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Meytens 494 Meytens
demien bekannt ward, eine ausgebreitete
Kunstkennwiß erworben, die. verbunden
mit innigster Liebe zur Kunst, mit vieler
Welt» und Menschenkenntniß und mit
angenehmen persönlichen Eigenschaften,
ihn vorzüglich zu dieser Stelle geschickt
machten, und ihn in den Stand setzten,
mit Vortheil für die Akademie zu wirken.
Er war bei allen Gelegenheiten bedacht,
die Kunst bei dem Adel. der ihm geneigt
war, und bei dem reicheren Theile des
PublicumS in besseres Ansehen zu brin-
gen. und bei den damaligen Künstlern in
Wien jenen zum Theile noch von vorigen
Zeiten übrig gebliebenen handwerksmäßi«
gen Anstand, jenes gar zu große Miß»
trauen in ihre eigenen Fähigkeiten in
Vergleichung mit den Auslandern und
jenes furchtsame, gar zu unterwürfige
Betragen gegen reiche und anmaßende
Dictatoren in der Kunst, wodurch sie
sich
vorhin oft selbst herabzuwürdigen pfleg«
ten, zu vermindern — und bis gegen
das Ende seiner zehnjährigen Direction
gewann die Akademie wieder das erfor»
derliche Ansehen und bildete in dieser
Zeit entweder ganz oder doch zum Theile
sehr geschickte Manner in allen Theilen
der Kunst. In der Malerei haben sich
damals Christian Brand ^Bd. I I ,
'S. 112), Maulbertsch M . XVII,
S. 13H. Sambach, Wutky, in der
Bildhauerei Martin Fischer ^Bd. IV,
S. 244^, Ha genauer ^Bd. VII,
S. 193^j, Mefserschmidt M . XVII,
S. 442), in der Kupferstecherkunst Ia -
cobö M . X, S. 49), Schmutzer
rühmlich hervorgethan und sich durch
ihre Werke allgemeine Achtung erworben.
sNoch einige andere Künstler, die aus
Meytens' Directoratsperiode hervor«
gegangen, siehe in den Quellen S. 196).
Als Meytens im Jahre 1770 starb,
ging eine wesentliche Veränderung in der Akademie vor. Nach ihm ward nämlich
das bisher üblich gewesene Hauptdirecto«
rat aufgehoben, jeder Hauptclaffe der
Akademie ein Director vorgesetzt und
solcher die nöthigen Professoren beigege^
ben. Was M.'s Arbeiten anbelangt, so
waren dieselben ausschließlich Porträte,
und zwar in der ersteren Zeit Email» und
Miniaturportrate, später aber Oelbilder.
Als er noch in Paris bei dem schwedi«
schen Emailmaler Karl Boit arbeitete,
bestellte Czar Peter von Rußland nicht
weniger denn 4t) Bildnisse bei M ey tens.
Viele Bilder malte er dann in Dresden
für den König August I. von Polen;
in Wien — bevor er sich dort ansässig ge»
macht — malte er im Jahre 1721 die
Bildnisse des Kaisers Kar l VI . und
seiner Gemalin Elisabeth Christine
von Braunschweig.Wolfenbüttel. Nach
seiner Rückkehr aus Rom, wo er in Oel
zu malen begonnen hatte, blieb er bei
der Oelmalerei und vollendete eine große
Menge von Bildnissen. Darunter sind
besonders anzuführen: „Maria Ghere-
öill" , nach welchem k. van Bleck,
Daulle, Faber, Halbou, Ki l ian
und Mül ler gestochen haben; — „Uni-
ger Franz I. Stephan", von Camerata
und Ki l ian in Kupfer gestochen; —
„König Friedrich I.", von Petit , Pies-
sio uud Schmitner gestochen; —
„Karl Alexander uan Allthringen", von
Geringius und I . Daulle in Kupfer
gestochen; — „Ulliser Jasepli II.", von
Haid gestochen; ferner viele Bildnisse
der kaiserlichen Familie, der Familien
Liechtenstein und Pälsfy. Die fünf
großen Familienstücke im Lustschlosse
Schönbrunn, welche die Feierlichkeiten
vorstellen, die im Jahre 1760 bei
Gelegenheit der Vermälung des Kaisers
Joseph I I . mit der Prinzessin von
Parma stattfanden, sind von Meytens
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon