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Metternich Metternich
1820 hatte daselbst die Revolution be.
gönnen, und war um die Mitte desselben
Jahres eine in Form und Zweck gleiche
Umwälzung des ficilianischen Reiches
ausgebrochen. Um sich über diese Vor«
falle zu berathen und in den Maßregeln,
die zu beobachten waren, zu einigen,
versammelten sich zuerst zu Troppau die
Monarchen von Oesterreich, Rußland
und Preußen, während Frankreich und
Großbritannien ihre Repräsentanten sen-
deten. Zu Anbeginn des folgenden Jah-
res, 1821, wurde der Congreß nach Lai-
bach verlegt, und dessen Ergebnisse waren
die Niederwerfung der neapolitanischen
Bewegung, wie auch jener, die im März
des Jahres 4821 in Piemont ausgebro«
chen war. Als der Fürst von diesen Ver-
Handlungen nach der Reichshauptstadt
zurückkehrte, üoerraschteihnKaiserFr an5
durch die ihm entgegengeschickte Nachricht
seiner Erhebung zum Haus-, Hof< und
Staatskanzler, welche Stelle seit dem
Ableben des Fürsten Kaunitz (1794)
nicht mehr befetzt worden war. Als nach
Bestegung der neapolitanischen und pie-
montesischen Unruhen die Insurrection
der Griechen ausbrach, fanden sofort,
1821/22, neue Berathungen zu Wien
Statt, zu welchen die Repräsentanten
der verbündeten Mächte sich eingefunden
hatten und welche bis zum Beginne der
Verhandlungen des Congrefses von Ve-
rona (14. October 1822) fortgesetzt
wurden. Diesen letzteren hatte der Fürst
wieder in Person als Oesterreichs Bevoll»
mächtigter beigewohnt. Als zur Aufrecht--
Haltung des Friedens zwischen Rußland
und der Pforte, und zur Wiederherstel-
lung der durch den Griechenaufstand
gestörten politischen Verhältnisse eine
Zusammenkunft des Kaisers Franz und
des Kaisers Alexander im September
4823 zn Czernowih in der Bukowina stattfand, sollte auch der Fürst M. dieser
Zusammenkunft beiwohnen, wurde aber
durch Krankheit in Lemberg zuruckge«
halten und konnte nur die zwischen den
beiden Monarchen verhandelten Gegen,
stände in Lemberg mir dem Grafen'
Nesselrode, der sich zur Unterredung
mit dem Fürsten dahin begeben hatte,
vereinbaren. Der auf dem Congrefse zu
Laibach den Völkern verkündete Grund«
satz, „daß es den Fürsten allein zustehe,
die Geschicke der Völker zu leiten und
die zu diesem Zwecke erforderlichen Maß-
nahmen zu treffen und zu ändern, und
daß die Fürsten für ihre Handlungen
Niemand ailßer Gott verantwortlich
seien", hatte bei den Völkern keine An»
nähme gefunden, denn seit 1821, als
dem Jahre, in welchem dieser Grundsatz
zur Staatsraison erhoben worden, hat>
ten die Volksaufstände sich bald da, bald
dort wicdcrholt und es bereiteten sich
immer neue Bewegungen im Schoße
Europa's vor, welche einerseits die Be»
mühungen der heiligen Allianz sehr stark
in Anspruch nahmen, aber auch im
Westen Europa's einen sehr bedenklichen
Charakter annahmen. Dabei mußte der
Fürst nur zu bald gewahr werden, daß
gerade ein Mitglied dieser Allianz ficht»
liche, ja Oesterreich selbst bedrohende
Anstalten machte, sich auf Kosten der
Türkei zu vergrößern. Während nun
Preußen diese Bemühungen Nußlands
in kindlicher Bewunderung durch Prä«
gung einer Denkmünze, wie zur Beloh.
nung des Floßes, den Rußland an den
Tag legte, verherrlichte, war Metier«
nich im Einverständnisse mit Cngand
ernstlich beschäftigt, den General Die-
bitsch. der sich durch seine Siege am
Balkan bereits den Namen Sabal .
kanski erworben, auf seinem Marsche
gegen Constcmtinopel aufzuhalten. Der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon