Seite - 16 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Maroevic-Meszlenn, Band 17
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Marsigli 16 Marsigli
Zeit für die Armee gangbare Straßen
herstellte und überall, wo es wichtige
Puncte gab. in kurzer Zeit Schanzen und
Befestigungswerke aufführte. Bei einer
Gelegenheit gelang es ihm. die Armee,
die nahe daran war, von den Türken
-eingeschlossen zu werden, aus dieser
Gefahr zu befreien, ferner gab er bei
dem schönen Siege der Kaiserlichen bei
Niffa und bei der Befreiung Siebenbür-
gens, das man schon verloren gegeben
hatte, schöne Proben semer Umsicht.
Tapferkeit und Kriegstüchtigkeit. UllmäliH
war M. zum Obersten vorgerückt. Auch
wurde ihm die Auszeichnung zu Theil,
im Jahre 4639 zu wiederholten Malen
nach Rom mit Nachrichten über den
Eriolg der kaiserlichen Waffen gesendet
zu werden. Als endlich im Jahre 1699
der Friede zu Karlowitz zü Stande kam,
wurde ihm die Bestimmung der Grenzen
zwischen der Türkei, Ungarn und Venedig
übertragen. Ueber die fast aufreibende
Thätigkeit M.'s in jenen Tagen entwirft
sein Biograph Fontenelle mit wem-
Zen Strichen aber ein interessantes Bild:
, I n der Rüstung", schreibt er, ,mii
den Waffen in der Hand, zeichnete M.
Pläne, bestimmte die Puncte nach astro-
nomischer Methode, maß die Geschwin«
digkeit der Gewässer, studirte die Mine-
ralien einer jeden Gegend, ebenso die
anderen Naturobjecte, als Vögel, Fische
u. dgl. m., und richtete auf Alles sein
Augenmerk, ganz wie ein Mann, der weiß,
w.is er mit jedem Dinge anzufangen
habe. Dabei fand er noch immer Zeit,
chemische Versuche und anatomische Unter-
suckungen zu machen". Die spanische Suc«
cessionsfrage entzündete im Jahre 4701
von Neuem die Kriegofackel in Europa.
Mars ig l i , der bereits zum General
vorgerückt war, erhielt die Stelle eines
zweiten Commandanten in der Festung Breisach, in welcher Graf Arco das
Oberkommando fübrte. Der Krieg brachte
alle europäischen Mächte in Bewegung.
Frankreich, das ihn begann, ließ durch
den Herzog von Burgund die Festung
Breisach belagern. Aber schon am drei-
zehnten Tage nach Eröffnung der Lauf-
graben ergab sich diese am 6. September
1703. Man hatte allgemein erwartet,
daß die Festung sich ernstlich vertheidi«
gen würde. Dieser Ausgang forderte zur
strengsten Untersuchung heraus und in
der That berief auch Kaiser Leopold I.
das Kriegsgericht zusammen, welches am
4. Februar 1704 sein Urtheil fällte. Die-
sem zufolge wurde Graf Arco zur Ent-
hauptung verurtheilt. Mars ig l i aber
aller Ehrenstellen entsetzt, ihm der Degen
über dem Kopfe zerbrochen und vor
die Füße geworfen. Der Vollzug dieses
Urtheils fand am 48. Februar Statt.
Mars ig l i für seinen Theil protestirte
gegen dieses Erkenntniß. Das Publicmn
selbst sprach
sich
offen gegen das parteiische
Urtheil der kaiserlichen Commission aus.
Selbst die mit dem Kaiser verbundenen
Machte, denen an der Erhaltung Brei-
sachs viel gelegen war, erkannten M a i>
sigli 's Unschuld, besonders Holland er-
wies sich in dieser Richtung vor allen
chatig. Marsig l i hatte sich in Person
nach Wien begeben und suchte Zutritt
vor dem Kaiser, M von diesem ein neues
Kriegsgericht zu erbitten. Aber wie es
in solchen Fällen gewöhnlich geht, waren
seine Gegner — deren er als Mann der
Intelligenz ganze Reihen zählte — mäch»
tiger als er. Sie vereitelten alle seine
Bemühungen. Zuletzt wendete er sich an
die öffentliche Meinung und veröffent»
lichte die Denkschrift: „ /n/
" (1703, 4l>.), in welcher er
alle Schuld der Capitulation von sich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Maroevic-Meszlenn, Band 17
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Maroevic-Meszlenn
- Band
- 17
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon