Seite - 25 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Maroevic-Meszlenn, Band 17
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Martines Martine^.
anne von Veite der Kaiserin Mar ia The-
resia genoß, für ihre Sittenreinheit ein um
so größerer Beweis seien, als die streng sittliche
Kaiserin durchaus mit keinem Frauenzimmer
zu verkehren pflegte, dcren Ruf nicht höchst
ui-bescholten war. Daß aber sehr innig und
licbestreu Metastasio an der Familie Mar>
ti n es hing. beweist sein Testament, welches
er schon im Jahre 1763 entworfen hatte und
worin er den an der k. k. Hofbibliothek ange>
stallten Bruder Mar iannens zum Ilniver»
salerben seiner gesummten Habe einsetzte, die
liebst einer wobleingerichteten Wohnung in
Roß und Wagen, einer Menge kostbarer Für»
stengeschenke, einer ansehnlichen Bibliothek
und einem Vermögen von !3li.00t) ft. bestand.
Lc-ut einem im Jahre 17^0 der Urkunde an»
p.'fügten Codicill vermachte er jeder der beiden
Schwestern des Gesammierben, nämlich der
^)l acianne und Antonia, 20.000 st., und
jlö^em der drei jüngeren Brüder '-000 ft.^ —
Ncbcr Mariainic Martines als Aimstlerin
u".d Consetzerin dürfte das Unheil des be<
rühmten englischen Musikhistorikers Dr. Vur<
uen, der im Jahre 1772 Wien besucht und
auch Mar iannen kennen gelernt hatte, zu«
nächst maßgebend sein. Vurney aber schreibt:
„Nach den großen Lobsprüchen, welche der
Abbate Taru f f i (Hci.itoi'6 und Secretäc bci
dein päpstlichen NuntiuS) den Talenten dieseS
Fräuleins beilegte, war ich sehr begierig, mit
i^l zu sprechen und sie zu hören; und Me«
tastasio war so gefällig, sie aufzufordern,
sie möchte sich an den Flügel setzen, welches
ste dann auck augenblicklich that, ohne sich
lange nöthigen zu lassen oder nui falscher
Begebenheit zu prahlen. Sie übertraf wirk»
lich noch die Erwartung, die man mir von
idr beigebracht hatte. Sie sang zwei Arien
über Worte uon Metastasio, wozu sie sich
srlbst auf dem Flügel begleitete, und zwar in
einer klar verständlichen meisterhaften Weise,
U"d aus drr Art, wie sie den Ritornelle
spielte, konnte ich leicht urtheilen, daß sie fer-
tige Finger besitze. Ihre Stimme aber und
idr Vortrag flößte allgemeines Vergnügen,
und die höchste Bewunderung ein, Metasta«
sio meinte, ihre Art zu singen, werde sonst
nirgends menr angetroffen, weil sie den Sän»
gcrn zu viel Mühe und Geduld kosten würde.
1^5 psrälita, Ia Louola, nou, äi trova, ciuoät.2,
ni^uierg. cii c.intHi', clouiHnäa trovi>o p«ma
Iier i pi>ot65Lori 6'os^iäi." Burney fährt
fort: „Wenn ich sage. ihre Stimme hat einen
natürlich schönen und lieblichen Ton, einen wohlgerundeten Triller, eine vollkommen reine
Intonation, eine Leichtigkeit, die schnellsten
und schwersten. Läufe herauszubringen, und
einen rührenden Vorirag: so sage ich nichts
weiter, als was ich Je zuweilen, und zwar
mit Wahrheit von Anderen gesagt labe: bi-er
aber fehlt es an Worten, die Bedeutung aller
dieser Ausdrücke zu erhöhen und ibnen das
wahre Gewicht zu geben. 3>ie italienischen
Oerstärkungsmitie'l möchten.vielleicht meinen
Wünschen weit ui'ehr entsprechen,' wenn ich in
rieser Sprache schriebe; da dieses aber nickt
der Fall ist, so kann ich nur ni>ch l-inzufügen.
daß Fräulein Märt in es in Ansedun? des
Portamento und der llnendlich kleinen Mthei»
lung der Halbtöne, wobei sie auf das Ge»
naueste imni3r wieder den rechten Hauptton
trifft, die vollkommenste Sängerin sei, die ich
jemals, gehört habe. Auch il're Schlußsätze,
die dieser Manier entsprachen, waren sehr
gelehrt und wahrhaft rührend und angenehm.
Nach diesen beiden Arien spielte sie nock ein
schweres Stück ihres eigenen Satzes auf dem
Flügel mit großer Fertigkeit-und Neinbeit:
denn sie versieht zugleich den Contrapunct
sehr gründlich."
Noch. besteht eine /rcil)errnsainiii? Martine^,
deren Stifter und gegenwärtiger Chef August
Mar t in ez ist. Dieser (g^b. zu Maä^u in
Böhmen 25. September 1?9i) trat nach beel:>
orten Studien im Jahre 18l9 in den Staats«
dienst, in welchem er durch -t^ i Jahre in den
Städten Venedig, Zara, Innsbruck. Mailand
und Wien gedient und zuletzt zur Stelle eines
Sectionschefö im kais. Polizeiminisn'rium i^r«
gerückt war. Für seine auSgeZriHn^i: Diente
wurde er mit Allcrh, (5abinelüsä)reib<.'n 6cio.
Mailand 25. Februar lt>37 mir d?ln 3itt«
terkreuze des Leopold» und mit Aliech, Ent«
schließung cläo. 26. August lv64 mit dem
Orden der eisernen Krone zweiter Classe aus»
gezeichnet. Der ersten Verleihung folgte im
Jahre llj58 die Erbebung in 5^n Ritter», der
zweiten im Jahre 1i>64 j?ne in den Zreiberrn»
stand des österreichischen Äaisetsta^les. >>!i u^ ,u st
Freiherr uon Mart inez, trat iln I ahre 1864
über eigenes Ansuchen in don Nuhestand.
Seit 1836 ist er mit Aloijw gebornen Freiin
uon «Ic>rrcsani'^ lNlzenfeld und Camponero (geb.
2l. März 1817) vermalt und stammen aus
dieser Ehe folgende Kinder: Karolina, (geb.
14. Februar 183?), vermalt mit Adolplj pisclöiu
uon yisslNwwl.'sz, k. t. Hauptmann boi Graf
Gyulay.Infanterie'Regiment Nr. 33; Iose-
phinc (geb. 13. October 1«28); August
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Maroevic-Meszlenn, Band 17
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Maroevic-Meszlenn
- Band
- 17
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon