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größten Antheil. Die Morgenstunden
brachte M. in der Akademie zu. Dort
wurden ihm bald eine silberne und zwei
goldene Medaillen als Preis für den
besten gezeichneten Kopf. für die beste
Draperie und die gelungenste Gruppe
nach der Natur zuerkannt. Seine in-
zwisclM erlangte Fertigkeit im Prakti«
schen der Malerei beWeifen ein von ihm
allein und auf eigene Rechnung gemaltes,
10 Schuh hohes, über 8 Schuh breites
Aitarblatt (der sterbende
Joseph), welches
nach Ungarn kam, und ein Johannes
von Nepomuk. für die Capclle an der
3erchenfelder«Linie in Wien. Ein drittes
Altarblatt, einen Heiligen aus dem
Cajetanerorden, malte er fast gleichzeitig
für die Cajetanerkirche in Wien, dasselbe
kam in der Folge in den Besitz des Für<
stcn von Liechtenstein. Um aber leben
zu können, muhte er zum Bildnißnialen
seine Zuflucht nehmen. Hierin war er
aber nun glücklicher, als das erste Mal.
Er erhielt von Baron Sperges, dem
damaligen Präses der Akademie der bil-
denden Künste, Bestellung auf drei lebens-
große Porträte, des Kaisers Franz I..
Joseph I I . und der Kaiserin Mar ia
Theresia, welche nach Mantua be<
stimmt waren. Die Gemälde erhielten
den Beifall des Fürsten Kaunitz und
bestimmten diesen, eine Bestellung auf
sein eigenes Porträt in Lebensgröße im
Toisonkleide zu machcn. Diese vottreff.
lich gelungene Arbeit, wurde von dem
Fürsten der Kaiserin gezeigt, und Mau-
rer als würdig erkannt, sein Talent als
Pensionär in Rom noch mehr zu bilden.
M. stand schon in einem Alter, das die
Kunst mit männlichem Auge anschaut, mit
Ernst das Studium derselben treibt und
von dem Schwierigen des Mechanischen
wenig mehr beirri wird. Er hatte
34 Jahre zurückgelegt, als er nach Rom eilte. Im Jahre 4772 langte er dort
an und kam unter die Aufsicht Mar on's
j^ s. diesen Band, S. 5^, des damaligen
Directors der deutschen Künstler. Dieser
führte ihn zuerst im Vatican ein, und
wies ihn dort an die großen Muster
Raphael's und in der Sirtinischen
Capelle an Angelo. M. fing damit an,
einige Köpfe und ganze drapirte Figuren
nach Raphael, theils mit Crayons.
theils mit Oelfarben zu copiren. Je
mehr Bilder von Raphael aber und
je öfter er sie betrachtete, desto bestimm«
ter entstand in ihm das Gefühl, daß
Raphaelen mechanisch nachmalen, noch
nicht Raphael studiren heiße, daß man
wohl Konturen und Tinten richtig nach»
ahmen, und doch sich noch nicht Rechen-
schaft über Ursache und Wirkung geben,
doch noch nicht aus dem Gesehenen
Grundsähe abziehen könne, welche den
großen Meister bestimmten, es so und
nicht anders zu machen, und welche dcr
hohen Kunst ewig zum Grunde liegen.
Dieß machte M. beinahe muthlos und
senkte ihn auf längere Zeit in eine tieft
Melancholie, aus der ihn erst Cristoph
Unterberger's Bekanntschaft wieder
weckte. I n diesen drang er, ihn bei Bot'
toni und Mongs einzuführen. Untei>
berger leistete ihm diesen Dienst, und
Maurer's bis dahin in Rom gemalte
Copien erwarben ihm bald die Freund«
schaft der beiden Letzteren. Nun ward
vorzüglich Mengs sein Vorbild. Durch
ihn lernte er den seltenen Stufengang
kennen, auf welchem sich Raphael
nach den Grundsätzen seiner Führer
Perugino, Masaccio, Leonardo,
Buonarat t i , Bartholomäus von St.
Marco , einen jeden derselben ver-
bessernd und übertreffend, bis zur Voll-
kommenheit emporgeschwungen hatte.
Angelo's kühner Pinsel gab Mau-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Maroevic-Meszlenn, Band 17
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Maroevic-Meszlenn
- Band
- 17
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon