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Maurer
dem Baue eines Jagdschlosses, welches
Clemens August, Churfürst von Cöln,
in der Nähe von Röttchen herstellen ließ.
als Taglöhner verwendet wurde und
Ziegel und Mörtel herbeischleppte. Der
Bau dauerte vier Jahre. Endlich stand
das Schloß unter Dach, und nun wurden
mehrere Künstler zur Einrichtung und
Verzierung des Innern herbeigerufen.
Diese mußten sich es gefallen lassen, in
den Hütten der Bauern zu wohnen, da
sonst auch nicht ein Haus vorhanden
war, welches ihnen eine gemächlichere
Aufnahme versprechen konnte. Durch
diesen Umstand entschied
sich M.'s Zukunft.
Seine Mutter nahm den Hof-Stuccaturer
Sturzen höfer in ihre Wohnung auf,
und ihr Sohn hatte nichts Angelegent«
licheres zu thun, als sich dem Gaste
durch hundert Dienste gefällig zu machen.
Dabei hatte er kein anderes Interesse,
als Zeichnungen, welche Sturzenhöfer
zu seinen Deckenarbeiten machte, wo
und wie er nur konnte, zu Gesicht zu
bekommen. Nun sparte er sich jeden
Kreuzer ab, um Bleistift und Papier
kaufen zu können; der Sonntag, an
welchem sein Gast nach Bonn zu gehen
pflegte, wurde mit Sehnsucht erwartet,
des Meisters Zeichnungen wurden dann
überall aufgesucht und mit ungemeinem
Fleiße copirt. Weder Verweise seiner
Mutter über das vermeintlich versplitterte
Geld, noch die Furcht, von Sturzen-
höfer ausgescholten zu werden, wenn
er erführe, daß Maurer seine Zeich«
nungen benutzte, konnten ihn an seinen
Versuchen hindern. Das vermeintliche
Vergehen des armen Jungen wurde auch
wirklich verrathen, dieser aber zu seinem
Erstaunen darüber gelobt, anstatt geta-
delt. Sturzenhöfer schaffte nun selbst
Zeichnungsmaterialien herbei und gab
Vorbilder her. Berathen und aufge« muntert, versäumte Maurer nun keine
Viertelstunde, die ihm zur Erholung von
seiner ermüdenden Arbeit um Erwerb
gegönnt war. Nach dem Verlaufe weni-
ger Monate sah man schon, daß die
Macht des Willens kein unübersteigliches
Hinderniß kennt, denn man merkte Mau»
rer's Zeichnungen kaum mehr die Un«
folgsamkeit seiner rauhen Hand an. Als
der Winter für dieses Jahr den Stucca-
turarbeiten im Schlöffe ein Ende machte,
schickte sich Sturzenhöfer zur Rück-
kehr nach Fulda, seiner Heimat, an.
Maurer verlor nun seinen Gönner, der
ihm übrigens das Versprechen gab, er
wolle bei feiner Rückkehr im nächsten
Frühjahre ihn zu sich nehmen, zum
Stuccaturer bilden und für fein weiteres
Fortkommen sorgen. Zugleich gab er ihm
mehrere Vorzeichnungen, die ihm den
langen Winter verkürzen sollten. Hätte
Maurer inzwischen nur gezeichnet, so
würde er freilich raschere Fortschritte in
der Kunst gemacht haben, aber seine
Mutter und er hätten dabei auch hungern
können. So mußte er, um einst Kunst»
ler zu werden, es ertragen; am Tage
durch schwere Arbeit an seinen Handen
das wieder zu verderben, was er in der
Nacht oder an Sonntagen durch anhat»
tende Uebung an Gewandtheit für selbe
gewonnen hatte. Dieß bewog ihn, bei
dem cölnischen und bayerischen Hofmaler
Ioh. G. Winter, welcher in dem neuen
Schlosse malte, einstweilen die ihm von
diesem angebotenen Hausknechtsdienste
anzunehmen, in der Meinung, daß er
nun bei diesen leichteren, rein mechanischen
Arbeiten doch öfter Gelegenheit finden
werde, auch manchmal edlere zu thun.
Winter, der Maurer 'n bei Stur»
zenhöfer gesehen, war ein humaner
Mann. und nahm den achtzehnjährigen
Jungen -gern an. Er nahm aber M.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Maroevic-Meszlenn, Band 17
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Maroevic-Meszlenn
- Band
- 17
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon