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Bevölkerung in ihrer Gesammtheit durch«
aus nicht zur Last gelegt werden kann,
fühlte sich der Kirchenfürst in seiner Be-
Häufung nimmer recht heimisch, und zog
sich für langenZeit auf eines seiner Güter,
das ihm vor Allem werthe Kranichberg, zu-
rück. Dabei muß eines treffenden Wortes
gedacht werden, womit ein geistvoller Ver-
ehrer des Kirchenfürsten den in seinem bit-
teren Schmerze über solche Unbill Besän«
genen tröstete, und welches freilich nur
ausnahmsweise Giltigkeit behält, es lautet:
„Es ist lauter gediegen Gold, wonach die
Revolution mit Koth wirft". Als nun zur
Erzielung eines „harmonischen Zusam»
inenwirkens des Staates und der Kirche
zur Wahrung der'heiligsten Interessen der
Menschheit" das Episcopat auf ministe-
rielle Einladung vom 30. März 4849
am 29. April in Wien im erzbischöflichen
Palais unter Vorsitz des damaligen
Salzburger Erzbischofs, Friedrich
Fürsten zu Schwarzenberg, zusam-
mentrat, um jene Vereinbarung zwischen
Staat und Kircbe, genannt Concordat,
zu berathen und zu beschließen, gegen
deren Aufhebung in der Gegenwart der
bei weitem größere Theil der Gemeinden
der Monarchie entschieden sich erhebt,
nahm M. seiner Stellung als Kirchen»
fürst zufolge auch daran Theil. Es ist
übrigens bekannt, wie wenig Erzbischof
Mi lde mit dem ganzen Vorgange über«
einstimmte, und der herrliche Hirtenbrief
vom 3. Mai 1830, in seinen von vr.
Ginzel gesammelten „Reliquien" abge-
druckt, beruhigte, wie Oel die ungestü»
men Wogen des Meeres besänftigt, die
durch die Allerh. Entschließungen vom
48. und 23. April 4850 auf das Tiefste
aufgeregten Gemüther. Am 9. März
1830 beging M. den fünfzigsten IahreS-
tag seines Priesterthums in aller Stille.
Schon am 3. zog er sich in die einsame Z^lle des Frauziskanerklosters zurück und
widmete die folgenden Tage bis zum
43. März ganz dem Gebete. Der Hirten-
brief vom 20. Februar 4853 in Folge
des wider Se. k. k. Apost. Majestät
Kaiser Franz Joseph am 48. Februar
1883 verübten Attentates war sein letzter
Zuruf an seine Gemeinde. Auf den Auf-
ruf des kaiserlichen Prinzen, zur Erinne-
rung an die glückliche Rettung deS
Monarchen eine Kirche zu erbauen, zeich,
nete er den Betrag von 5000 fi. Am
9. März g. I . war er bereits so schwacb,
daß er das Bett nicht mehr verlassen
konnte; am 42. März aber. als der ge>
rettete Monarch nach dem St. Stephans-
dome fuhr, um dem Herrn über Leben
und Tod für seine Rettung zu danken,
wollte sich der greise Kirchenfürst noch-
mals vom Krankenlager erheben, um
seinen Herrn und Kaiser persönlich in
seine Kirche einzuführen. Aber der Kör»
per versagte ihm den Dienst. Gebrochen
sank er auf sein Krankenlager zurück.
Die Schwäche nahm nun von Tag zu
Tag, von Stunde zu Stunde zu, man
mußte eilen, ihm mit der letzten Oelung
beizuspringen. Am Morgen des 14. März
um halb 5 Nhr loste sich der Geist von
feinen Banden. Es bleibt nur noch Eini«
ges zu sagen übrig über Milde's schrift.
ftellerische Thätigkeit und über seinen
letzten Willen. Milde's schriftstellerische
Thätigkeit beschränkt sich im Ganzen auf
ein größeres Werk, eS war die Frucht
seiner Muße, nämlich das, man kann mit
Fug und Recht es so nennen, berühmte:
„Lehrbuch der GrziehungSkunde" (1. Auflage
Wien 4811—4813, 2 Bde.; 2. Aufl.
1829, 3. Aufl. 1843; ein Auszug hievon
erschien im Jahre 1821). welches bereits
1814 für alle Lehrkanzeln der Pädagogik
der österreichischen Monarchie als Vor-
lesebuch vorgeschrieben wurde. Die ersah»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon