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Marcant 41s Marcant
Kehl. Im Jahre 1799 befehligte M. die
Vorposten bei Nauders in Tirol und
hatte durch seine wahrend geraumer Zeit
getroffenen Verfügungen sich als seiner
Aufgabe so tüchtig gewachsen gezeigt,
daß ihn der Corpscommandant Graf
Bellegarde am 23. April 1799 zum
Anführer einer Colonne von einem Ba»
taillon Graf Bztaray und vier Compag«
nien Kinsky erwählte. Am genannten
Tage bewährte M. wie sonst seine Bra-
vour und Umsicht. Unaufhaltsam vor«
dringend verjagte er die Franzosen aus
allen zum Theile sehr festen und Vortheil»
haften Stellungen, nahm das Dorf Kla«
inaschad mit Sturm und drängte den
Feind mit großem Verluste bis zu der
dritthalb stunden entfernton Brücke bei
Strada zurück. Diese durch M. erzielten
Erfolge erleichterten unserer Hauptco»
lonne jenseits des Inns das Vorrücken.
M. selbst aber begnügte sich mit den ge«
wonnenen Vortheilen noch nicht, sondern
erstürmte die Brücke bei Strada und griff
die daselbst stark besetzte feindliche Re-
doute, deren die ganze Umgebung beherr»
schende Lage höchst vortyeilhaft war, mit
einer Nnerschrockenheit und Raschheit
ohne Gleichen an. Dieser Angriff war
auch von dem glücklichen Erfolge keglet«
tet, daß die Red oute von den Unseren —
wenngleich mit starkem Verluste — ge«
nommen und besetzt wurde. Die Verluste
der Unseren betrugen 3 todte und 42 ver>
wundere Officiere. 90 Todte und 237Ver.
wundete von der Mannschaft. M. selbst
war am Kopfe schwer verwundet worden.
Aber die bedeutenden Verluste an Ofsi-
eieren und Mannschaft wie die eigene
Wunde konnten ihn nicht zurückhalten, die
durch seine und der Seinigen Tapferkeit
errungenen Vortheile vollends auszunützen
und so begann er, obgleich der Feind den
hartnäckigsten Widerstand leistete, dessen Verfolgung bis Reims auf eine Entfernung
von fünf Stunden, nahm noch das von
4000 Franzosen besetzte Reims und trieb
den an 6000 Mann starken Feind auf
diese Art in seine Hauptverschanzungen
zurück, verhinderte dessen Gegenanstren»
gungen und wußte durch gut gewählte
und oft gewechselte Stellungen die eigene
Schwache so geschickt zu verbergen, daß
er der feindlichen großen Nebermacht
gegenüber seine Position so lange be«
hauptete, bis andere Colonnen der Unse«
ren ihn zu unterstützen nachgerückt waren.
Jetzt erst gedachte er seiner Kopfwunde
und wurde er durch starken Blutverlust
ganz erschöpft nach Nauders gebracht.
Aber er wartete die Heilung seiner Wunde
durchaus nicht ab; nach kurzer Zeit, ob«
gleich sie noch offen war, erschien er
wieder im Felde und übernahm in Ab«
Wesenheit des alteren Stabsoffiziers das
Kommando. Noch im nämlichen Jahre
zeichnete er sich bei mehreren Gelegen«
heiten wieder aus: so bei Aleffandria, bei
Eröffnung der dritten Parallele, wozu er
außer der Tour mit besonderem Vertrauen
befehligt wurde; ferner bei Novi, wo er
mit außerordentlicher Bravour focht, wie»
der verwundet und ihm ein Pferd unterm
Leibe erschossen wurde; endlich in der
Schlacht bei Genola, wo er, kaum von sei»
ner Wunde hergestellt.eine außerordentliche
Verwendung fand. Mit einem Bataillon
stellte er sich dem ungestüm vordrängen«
den Feinde entgegen und hielt ihn in
seinem Vorrücken auf. Die Franzosen,
erbittert durch diesen unerwarteten und
hartnackigen Widerstand, wie durch den
großen Verlust, den sie erlitten, erneuer«
ten wieder den Angriff. Aber M. mit
seinem Bataillon hielt wacker Stand,
bis Unterstützungen herbeieilten, die dem
Gegner in die Flanke sielen und ihn end«
lich zur Flucht nöthigten. DaS Ergebniß
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon