Seite - 5 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Metastasio-Molitor, Band 18
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Meiastafw Metaftüfio
so war er doch in Ausübung seines
Amtes nichts weniger als auf Rosen
gebettet. Die Huld der Kaiserin aber war
es,.die ihn ausharren ließ in der nicht
selten mühevollen Ausübung seiner Oblie
genheiten, und ihn bestimmte, ehrende
Anerkennungen von Außen, unter ande
ren von Rom selbst, auf das Bestimmteste
abzulehnen. Schon wenige Jahre seit Be<
ginn seiner Wirksamkeit am kaiserlichen
Hofe traf ihn die Trauernachricht von
dem Tode seiner Freundin Bu lgar in i ,
mit der er von Wien aus im brieflichen
Verkehre geblieben war. Ihr Tod (4734)
erschütterte das Herz Met astasio's auf's
Tiefste, die Sängerin hatte aber in ihrem
Testamente dem Lieblinge ihres Herzens
den größeren Theil ihres Vermögens in
einem Legate von 28.000 Thalern ver-
macht, ihren Gatten Bu lgarn i aber
nur mit einem kleinen Betrage bedacht.
Metastasio, die Ungerechtigkeit dieser
Handlung fühlend, machte jedoch dcn
von Romanina begangenen Fchler
wieder gut, indem er, das Legat ableh-
nend, demselben zu Gunsten des Gatten
Bu lga r in i entsagte. Im Uebrigen
ging sein Leben so zu sagen in der Dich-
tung auf, und es war auch dieß die
trübseligste Seite seiner Stellung, denn
er mußte dichten, wenn ihm auch oft so
zu Muthe war, daß er eher alles Andere
hätte thun können. Auch war darin seine
Freiheit beschränkt, denn er konnte nicht
seine Muse walten lassen, sondern war
in Zeit, Stoff und Ausführung an die
erhaltenen Aufträge von oben gebunden.
Bald mußte er nach einem dramatischen
Stoffe suchen, der die hohen Sangerinen
nicht nöthigte, ihre Beine sehen zu lassen,
und also den Schauplatz seines Drama's
in Asien aufschlagen, bald wieder durften
sich im gewählten Stoffe die Tugenden
und Laster nicht gegenseitig bekämpfen; dann wieder sollte sich die Handlung auf
höchstens fünf Personen, auf ein gewisses
Maß der Zeit, der Verwandlungen und
Arien, ja sogar auf eine bestimmte An«
zahl Verse beschränken, kurz, es ging ihm
mit der Dichtung nicht selten wie mit einem
Stücke Zeug, das nach der'Elle zugeschnit»
ten. und noch sonst immer wieder verändert
würde, daher auch die vielen Varianten,
die immer seinen Dramen angehängt
und nicht selten fast eben so lang sind,
als das Drama selbst. Aus der weiter
unten mitgetheilten Uebersicht seiner
Werke, bei denen auch stets der Zeitpunct
ihrer ersten Aufführung, der Name des
Compositeurs und die Ursache, warum
das Drama oder Gelegenheits
stück dar>
gestellt worden, beigefügt ist, kann man
entnehmen, wie stark der Hofpoet in
Anspruch genommen war, denn die Na-
menstag» und Geburtstag feste des Kai»
fers und der Kaiserin, die Hochzeitsfeier-
lichkeiten der einzelnen Prinzen des Hau«
ses und andere festliche Gelegenheiten
enthielten im Programm in der Regel
immer eine Dichtung Met astasio's,
entweder Vramma con Musioa, oder
1 ,
. Freilich wurde dann auch der
Dichter für seine herrlichen, oft die hohen
Herrschaften, wie das übrige Publicum
zur Begeisterung hinreißenden Verse in
wahrhaft kaiserlicher Weise beschenkt. Zu
diesen Geschenken gesellten sich aber noch
andere Anerkennungen seines Werthes,
welche der ohnehin reich gewordene Dich»
ter nur um so höher schätzte, als Andere
ähnlicher Beweise sich nicht rühmen
konnten. Es sind darunter jene ^kleinen
Handbillete der Kaiserin gemeint, mit
welchen sie ihre Spenden begleitete, denn
gewiß mußten Worte, wie folgende, die
einem solchen Handbillete entnommen
sind, „Mein alter Lehrer ist die Ehre
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon