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Maurer 143 Maurer
seinem Meister bei den Altarblättern,
welche er hie und da in Prälaturen
in Bayern malte, wesentliche Aushilfe.
Dieser ausgezeichneten Fortschritte wegen
erhielt er auch auf Winter's Anempfeh<
lung bald eine Unterstützung von Cle-
mens August, und daS Versprechen,
auf dessen Kosten reisen zu dürfen. Der
Tod des Churfürsten vereitelte aber
diese für ihn so verlockende Aussicht.
Von Bonn aus hatte er keine Unter-
stützung mehr zu erwarten. Es blieb
ihm also nichts anderes übrig, als seine
kleine dortige Besitzung zu verkaufen
und mit dem dafür gelösten Betrage,
von nicht ganz 300 Kaisergulden, nach
Wien zu reisen, um Bildung und Glück
dort zu suchen. Der redliche Winter
hatte ihn, während seines dreijährigen
Aufenthaltes bei ihm, gelehrt, so viel
er im Stande war; er sah wohl, daß
Maurer's Genie eine höhere Bildungs-
bahn betreten müsse, und rieth ihm deß.
halb selbst zu dieser Reise. Bei Winter
hatte sich M. indeß schon eine Fertigkeit
im Nichtigzeichnen und ein gutes Colorit
eigen gemacht. Im Jahre 1762 kam
M., 24 Jahre alt, nach Wien. Ein
Empfehlungsschreiben von Winter an
den damaligen Director der Akademie der
bildenden Künste. Martin Meytens,
verschaffte ihm bei diesem eine sehr gute
Aufnahme und den Eintritt w den
Antikensaal. Er wählte unter den antiken
Statuen zuerst diejenigen, bei welchen er
die charakteristischen Umrisse am bestimm-
testen angegeben fand, und zeichnete
lange nach solchen großen muskulösen
Formen. I n kurzer Zeit gehörte er
unter die ausgezeichneten Schüler der
Akademie. Seine Gewandtheit in der
Behandlung großer Formen neigte ihn
zur Fresco-Malerei hin. Er suchte sich
deßhalb an Maulbertsch s^iehe diesen S. 136 dieses'Bandes für Kost und
Wohnung, und unter der Bedingung,
außer seinen Arbeitsstunden die Akademie
besuchen zu dürfen, auf einige Jahre zu
verdingen. Sein Wunsch wurde nicht
erfüllt und Maurer blieb bei seiner
bisherigen Malerei. Um zu leben, fing
er an. Porträte zu malen, malte anfangs
unentgeltlich, nur um Uebung zu erlan«
gen, erwarb aber bald damit so viel, daß
er sein. Studium in der Akademie nicht
aufzugeben brauchte. M. wurde nun mit
dem Professor Schletterer bekannt und
uon diesem dem Maler Kapuziner Pater
Norbert Baum gar in er empfohlen.
Der Pater nahm den Bildung und
Brot suchenden Schüler mit Vergnügen
auf, und bestimmte ihm einen Wochen»
lohn von drei Gulden für die ihm zu
leistenden Arbeiten. Norbert hatte
Gelegenheit, den jungen Maurer bei
großen mit Oel zu malenden Bildern
anzustellen, denn er stand mit Georg
Kl imo Md. XII, S. 99^. dem damaligen
Bischof von Fünfkirchen, in Verbindung,
so, daß dieser alle zum Malen nöthigen
Materialien kaufte, Norbert aber sei»
nen Pinsel unentgeltlich lieh, um meh-
rere Kirchen in Ungarn mit Gemälden
zu zieren. Dec Bischof, der überhaupt
alle Auslagen für diese Arbeit bestritt,
nahm auch M.'s Wochenlohn auf sich.
Pater Norbert entwarf also die Com»
Positionen, jkizzirte im Kleinen, und M.
führte im Großen aus. Hierbei kam
dem Meister M.'s praktische Fertigkeit,
richtige Zeichnung und vorzüglich dcr
Umstand zu Statten. daß M. nebenher
immer in der Akademie mit Eifer nach
den Antiken und dem Modelle der Natur
zeichnete, und das Erlernte bei Nor-
bert's Gemälden anwendete. An den
Gemälden also, die aus Norbert 's
Atelier kamen, hatte Maurer den
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Maroevic-Meszlenn, Band 17
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Maroevic-Meszlenn
- Band
- 17
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon