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Markt 438 Markl
Koch führten — nannten Mark
„Vaterl" und seine Geliebte Mutter!"
Eines Tages jedoch gerieth Kacolina au
den Einfall, in die Schweiz, dem Tummel-
platze zahlloser Sectirer, zu reisen, um
nie wieder nach Wien zurückzukehren.
Ein Arzt. Namens Graf. hatte gewußt
die Seherin Hol land so an sich und
sein Haus zu fesseln, daß sie es vorzog
ferner bei ihm zu bleiben, statt nach
Wien zurückzukehren. Die Johannes
brüder, die nur mehr ihr „Vaterl" be-
saßen, versammelten sich immer zahl>
reicher. Die Versammlungen selbst wuo
den durch einen gewissen Pfeffer mit
großer Vorsicht und Klugheit zusammen-
berufen, und wurde den einzelnen Mit-
gliedern die Mittheilung einer Zusam.
menkunft immer wenige Stunden vor
der dazu festgesetzten Zeit gemacht. I n
solcher Weise fanden im Frühjahre 1836
im sogenannten „Häuserl am Rain"
in Pötzleinsdorf, im Gemeindehause zu
Kagran, im Gasthause zur Sonne in
Nmlerchenfeld, am Ostersonntage in
Weidling am Bache und am Maria
Verkündigungstage im Gemeindehause
zu Neuwaldegg Versammlungen der
Iohannesbrüder statt, welche, einschließig
ihrer Ehehälften, sich bis auf hundert
Personen beliefen. Die Haltung, welche
bei diesen Zusammenkünften beobachtet
wurde, entbehrte jeden Tadels. Man
genoß sein einfaches Mahl und erörterte
vor und auch darnach religiöse Fragen.
Ebenso ruhig und immer in kleiner
Abtheilung schied die Versammlung.
Markt genoß bei diesen Vereinigungen
eine ganz besondere Verehrung. Fast alle
Brüder küßten ihm die Hand. alle nann<
ten ihn „Vaterl" und er wieder dutzte
jeden. Von dem Rufe der Wunderthatig.
keit dieses , erweckten" Mannes über«
flössen alle Lippen. Die göttlichen Offen- barungen, welche ihm in Traumen nach
seiner Versicherung zukamen, und von
denen er die meisten in österreichischer
Mundart niedergeschrieben hatte, lebten
in der Brust jedes Iohannesbruders,
und so hoch stand der Einfluß des
„Vaterls" in der Gemeinde, daß sein
Nath auch in den meisten hauslichen An-
gelegenheiten der Iohannesbrüder den
Ausschlag gab. So standen die Dinge,
als in den Tagen des 13.—13. Mai
1836 Karl Mark l mit 21 Johannes-
brüdern und dem Schreiber Pfeffer
verhaftet, zugkich aber eine strenge
Durchsuchung in ihren Wohnungen vot>
genommen wurde. Aber der Fund blieb
hinter den Erwartungen zurück, Bibeln
und Schriften religiösen Inhaltes waren
die einzige Ausbeute der gerichtlichen
Visitation. Am 29. Mai hatte die Polizei
die Iohannesbrüder, welche meistens
Familienvater waren, dem Landesgerichte
übergeben, wo dann die Untersuchung
viele Monate hindurch fortgeführt wurde.
Die Nachspürungen nach Mitgliedern die-
ser Secte durchliefen die ganze Monarchie,
wobei die Zahl der Verhafteten bis auf
Einige sechzig sich belief. I n so manche
ihres Erwerbes beraubte Familie kam
hiedurch Jammer und Elend, bis endlich
die Gnade deS Monarchen einen Strich
zog über den noch nicht zu Ende ge-
führten Proceß. Damit hatte aber die
Bruderschaft noch nicht ihr Ende ge»
nommen. Im Jahre 1861 karn di:
Bruderschaft noch einmal vor die Schran-
ken des Gerichtes. Sie zerfiel erst, als
Markl. arm und verlassen im allge-
meinen Krankenhause in der Alservorstadt
starb. Bemerkenswerth ist, daß er voi
'einem Ableben in den Schooß der katho»
bischen Kirche zurückkehrte und die heiligen
Sterbesacramente mit Andacht empfing.
Wie Herausgeber dieses Lexikons al.s
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon