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ihm aber für die große Mühe zu wenig
einbrachten. Deßhalb ging er bald zu
einem andern Erwerbszweige über, er
versuchte sich im Sllhouettiren, was da>
mals sehr beliebt war, und gewann auch
hierin bald eine so bedeutende Fertigkeit,
daß er in den Kaffeehäusern oft ganze
Serien von Porträts in kurzer Zeit und
für wenig Geld lieferte, die für sprechend
ahnlich anerkannt wurden. Uebrigens
ward die Musik dabei keineswegs ver
nachlässig!. Miksch besuchte häufig das
geistliche Haus. wo ein Clavier stand,
um sich dort üben zu können; zu Hause
spielte er fleißig Violine und Bratsche,
und lag mit allem Eifer dem Studium
des Contrapunctes und der Inftrumew
tationslehre ob. In der Kirche hörte er
von vortrefflichen italienischen Sängern
die Messen und Tedeums von Hasse,
Schuster, Seydelmann und Nau»
mann, die ihm zu mancherlei eigenen
kirchlichen Compositionen den Antrieb
gaben. Den lebhaftesten Eindruck auf
den jungen Mann machte aber ein mehr»
maliger Besuch der italienischen Oper, zu
dein ihm der Ertrag seiner Silhouetten
die Mittel gewährt hatte. Inzwischen
waren einem geschätzten Bildhauer, dem
Professor MatterSberg er Md.XVII,
S. 116^, mehrere von Miksch'S Holz-
schnihereien zu Auge gekommen, die ihn
sehr ansprachen und in M. ein entschiedenes
Talent erkennen ließen. I n Folge dessen
lud der Meister M. zu sich ein, und erbot
sich gütigst, ihn im Bosfiren in Wachs
und im Modelliren in Thon zu unterwei«
sen. Miksch. dessen künstlerischer Geist
nach dem Höchsten strebte, warf sofort
daS Sllhouettiren bei Seite und widmete
sich mit ganzer Liebe und Begeisterung
der Plastik. Dadurch ging ihm aber seine
Erwerbsquelle und mit ihr die Möglich,
lichkeit auS, die italienische Oper zu besu» chen. Sein erfinderischer Kopf gab ihm
auch hier einen guten Gedanken ein, er
nahm bei dem italienischen Sänger B e r«
to ld i , der zugleich auch Besitzer einer
Nudclmühle in der Ostraallee war, gegen
ein monatliches Salär von 30 Freibille«
ten eine Stelle als — Nudelsecretär an.
Des Morgens von 8 bis 10 Uhr besorgte
er Bertoldi 's Correspondenz, den
Tag über studirte er unter MatterS.
berger und Abends schwärmte er in der
Oper! Miksch zeigte auch in seinen
plastischen Arbeiten bald die erfreulich«
sten Fortschritte, machte eine beträchtliche
Anzahl reizender MedculloN'Porträts in
Wachs und versuchte sich in spateren
Jahren auch in größeren plastischen Wer«
ken, von denen namentlich eine Statuette
Kosciusko'S berühmt geworden ist.
Im Jahre 1813 bossirte er nach der
Natur ein sprechend ähnliches Bild Na-
poleon's, indem er dem die Gemälde-
Gallerte besichtigenden Kaiser auf Schritt
und Tritt folgte, und hinter einem in
der Hand gehaltenen Hute arbeitete.
Nach beendigtem Stimmwechsel erlangte
Miksch eine nach der Höhe hin ziemlich
ausgiebige klangvolle Baritonstimme.
Natürlich meldete er sich sofort wieder
zum Kirchengesange, und wurde auch
gleich angestellt und kurze Zeit nachher
Ceremoniensänger. Auch bot sich M. der
Direetion der italienischen Oper als
Sänger an, wo man ihn sehr brauchbar
fand und — unglücklicher Weise — als
Tenoristen mgagirte. Mikfch culti<
virte nun seine Brustftimme in der Höhe
nach Kräften, sang taglich viele Stunden,
wirkte in den meisten Concerten und
Soiröm mit, und ward bald ein gesuch»
ter Gesanglehrer. Schon im 23. Jahre
verheirathete er sich mit einem liebens«
würdigen Madchen, das er in seinen
musikalischen Kreisen hatte kennen lernen,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon