Seite - 16 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Metastasio-Molitor, Band 18
Bild der Seite - 16 -
Text der Seite - 16 -
Mtaftasio
Denkmal am 26. November l85S m der
Michaelerkirche. wo es aufgestellt, feierlich
enthüllt. Das Denkmal, auf der rechten Seite
in der Nähe des Hochaltars aufgestellt, zeigt
auf einem mächtigen Marmor-Piedestal, ge<
schmückt mit Emblemen, einen kleineren eisten«
gleichen Würfel mit Basreliefs, welche bedeu«
tungsvolle Momente aus dem Leben des
Dichters vorstellen, und auf demselben den
Dichter in fitzender Stellung, in der rechten
gehobenen Hand die Feder, auf dem Knie ein
offenes Buch haltend, indeß der Kopf, gleich»
sam dem Flügelschlage der Muse lauschend, ein
klein wenig geneigt ist. Die Basreliefs zeigen
das eine den Empfang des Dichters bei
Kaiser Karl VI . ; das zweite, wie Mar ia
Theresia, auf den neugebornen Joseph
hinweisend. Metastasio auffordert, dieses
Ereigniß in üblicher Weise durch die Dich«
tung zu verherrlichen, das dtitte endlich den
sterbenden Dichter, dem Cardinal Gar am pi
den päpstlichen Segen bringt, unter den den
Sterbenden umstehenden Personen bemerkt
man auch Mozart. Die gedankenleere In»
schrift des Denkmals lautet: ^. kisti-o KIs-
t25t25io AllXÜOc^IV. Die Kosten des
Denkmals, welche durch Subscription gedeckt
wurden, beliefen sich in ihrer Gesammtheit
auf die verhältnißmäßig kleine Summe von
8?94>/2 Gulden. Eine mittelmäßige Abbildung
des Denkmals findet man in dem Unter»
haltungsblatte „Die Feierstunden" (Wien, 4°.)
1856, S. 17. M iene r Zeitung 1863.
Abendblatt. Nr. vom 28. November. — <Üor-
riei-e i ta i iauo (Wiener politisches Blatt)
1335, Nr. 273. —.KIS25kFi6i'S t i rolsLS
äi Nov6l6to 1835, No. 144.^
VI. Zur Uterarischen Charakteristik Mctastasio's.
Metastasio, seiner Zeit bewundert und
verherrlicht, wie wenige Poeten sich bei Leb«
zeiten einer ähnlichen Verherrlichung zu er<
freuen haben, ist von der Gegenwart nahezu
vergessen. Ob mit Recht oder Unrecht, mag
die Kritik entscheiden, jedenfalls aber ist es
zur Würdigung dessen, was er geleistet, wich»
tig, die Aussprüche derselben zu vernehmen.
A. W. Schlegel urtheilt in seinen drama«
turgischen Vorlesungen bei Gelegenheit der
Untersuchung des italienischen Theaters über
Metastasio, wie folgt: „Metastasio's
Ruhm hat den von Apostolo Zeno verdun«
telt, da der Erstere, denselben Pfad wan»
delnd, wie der Andere, sich eines gewandteren
Talentes erfreute und sich bei weitem mehr
dem Geiste der Compositeure zu fügen wußte. Die vollkommene Reinheit seiner Diction*)
und die Eleganz und Anmuth seines Styles
machten, daß M. bei seinen Landsleuten als
classischer Autor, gleichsam als der Racine
der Italiener betrachtet wurde, und man
muß gestehen, daß die Weichheit seiner
Verse im Gesänge wahrhaft hinreißend ist.
Vielleicht verstand nie ein Dichter es besser
wie er, in einen engen Raum mehr rührende
Züge und pathetische Situationen zusammen«
zudrängen, und seine lyrischen Monologe am
Schlüsse der Scenen sind wahre Muster des
harmonischen, wahren und kurz zusammen«
gefaßten Ausdruckes der Seelenzustände. Dem«
ungeachtet muß man aber auch eingestehen,
daß Metastasio es nur verstand, die
Leidenschaften unter sehr allgemeinem Bilde
zu malen, und daß er keine Züge aufstellte,
die den individuellen Charakter näher bezeich«
nen oder zu allgemeinen Betrachtungen
Veranlassung geben. Dann sind seine Stücke
unter einander sich sehr gleich . . . hat man
eines gelesen, so kennt man
sie Alle. Indeß
darf man darin nicht zu streng rechten; seine
Helden, es ist wahr, sind galant, und seine
Heldinen treiben oft ihre Zärtlichkeit bis zur
Ziererei; aber vielleicht hat man den Tadel
über diese weichliche Poesie nur darum so
weit getrieben, weil man das wahre Wesen
und den eigentlichen Charakter der Oper
nicht kannte." — Sevelinges in der
„VioZrapkio univsrgsNs" knüpft an diese
Ansicht Schlegel's über Metastasio die
Bemerkung, daß Schlegel, wenn er diesen
Ausspruch über die Oper thut, hier den
wahren Charakter und das Wesen der Oper
hätte auseinander sehen sollen, wenn er
schon darin die unvermeidliche Ursache zu
dem weichlichen Schmachten und den Un»
Wahrscheinlichkeiten erblickt, welche inMeta»
stasio's besten Werken sich finden sollen.
„Eher", meint Sevel inges, „möchte man
ihm vorwerfen können, daß er, um nach
seiner Meinung dem Wesen der Oper recht
zu genügen, oft ungebührlich die Regeln der
' ) Diese Ansicht erlitt in Italien selbst einige Ein»
üi lin^uH (Venös!», 1839) bemerkte nach dieser
scdietto.«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon