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Dilettant auf der Flöte. Dabei sprach er
geläufig Ungarisch, Deutsch, Slovakisch,
Wallachisch, schon daheim Französisch
und Englisch und besonders gewandt
Lateinisch, später gleich zweiter Mutter»
spräche Italienisch. Nicht minderen Ruf
hatte er als Fechter in allen Waffen.
Als Porträtift wurde er in Wien immer
gesuchter, sowohl in Miniatur als in Oel,
auch malte er zierliche Miniaturen für
Bracelette, zugleich lebensgroße Figuren,
z. B. eine Venus für Baron Geymüller.
Ganz versunken in sein Kunststreben und
nur bemüht, seiner Familie Unterhalt zu
schaffen, hielt er nicht viel auf „Aeußerlich.
keit". Anfänglich wollte M. der Historie
sich zuwenden, aber die Modelle kamen
ihm theuer zu stehen. So kehrte er denn
wieder zur Landschaft zurück. Im Jahre
4826 verließ der Künstler Wien und
zog sich nach Eisenstadt im Oedenburger
Comitate zurück, um nur wohlfeil zu
leben, und dort malte er ausschließlich
Landschaften. Absr im Jahre 1830 be-
gab er sich von neuem nach Wien, wo
er nun bis zum Jahre 4834 blieb. Er
malte in dieser Zeit vornehmlich für
Baron Geymüller, und zwar unga»
rische Landschaften, weßhalb er wieder»
holt Ausflüge nach Gömör machte und
gewöhnlich in Begleitung seines Lands»
mannes und Kunstgenoffen Karl Van»
drä.k. Aber so fleißig er war, so floffen
ihm doch nur spärlich die Subsistenz»
mittet zu. Seine Abgeschlossenheit und
sein sich Fernhalten von allem Verkehre
traten ihm in diesem Puncte wenig för>
derlich entgegen, auch hatte er Eigen-
heiten, die ihm sein Fortkommen in nicht
geringem Maße erschwerten: nicht nur,
daß er mit seinen Kunstoollegen jeden
Verkehr vermied, er pflegte Briefe gar
nicht zu beantworten, hatte nicht einmal
ein Tintenfaß im Hause und seine ganze Bibliothek trug er immer mit sich. sie
bestand nur aus einem Buche und dieses
war „Homer". Endlich trat mit dem
Jahre 1834 ein Wendepunct in dem
Leben des Künstlers ein. Mit Unter-
stützung des Baron Geymüller ging
M. im genannten Jahre nach Rom, einst«
weilen allein, die Familie blieb in Wien
zurück. Schon damals hatte er angefan«
gen, jenes Genre kleiner, idealer, im
Detail ungemein reicher und steißig
durch«
geführter Bilder zu cultiviren, daS später
seinen Ruf begründete. I n Rom aber
wollte er ein Meisterwerk, auf große
Darstellung berechnet, „Noah's Opfer",
ausführen, er trug sich mit diesem Ge»
danken, so lange er lebte und noch wenige
Tage vor seinem Tode entwarf er eine
leider auch unvollendet gebliebene Skizze
zu diesem Bilde. Was seine kleineren
Bilder, deren einige er nach Rom mit-
gebracht und auch einige dort malte,
anbelangt, so fanden diese in den dor«
tigen Künftlerkreisen jene eigenthümliche
Auffassung, die den Künstler mehr vev»
letzte als aufmunterte. Man konnte nicht
umhin, zu loben, aber man sprach ihm
bei seinem unverkennbaren Talente für
kleine Sachen mit minutiös fleißiger Aus»
führung die Begabung für Bedeutendes
und alle höhere Auffassung ab. Aergerlich
über solch Nrtheil und um zu beweisen
was er leisten könne, malte er einige
größere im Privatbesitze befindliche Land«
schuften, womit er seine Tadler wirklich
eines Besseren belehrte. Es ist eine große
Landschaft, die nachmals in Besitz des
Hand schuhfabrikanten Iaquemar in
Wien überging; dann die „Ansicht von
Rom", welche nun Graf Kärolyi in
Foth besitzt, ein herrliches, poesievolles
Bild, und eine „Sturmlandschaft", wie
sein Biograph schreibt, ganz dekorativ,
nach völlig neuer Manier, pastos, von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon