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elst aus allen diesen Phasen sich endlich
ein eigentliches Soldatenwesen in Oester»
reich hervorgemngen. Diese vaterländische
Heeresgeschichte, deren Widmung der
Feldmarschall GrafRadetzky annahm,
fand nicht bloß in der österreichischen
Armee eine sehr beifallige Aufnahme,
sondern wurde auch vom Auslande mit
Auszeichnung behandelt. Die durch ihre
wissenschaftliche Strenge bekannte preu»
ßische „Militar'Literawl'ZeiWng" rühmte
das Werk in den wärmsten Worten und
gab umfangreiche Auszüge aus demsel«
ben< In dieser Zeit erschien auch M.'s
„Geschichte der Ereigniss in der österreichischen
Nlllnarchie mährend der Jahre lls-l3 und ^8W,
in ihren Ursachen nnd Folgen" (Wien 1883).
Bei dem Standpuncte, den der Verfasser
einnahm, büßte freilich manche hübsche
bunte Theorie der Zeit ihren Farben-
sckmuck ein. Dadurch aber, daß er am
häusigsten solche Quellen benutzte, die
von der Opposition herrührten, daß er
seine Beweise weniger aus offiziellen
Darstellungen, als auS den Schriften und
Neden der Leiter der Bewegung schöpfte,
wollte er nicht bloß seine Unparteilichkeit
darthun, sondern auch zeigen, daß es
dem unbefangenen Historiker meist gelin»
gen wird, die Wahrheit auch dort her-
auszufi lden, wo man sie zu verhüllen
sucht. Von einzelnen Persönlichkeiten sah
er dabei am liebsten ab, „einmal, weil
ste, bei noch so speciellem hervordrängen,
in dem Exempel einer Zeitbewegung doch
nur Ziffern biloen, die erst in ihrer woch-
sclseitigen Beziehung ihre Geltung er-
halten, und dann, weil so vielen noch
lebenden Zeitgenossen gegenüber die
Darstellung leicht einen denunciatorischen
Charakter erhalten hätte". Diese Rück-
sicht bewirkte, daß selbst die Gegner seiner
Ansichten nicht seine persönlichen Gegner
wurden; ein Leipziger Blatt nannte das Buch die bedeutsamste Erscheinung seit
dem Eintritte der Restauration in Oester»
reich. Für die von Berghaus bearbei-
tete 4. Auflage von „Balbi 's allge»
meine Erdbeschreibung" (Pesth 1837)
fiel M. die Umarbeitung der Beschreibung
der österreichischen Monarchie zu. Für
den Schulgebrauch ließ er damals er>
scheinen einen in synchronistischer Form
abgefaßten „AbriZs der Beschichte des ösler-
nichiLchen AllMrötallies" (Wien 18.')6;
2. Auflage ebd. 1866) und „rchrbnch
der VeltgeZchichte, in steter Verbindung mit
der Geographie" (ebd. i836), beide für
Gymnasien und Realschulen bestimmt.
Seit 1834 machte M. durch mehrere
Jahre reichhaltige Sammlungen im
Archive des jetzigen Ministerium des
Innern, und schöpfte hier Stoff, sowohl
zu größeren Schriften, als auch zu vielen
kleineren Aufsätzen für die „Wiener Zei-
tung", in welcher von ihm eine Reihe
von Artikeln: „Zur Vergangenheit
Wiens", mancherlei culturgeschichtliche
Aufsätze, namentlich auch ein,Geschichts>
abriß des Gemeindewesens in Wien"
erschienen. Hier und im Archive des frü»
heren Cultusministermms, wie auch im
Tullner Pfarrarchive fand er ferner das
Material "zu der Broschüre: „Nas Acrz
Uiinig Nndulpli 'g I. und die Hllbbdnrgergrnkt
des ehemaligen AlaZtrrZ zum l). Nrrnz in Cullu"
(Wien 1836), die ihn in eine literarischö
Fehde verwickelte. Auch der geschichtliche
Aufsatz „über das Freiwilligenwesen in
Oesterreich", den cr einer von ihm
in ministeriellem Auftrage verfaßten
Schrift: „Zie FreiNilligeii-Nütllillllne GcZtcr-
mchZ im Zchre 2s5Z" (Wien 1860) als
Einleitung vorausschickte, wurde von
ihm großentheils dem Archive des obbe»
nannten Ministeriums entnommen. Die
Resolutionen und Handschreiben des
Kaisers Joseph II., die er ebenfalls in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon