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Mksch 292 Aiksch
und lebte mit seiner Gattin lange Zeit
in glücklichster Ehe. Einen bedeutsamen
Abschnitt in Mik'sch's Leben bildet sein
.Studium unter dem berühmten Casell i ,
des großen Bernacchi von Bologna
Lieblingsschüler.Die Veranlassung dazu
gab ein Concert, in welchem Miksch
sich hören ließ und mit Beifall überschüt.
tet wurde. Als der junge Sanger in
strahlender Freude den Saal verlassen
wollte, hörte er folgende Worte an sein
erstauntes Ohr dringen: „Schade um
den armen Teufel, er schreit und forcirt
seine Höhe, er hat keine Methode und
wird in wenigen Jahren mit der Stimme
fertig sein!" Diese Worte wirkten wie
ein Donnerschlag auf Miksch, und ihre
Wirkung ward wahrlich nicht geschwächt,
als Johann erfuhr, daß es der be-
rühmte Singmeister Caselli sei, der sie
ausgesprochen. Schon am nächsten Mor«
gen eilte er zu Casell i und bat densel-
ben flehentlich, ihn unter die Zahl seiner
Schüler aufzunehmen. Der große Ge-
sangmeister war sehr gerührt, daßMiksck
eine solche Selbstverleugnung und De-
muth zeigte, und gewährte dem talent«
vollen jungen Manne freundlich seine
"Bitte. Miksch fing nun nochmals ganz
von vom an zu studiren, und bildete sich
unter Caselli'S Leitung zu dem gefeier-
ten Lehrer aus, als welcher er in der Ge-
schichte der Gesangskunst einzig gerühmt
und unvergessen bleiben wird. Hier lernte
Miksch die Gesetze der Körperhaltung
und Mundstellung, die seltene Kunst der
Stimmbildung, die Lehre vom schönen
Tone, die Technik der Athembehandlung,
die Kunst der Registerverbindung, die
Geschicklichkeit der Aussprache und De-
clamation im Gesänge, die Reize des
kortamento und N6223.V006) die Ge-
winnung der Coloraturfertigkeit u. s. w.
an sich und an den verschiedensten Man« ner. und Frauenstimmen theoretisch und
praktisch kennen, und sein reicher Geist
sog begierig dieß umfassende Wissen und
Lehren auf, und gestaltete es zu jener
trefflichen einheitsvollen Methode. die
sich spater an so vielen seiner eigenen
Schüler bewahren sollte. Was seine
eigene Thätigkeit als Bühnensanger
anlangte, so wußte er nun seine
Stimme natürlich ganz anderS zu be-
handeln als vorher. Außerdem wird
seine vortreffliche Declamation im Reci»
tative und seine eminente Koloratur«
fertigkeit gerühmt; gleichwohl ercellirte
Miksch nicht besonders in der Theater-
laufbahn. der er 20 Jahre lang, zuletzt
als Kammersänger angehörte, da seine
Stimmmittel nicht eben frisch und glän-
zend waren, und auch seine Darstellung
manches zu wünschen übrig ließ. Sein
eigentlichstes Feld war das der Erziehung
und Heranbildung junger Gesangsta-
lente. und hierin hatte er (und vielleicht
noch heute) in Deutschland nicht seines
Gleichen! Als Karl Maria von Weber
im Jahre 1817 nach Dresden berufen
ward, um eine deutsche Oper zu organi-
siren. fand er in Miksch die kräftigste
Stütze für sein schwieriges Unternehmen,
da dieser der Oper in fast ununter-
brochener Folge eine Reihe der vor»
züglichsten Sänger und Sängerinen zu«
führte. So waren Friedrike Funk und
Amalia Zucker, die in der ersten Auf-
führung deS Freischütz die Rollen der
Agathe und Aennchen's ausführten,
ebenso wie der Tenor Bergmann, dem
der Max übertragen war, sämmtlich von
Johann Miksch ausgebildet. Erinnern
wir noch an einen Theil seiner zahlreichen
übrigen Schüler, z. B. an die Damen
Hähnel,Wüst,Veltheim,Schebest
und Sch röder - Devr ient , , an die
Sänger U l r a m , Gerstäcker, Risse,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon