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Meyer, Peter 100 468 Meyer, Peter 100
richt ermuthigt, gelobten auch diese dre!
Rüttlimänner, den Kampf für Kaise
und Vaterland zu erneuern, und Leben
und Gut für die Befreiung des Landes
von fremdem Joche einzusehen, möge der
Ausgang sein, wie er wolle. So ent-
brannte denn der vernichtende Volks
kämpf von Neuem in den Thälern und
auf den Bergen. Mittlerweile hatte sich
der Znaimer Waffenstillstand in den
definitiven Frieden von Preßburg ver»
wandelt, durch den Oesterreichs Macht
gebrochen und zertrümmert vor dem Sie<
ger im Staube lag. Auch Tirol sollte
sich unter fremdes Joch beugen. Nur ein
Augenblick war es. in welchem sich
maitung und Muthlosigkeit des Landes
bemächtigte, aber der Gedanke, nach
Jahrhundert langem Verbände mit dem
ErzHause unter fremdem Joche schmach»
ten, einem Fremdlinge gehorchen zu müs-
sen. erschien den wackeren Tirolern bald
so unerträglich, daß sie ihn nimmermehr
freiwillig ausführen, sondern nur als
Besiegte dem Sieger gehorchen wollten.
Am 13. November 1809 hatte Hofer
daS Volk wieder zu den Waffen gerufen,
um dem von allen Seiten eindringenden
Feinde die Spitze zu bieten. Aber wie
groß auch die Begeisterung im Volke
war, der Kampf war zu ungleich, die
Helden mußten der Uebermacht weichen
und in wenigen Wochen zählte Tirol
unter die eroberten Provinzen. Die Maß»
regeln, welche nun der Sieger gegen das
den vorangegangenen Aufrufen zuwider»
handelnde „aufrührerische" Tirol,
wie es der Sieger nannte, ergriff, waren
fürchterlich, und zum abschreckenden Bei-
spiele für künftige ähnliche Fälle zog der
Sieger die Führer der Bewegung zur
Strafe und Verantwortung. Andreas
Hofer war das erste Sühnopfer, und
beinahe gleichzeitig führte eine starke Escorte einen stattlichen Bauersmann
in der Tracht der Brixner Gegend in
schweren Eisen durch die Straßen Botzens
in das Hauptquartier des französischen
Generals Baraguay d 'Hi l l iers. Es
war Peter Mayr , der Waffmgenoffe
H o fe r's im unglücklichen Entscheidungs.
kämpfe, der Mitanführer des letzten Wi«
derstandes bei Briren und Klausen. Er
war ein redlicher fester Mann, ein tapfe<
rer Krieger, einer der Auserlesensten des
Vaterlandes, einer, der allen Nebenrück,
sichten fremd, nur Gott und seinen Kai«
ser im Auge hatte, und die ungetheilte
Achtung in der ganzen Gegend genoß.
Vom französischen Militärgerichte war er
des Treubruchs und Aufruhrs angeklagt,
weil er nach dem Friedensschlüsse zum
Kampfe aufgefordert und selbst mitge«
kämpft hatte. Peter Mayr war sich klar
bewußt, was er gethan und gab sich
auch nicht der geringsten Täuschung hin
über den gewissen AuSgang seines Pro«
cefses, es war im günstigsten Falle der
Tod durch eine französische Kugel. Von
dem Momente der Gefangenschaft mit
der Welt abgeschlossen habend, gab er
sich auch weiter keine Mühe, seinen Rich.
'ern gegenüber die Anklage zu beftrei-
'en — seine einzige Bitte ging dahin,
man möge ihm noch gestatten, von den
Seinen Abschied zu nehmen. Kaum hatte
'ein Weib von diesem traurigen Ereig«
niffe Kunde erhalten, so war sie — ge-
segneten Leibes — mit ihren acht Kin»
Dern nach Botzen geeilt, um ihn zu fehen.
unächft aber, um für ihn Gnade zu er»
flehen, da sie es ja nicht für möglich hielt,
aß Jemand für seine Treue bis in den
Tod gegen Kaiser und Vaterland erschos-
sen werden sollte. Als sie aber in Botzen
ngekommen, endlich nach vielen Bitten
n den Kerker ihres Gatten gelangt war,
,nd dort den wahren Sachverhalt kennen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon