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M. erhielt in früher Jugend, da er
ein ausgesprochenes Talent für die Musik
zeigte, im Kloster seines Geburtsortes
Unterricht in der Musik, und zwar zuerst
im Gesänge, dann wählte er das Horn
zu seinem Hauptinstrumente, nachdem
sich ihm aber in der Heimat wenig
Aussichten darboten, theils sich in der
Behandlung des Instrumentes, wie er
es wünschte, zu vervollkommnen, theils
dasselbe mit einem praktischen Erfolge
auszuüben, so begab er sich in die
Fremde, besuchte mehrere Höfe, wo er
sich kören ließ, und nahm, so vollkom
men er bereits spielte, in Dresden doch
Unterricht bei Hampel . dem Erfinder
der Inventionshörner, mit dem er auch
spater noch bis in's hohe Alter im bries
lichen Verkehre blieb. I m Jahre 1746
ging M. nach Berlin, nahm dort für
den Fall, als er in die Lage gerathen
sollte, sein Lieblingsinstrument aufgeben
zu müssen, Unterricht im Violoncellspiele
und wählte sich den berühmten Zikka
zum Lehrmeister. Während seines Auf.
entHaltes in Berlin lernte ihn. im Jahre
4748 Graf Bestuschef. der Sohn
des russischen Großkanzlers, kennen und
machte ihm den Antrag, in die Diensie
seines Vaters zu treten. M. nahm den«
selben an, ging nach St. Petersburg, wo
er bei dem Grafen gute Aufnahme fand,
auf seinem Instrumente sich hören ließ.
großen Beifall erntete und auch für den
Unterricht in der Musik stark gesucht
wurde. Als ihn eines Tages bei einer
Mahlzeit, die der Großkauzler der Kai-
serin El isabeth gab, diese auf dem
Hörne spielen hörte, nährn sie ihn als
kaiserl. Kammermuficus in ihre Dienste.
I n diesen stand er unter dem Hofmar-
schall Narischkin, der, ein Liebhaber
und Förderer der Musik, sich mit ihm in
manche Unterredung über Musik einließ,
v. Wurzbach, biogr. Leiiton. XVI. l^Gedr und gelegenheitlich auch die Möglich keit
einer Verbesserung und geeigneteren Be»
nützung der bis dahin üblichen rohen
Jagdhörner besprach. M. ging auf den
Gegenstand des Naheren ein, und brachte
nach mancherlei Versuchen und Anstren»
gungen im Jahre 4731 eine Hornmusik
zu Stande, welche bald allgemeinen
Beifall erntete und auch in ihrer Weise
damals einzig dastand. Er hatte eine
Anzahl junger in der Musik ganz unkun-
diger Iägerbursche nach und nach treff.
lich abgerichtet und der hohe russische
Adel, der an dieser Iagdmusik großes
Behagen fand. hielt auch ganze Chöre
solcher Hornisten. M. selbst wurde am
kaiserlichen Hofe zum Kapellmeister dieser
Iagdmufik ernannt und war bei dem
starken Begehr des Adels nach Hornisten
mit der Abrichtung derselben ungemein
beschäftigt. So lange sein Gönner, Hof.
marschall Narischkin. lebte, so ertrug
er auch die vielen Mühen, weil ihm ande«
rerseits manche Anerkennung zu Theil
wurde. Nach dessen Tode aber hatte er
von dem in der Mustk unkundigen Nach»
folger allerlei Chicanen zu erdulden und
griffen diese Kränkungen zuletzt auch sei-
nen Körper an. der Ende Juli 1789 von
einem Schlagftuß getroffen wurde. Schon
seit zwei Decennien hatte M. für seinen
Theil das Homblasen aufgegeben und
als Violoncellist in der kaiserl. Capelle
gedient. Nun aber trat er ganz in deti
Ruhestand über, den er noch einige Jahre
genoß. M. ist der Begründer der heutigen
Hornmusik in Rußland, welche auf einer
hohen Stufe steht und die Meisterwerke
der Tonkunst mit großer Präcision aus-
führt. M. selbst hat über die Abrichtung
im Hornblasen einen Tractat geschrieben,
den sein Biograph Ioh. Chr. Hinrichs
herausgegeben hat. Von eben diesem
HinrichS rührt auch die Schrift her:
2. Dec. 186S.) 28
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon