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239 MierosIewski
derVerleihung vonWojwodschaftswürden
mitaller Entschiedenheit auftrat, und durch
die scharfe Kritik und die Gründlichkeit
seines Vortrages die Abschaffung dieser
mchts weniger denn nutzbringenden Sitte
herbeiführte. Im Jahre 1794 fungirte er
als Kivll'Kriegscommissar bei KoZci«
uszko. und in der Periode, als Warschau
ein selbstständiges Herzogthum war, als
Marschall der General'Conföderation auf
dem Krakauer Landtage. Nachdem Krakau
zum Freistaate erklärt wVrden, wählten
ihn verschiedene Gemeinden mehrere Male
zum Abgeordneten in den Landtag; auch
war er Präses deS Comitö's für Gesetz-
gebung. Seine geistvollen und gründli«
chen Reden, die er auf den Landtagen
der Jahre 1788, 1812 und 1818 gehalten,
sind gedruckt erschienen. Aber noch ein Mo»
ment ist, das dem Namen dieses Mannes
ein bleibendes Andenken
sichert. Es knüpft
sich an denselben die Geschichte deS Ur»
sprungs eines humanistischen Vereins in
Krakau, dessen segensvolle Wirksamkeit
zunächst durch Mieroszewski eingelei«
tet, gefördert und für die künftigen Zeiten
gefestigt wurde. Durch die Kriege des
achtzehnten Jahrhunderts, welche Polen
mit Schweden geführt, namentlich aber
durch die letzten Napoleonischen Feld»
züge, waren Armuth, Noth und Elend in
der Stadt Krakau und in ihrem Gebiete
auf eine erschreckende Höhe gestiegen.
Geschaftslosigkeit, die Verwüstungen des
Krieges, Entwerthung des Grund und
Bodens, Eins bot dem Andern die
Hand. um dort, wo einst Wohlhabenheit,
behäbiges Bürgerthum geherrscht, die
Schrecken der Verarmung, deS Hungers
und aller damit in Verbindung stehenden
Leiden wüthen zu lassen. In der Abficht,
dieser mit jedem Tage wachsenden Noth
zu
steuern
und Abhilfe, so weit es möglich
war, zu schaffen, traten die angesehensten Familien des Freistaates, dieWodzicki,
Wielopolski , Potul icki , Goczat.
kowski, Puszet, Mieroszewski,
unter der Präsidentschaft des damaligen
Krakauer Bischofs, Johann Paul Wo«
ronicz. zusammen, um einen Wohlthä'
tigkeits-Verein zu gründen. Wohl war
Bischof W oronicz der Präsident dieses
Vereins, aber schon in seiner Eigenschaft
als Senator des Reiches mußte er sich
meistens in Warschau aufhalten und
blieb dann für beständig dort, als er
zum Erzbischof erhoben worden. I n der
That führte also die Leitung von allem
Anbeginn — die Gründung des Vereins
fallt in das Jahr 1816 — der Vice-
Präsident desselben, Stanislaus Mie-
roszewski. Was dieser für den Verein
gethan, wie seine ganze Thätigkeit dem.
selben und der durch ihn zu bewerkstelli.
genden Abhilfe der Armuth gewidmet
war. wie er aus seinen eigenen Mitteln
beträchtliche Jahresbeiträge und sonst
zahlreiche Spenden gab, wie er immer
neue Gönner und Förderer für den
Vorein gewann, der, je größere Thätig»
keit er entfaltete, nun immer größeres
Elend entdeckte, das sich bisher versteckt
gehalten, nun aber Rettung hoffend, an
den Tag kam, alles dieß ist in dem
Ehrengedächtnifse dargestellt, das ihm
sein Nachfolger in der Leitung des Ver«
eins, AppellationS-Präsident Nikoro«
wicz, einige Wochen nach Miero»
szewski's zu frühem Tode widmete.
Bei Lebzeiten M.'s ehrte aber der Verein
selbst das unermüdliche, sich selbst auf»
opfernde Walten M.'S, indem es sein
Medaillon auf dem Vereinshause an-
brachte, mit der Ueberschrift: „dem Sta«
nislauS MieroSzewsi, der Wohlthä.
tigkeits-Verein des Freistaates Krakau
zum Zeichen der Dankbarkeit"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon