Seite - 3 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Metastasio-Molitor, Band 18
Bild der Seite - 3 -
Text der Seite - 3 -
Metastasw Mtastasio
bald die Runde in weiteren Kreisen
machte. Der Ruf feiner Dichtungsgabe
gelangte bald zur Kenntniß des damali-
gen Vicekönigs von Neapel, Marc
Antonio Borghesi, der M. zu sich
bescheiden ließ und ihm den Auftrag gab,
zur Feier des Geburtsfestes der Kaiserin
E l i s a b s t h Chr is t ine , Gemalin
Karl 's VI . . ein Gelegenheitsstück zu
schreiben. Dieses Stück war betitelt:
„Oiti VLFkiiäi") und wurde mit einem
ungeheueren Erfolge gegeben, den nur noch
jener seiner „Oiäono HddÄQäonI.tg>" über«
traf, in welchem die berühmte Romanina
Bulgar in i (in einigen Biographien M e«
tastasio's heißt sie Bu lgare l l i , ihr
Familienname war Giusti) den Triumph
des Dichters durch den Zauber ihres
Gesanges vervollständigte. Die Bulga»
rini hatte darin die Rolle der Oiäo
gesungen. Nicht nur in Neapel war die
Aufnahme dieser Oper von glänzendem
Erfolge begleitet, derselbe wiederholte
sich in allen Städten, wo sie gegeben
wurde. Die Bulgar in i war schon,
ehe Metastasro für sie dichtete, eine
berühmte Sängerin, aber die das Ohr
berauschenden Verse deS Dichters erhiel»
ten in ihrem Munde einen noch höheren
Zauber. Bald fanden sich die Herzen des
Dichters und der Sängerin, und in
dieser Verbindung der Dichtung mit der
Kunst des Gesanges fand die Liebe
Beider nur erhöhte Nahrung. Im Hause
der Bu lgar in i , in welchem sich die
Spitzen der vornehmen Welt zu versam«
meln pflegten, lernte M. viele einflußreiche
Männer kennen, was wesentlich zur Ver»
breitung seines Ruhmes als Dichter bei«
trug. Noch ein paar andere, nicht min»
der gelungene Stücke folgten, und M.
gewann damit nicht nur Ruhm, sondern
auch Geld, so daß er bald in der Lage
war, seine Schulden in Rom zu bezahlen. Nichts hinderte ihn nun mehr, in seine
Vaterstadt zurückzukehren, wohin ihm
auch Romanina folgte. Auch dort
war sie daS Organ seiner Dichtungen,
und der Zauber derselben, verbunden mit
enem ihrer Stimme, erneuerte die
Triumphe, welche beide in Neapel ge»
feiert hatten. Dasselbe wiederholte sich
n Venedig, wohin Dichter und Sängerin
5ch für einige Zeit begeben hatten. Der
alte Apostolo Zeno. der bisher in
Wien die Stelle eines Hofpoetcn bekleidet
hatte, fühlte sich indessen diesem Posten
nicht mehr gewachsen oder vielmehr sehnte
sich nach Ruhe und nach Rückkehr in sein
Vaterland. Es galt also. die Stelle deS
Hofpoeten zu besetzen, die Wahl fiel auf
Metastasio, dessen Ruf damals bereits
bis in die Kaiserstadt gedrungen. Zeno
elbst billigte nicht nur die Wahl, sondern
erklärte ihn auch für den Würdigsten,
der fein Nachfolger sein könnte, und
durch den Hofmusi kg rasen des Kaisers
Kar l VI., Prinz Ludwig Pius von
Savoyen, erhielt M. am 31. August
1729 die Berufung an den Wiener Hof
als kaiserlicher Poet mit einem ange-
sehenen Iahrgehalt. Nur eines erschwerte
ihm die Annahme des vortheilhaften, in
jeder Hinsicht glänzenden Postens —
denn der kaiserliche Dichter am Wiener
Hofe wurde nicht zur Rolle des Lustig«
machers, wie dieß an einem benachbarten
Hofe der Fall war, herabgesetzt — die
Trennung von der Au lgar in i , die
ihm mit schwärmerischer Neigung zuge«
than war. Auch ihre Kunst und Liebe
hatten bisher sein Leben erheitert, und
sein dankbares Herz fühlte es nur zu
sehr, wie wesentlich sie zu seinem Glücke,
ja selbst zur Gewinnung der gegenwärti»
gen schönen Stellung beigetragen hatte.
Mit Schmerzen riß sich M. aus den
Armen der geliebten Frau, die nicht nur
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon