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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Metastasio-Molitor, Band 18
Seite - 246 -
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Seite - 246 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Metastasio-Molitor, Band 18

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246 weisen Reformen auch im kirchlichen Ge« biete eintreten ließ. Aber eben in diesem Kampfe zwischen dem Kaiser und der Kirche zeigte eS sich. wie in neuester Zeit das Bild des großen Habsburgers von der einen Seite entstellt, von der andern Seite in fast lügenhafter Weise ausgebeutet wurde. Als Kaiser Io« seph I I . zur Alleinregierung kam, war Cardwal Migazzi bereits ein hoher Sechziger. Abgesehen davon, wie die hier benutzte Quelle treffend bemerkt, daß hinter dem Cardinal eine ganz an« dere Zeit lag, als hinter dem um so viel jüngeren Kaiser, mußte bei ihnen schon der Unterschied deS Standes und der Jahre ziemlich abweichende Anschauun« gen hervorrufen. Beide, obschon stets von aufrichtiger Hochachtung für einan» der durchdrungen, waren doch ein jeder ganz andere Wege zu gehen gesonnen und gewohnt. Sie verstanden einander nicht, und dieser Umstand brachte bei den nahen Beziehungen, in welchen sie fort- während sich befanden, unstreitig manche Nachtheile mit sich: das weltliche und daS geistliche Regiment geriethen dabei gewissermaßen in ein ähnliches Verhält» niß des gegenseitigen Mißverstehens, wie eS bei den Repräsentanten selbst der Fall war. Joseph ehrte die trefflichen Eigen» schaften des Cardinal^, aber er war hau« fig einer entgegengesetzten Ansicht, und es fehlte an persönlichen Berührungs» puncten, um einander gegenseitig Rech- nung zu tragen und sich zu verstandigen. Der Kaiser pstegte diese seine entgegen« gesetzte Anficht niemals zu verhehlen, aber er erwies gleichwohl bei jedem An» lasse dem Cardinal die ehrendsten Rück» sichten, überging ihn bei keiner Frage, deren Entscheidung demselben gebührte, und ließ ihm in Bezug auf die Verwal. tung seiner Diöcese, besonders hinsichtlich der Aufrechterhaltung der geistlichen DiS« ciplin, welche Joseph mit aller Energie gehandhabt wissen wollte, beinahe völlig freie Hand. Die nicht selten zügellose Presse glaubte aus den MeinungSver« schiedenheiten, die zwischen dem mannes- kräftigen Monarchen und dem greisen Oberhirten sich bisweilen äußerten, das Recht zu schöpfen, den Cardinal zum Gegenstande ihrer Diatriben machen zu dürfen. Der Kaiser aber verhinderte alle solchen Ausbrüche und ließ in der» gleichen Fällen den Cardinal selbst Rich- ter sein. Als eine ahnliche Schrift im Censurwege zu seiner Kenntniß kam. re- solvirte er: ,Diese Mce ist dem Cardinal zu communiciren, mit dem Bedeuten, daß er sich darüber äußern möchte, ob er sich in selber getroffen finde oder nicht, und also ob selbe admittiret oder verbo» ten werden solle, weil ihm. als hiesigen Erzbischof und Oberhirten alle Rücksicht gebührt, daß nichts von seiner Person gedruckt werde, wodurch er sich könnte beleidigt halten" (6. October 4783). vr. Meynert in seiner Schrift: „Kai« ser Joseph I I . Ein Beitrag zur Würdi« gung des Geistes seiner Regierung. Nach archivalischen Quellen" (Wien 1862) gibt eine ausführliche Darstellung des Verhältnisses zwischen dem Kaiser und dem Cardinal. Letzterem mochte msbeson» dere seine Sinnesänderung in gewissen Puncten, über welche er in früherer Zeit viel strenger dachte und sich äußerte als in späteren Jahren, in der öffentlichen Meinung sehr abträglich geworden sein. So ist bekannt, daß Migazzi als Erzbischof anfänglich in die Privilegien der Jesuiten die entschiedensten Eingriffe machte, daß er den ausdrücklichen Aus- spruck that, daß die ersten Gesetze ihrer Gesellschaft gar nicht mehr befolgt, ja daß in ihren Schulen Dinge gelehrt wur«
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Metastasio-Molitor, Band 18
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Metastasio-Molitor
Band
18
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1868
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
522
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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