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Metternich Metternich
fischen Heere an den Grenzen des russt.
schen Reiches sich versammelten. Kaiser
Franz hatte sich, von Metternich
begleitet, nach Dresden begeben. Wah>
rend ein kaiserliches 30.000 Mann starkes
Armeecorps zu dem großen französischen
Heere stieß, sammelte sich ein anderes
zur Deckung der Grenzen in Galizien.
Die Neutralitat des Territoriums der
österreichischen Monarchie, welche dadurch
von jedem Durchzuge fremder Truppen
verschont geblieben war, wurde von den
kriegführenden Mächten anerkannt und
garantirt. In den letzten Wintermonaten
nach dem unglücklichen Feldzuge des
Jahres 1812 sammelte Napoleon
frische Kräfte zur Fortsetzung des Krie»
ges. Oesterreich bot sich als vermittelnde
Macht an und stellte seine Armee in
Böhmen auf. Der Feldzug des Jahres
48 l 3 begann. Es standen sich Preußen,
verbunden mit Rußland, und Napoleon
mit den Heeren des zum Kampfe gepreß-
ten Rheinbundes gegenüber. Die Schlacht
bei Großgörschen (2. Mai) war geschla»
gen und Napoleon hatte gesiegt. Auch
der Erfolg des Gefechtes bei Stolpen,
das zwischen Macdonald und dem
russischen General Mi loradowitsch
stattgefunden, hatte die Verbündeten zum
Rückzüge genöthigt, erst nach der Schlacht
vonBautzen(21.u.22. Mai), obgleich von
den Franzosen gewonnen, waren Muth
und Vertrauen in das Heer der Verbün»
deten zurückgekehrt, denn sie waren nur
der Uebermacht gewichen, hatten im
Kampfe freudigen Opferinuth bewiesen,
einen Opfermuth, wie er nöthig war, an
das schwierige Werk der Befreiung vom
französischen Joche zu schreiten, das nicht
mit einem Schlage abzuschütteln war.
Als in den letzten Tagen des Mai die
Nachricht von dem AuSgange der Bautze»
ner Schlacht in Wien eingetroffen war, verfügte sich am 1. Juni. der Kaiser in
Metternich's Begleitung nach Git-
schin, dem Centralpuncte des dort auf-
gestellten Heeres. Von Gitschin begab
sich der Fürst nach Opotschno, einem an
der böhmisch.schlesischen Grenze gelegenen
Orte, wo eine Zusammenkunft mit dem
russischen Kaiser verabredet worden war.
Das Ergebniß derselben war die Aner.
kenrmng der bewaffneten Mediation
Oesterreichs von Seite der verbündten
Höfe von Rußland und Preußen. Als
der Fürst von Opotschno wieder nach
Gitschin zurückgekehrt war. fand er eine
Einladung Napoleon's vor, sich zu
einer Unterredung mit ihm nach Dresden
zu verfügen. Am 23. Juni traf der Fürst
in Dresden ein und am 28. fand jene
merkwürdige Unterredung zwischen Na»
poleon und Metternich Statt, in
welcher sich der Imperator von der
Hitze der Leidenschaft zu unziemlichen
Verdächtigungen hinreißen ließ, und
welche von Seite Napoleon's mit dem
denkwürdigen Fallenlassen des Hütchens,
welches Metternich auf dem Boden
liegen ließ, endigte. Unter allen anderen
Umstanden hätte sich der Fürst Metier-
nich geneigt und den Hut aufgehoben,
nach den wenige Minuten zuvor aus»
gesprochenen Worten des Kaisers unter»
ließ er es. Diese Thatsache des morali»
schen Muthes und Selbstbewußtseins ent>
zieht sich jedem Commentar. Das Ergeb»
niß der Dresdener Verhandlungen war die
am 30. Juni abgeschlossene Convention,
welcher zufolge Frankreich ebenfalls die
bewaffnete Mediation Oesterreichs aner«
kannte, Prag als den Ort der zu eröffnen»
den Verhandlungen bestimmt und deren
peremtorischer Termin auf den 10. August
festgesetzt wurde. Da am 20. Juli
bereits der Waffenstillstand zu Ende
ging, so wurde auch derselbe zwischen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon