte er
stets das lebhafteste werk.
thätige Interesse gewidmet, und der Schrift-
steller» und Iournalisten'Verein „Concordia"
zählt ihn zu seinen eigentlichen Begründern.
Die meisten seiner publicistischen und ästheti-
schen Arbeiten sind im Journal „Die Presse"
enthalten. Wiener Zeitung 1862, Tages-
bericht Nr. 123. - Botschafter (Wiener
politisches Blatt) l862. Nr. 143. — Bohe-
mia (Präger Blatt) 1862, Nr. t26.)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon