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Meyer, Peter 400 167 ^ Philipp 404
ausgesprochen. Am folgenden Tage ging
das Urtheil in Erfüllung. Unerschrocken
gleich Einem der ersten
christlichen Sieger
schritt Peter Mayr auf den R'lchtplah
mit dem gekreuzigten Heiland in der
Hand. Diesen gab er im letzten Augen-
blicke dem Priester, „damit ihn — wie er
sagte — keine Kugel verletze". So starb
Mayr. ein echter Märtyrer der Wahr»
heit. Ohne Hofer's Verdienste schmälern
zu wollen, sei hier eine Frage gestattet:
Ist Mayr's That weniger? und für
Hofer Alles, für Mayr geschah nichts?
Hofer's Name ist der eines Welthelden
geworden; Mayr's Name steckt verge!
sen in den vergilbten Seiten eines nur
wenig verbreiteten Buches! H o fern er»
richtete man Denktafeln, Denkmäler,
Mayr hat auch nicht einen Denkstein;
für Hofer's Familie ward und wohl
mit Recht gesorgt! Wer weiß etwas von
Mayr's Nachkommen! Was dem Einen
Necht, ist dem Anderen billig, fallt einem
hier unwillkürlich ein, und bei Mayr's
Heldentode fallt noch eines m's Gewicht:
während Hofer geradezu unrettbar war.
lag Mayr'S Rettung in seiner Gewalt,
um den Preis einer Nothlüge, die ihm
wohl alle Welt verziehen hatte. Aber
auch dieser Preis stand ihm zu hoch. Es
ist dieß ein Martyrthum, wie es nur unter
den Glaubenshelden in den ersten Zeiten
des Christenthums vorkommt, von dem
spatere Zeiten nur höchst wenige Beispiele
aufzuweisen haben. Bemerkenswerth ist
noch, daß, wie Mayr, an den nam-
lichen Tagen (am 49. und 20. Februar)
Andreas Hofer in Mantua zum Tode
verurtheilt und füsilirt wurde.
Das Vaterland (Wiener polit. Blatt) ls62,
Nr. 91. — Staffier (Johann Jacob),
Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topo
graphisch mit geschichtlichen Bemerkungen; in
zwei Bänden (Innsbruck 1847, Felic. Nauch,
8«>.) Bd. I I , S. 104 t0i. Mayer, Philipp (Schriftstel-
ler. geb. zu Prag 1. November 1798,
gest. 7. April 4828). Der Sohn eines
wohlhabenden Bürgers in Prag, kam in
jungen Jahren in das Löwenburg'sche
Institut in Wien, in welchem er die Gym«
nastal- und philosophischen Studien voll«
endete. Dem Studium der Rechte sich
zuwendend, hörte er an der Wiener
Hochschule die Staats» und politischen
Wissenschaften, und erlangte im Jahre
1824 die juridiscbe Doctorwürde, bei
welcher Gelegenheit er die Inaugural«
schrift: „Ms Patrumtnecht, darstellt nach
gemeinem Kirchenrechte nnd mch österreichischen
VerllrdnWgen" (Wien 1824, Mösle. 8".)
herausgab. Diese Arbeit war so gedie.
gen, daß sich der berühmte Dol l iner
^Bd. I I I , S. 330) ihrer zum Leitfaden
seiner Vorträge bediente. Mayer lebte
bereits längere Zeit als Erzieher im
Hause des Landgrafen Joseph Egon von
Fürftenberg und wurde im Jahre
1833 als Erzieher des Erzherzogs Fried«
rich. den er in den ersten Elementen
unterrichtete, berufen. Der Neigung sei»
nes Herzens folgend, vermalte er sich im
Jahre 1828 in den ersten Tagen des
Monats Jänner mitKaroline v.Kley le,
aber nur von kurzer Dauer war das
Glück des jungen Ehepaares. Ein an-
-anglich wenig beachtetes Katarrhsieber,
von dem M. befallen worden, artete bald
in ein tödtliches Nervenfieber aus. dem
er schon am 7. April g. I . erlag, wenige
Tage darnach, am 22. d. M., folgte ihm
die Gattin, von demselben Uebel befallen,
im Tode. M., eine sinnige, tieffühlende
Natur, huldigte bereits in jungen Jahren
der Poesie, und schon im Jahre 1817
brachte das Hormayr'sche „Archiv"
(S. 463) sein Gedicht: „Richard Löwen-
herz", worin sich mit dem Streben nach
Formvollendung eine schwungvolle Phan«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon