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rensten Männer in diesem Fache, sowohl im
In- als Auslande, anerkannten die Brauch-
barkeit dieses Leitfadens. welcher sich
durch Klarheit und umfassende Uebersicht-
llchkeit auszeichnet. Ohne Vorliebe für
ein modernes Erziehungssystem. wo»
durch gerade die tüchtigsten Werke die«
ser Art in ihrem Werthe beeinträchtigt
werden, weist Mi lde im Gegentheile
den Erzieher an, mit der Jugend und
ihren Fähigkeiten nur die einfachsten Ex-
perimente vorzunehmen, und vor Allem
die unverrückbaren Pfeiler der menscht!»
chen Gesittung, Religion und Liebe zum
Vaterlande, wie zur Familie, im jugend«
lichen Gemüthe zu befestigen. Dieses
Werk war es auch. welches zunächst die
Aufmerksamkeit des Kaisers Franz auf
Milde lenkte, und ihm gleichsam den
Weg zu seinen folgenden Ehren und
Würden bahnte. Was sonst noch von
Milde im Drucke erschien, sind die von
Pr. Dr, I . A. Ginzel gesammelten und
herausgegebenen „Reliquien nun Muren;
Giinarü Milde u. s. w.", zweite Ausgabe
(Wien 4359, Braumüller, 8».), sie ent-
halten die Statuten für das Leitmeritzer
Clerikal-Seminar; — „Die Anweisung
für junge Priester zu höherer Standes»
bildung"; — „Drei Predigten über
die Lehre von der Begnadigung"; —
die „Rede bei der feierlichen Weihe des
Kreuzes, das auf dem Thurme der St.
Stephanskirche aufgesetzt wurde"; —
„Christliche Betrachtungen in den Tagen
der Gefahr der asiatischen Brechruhr";
— „Hirtenbrief und Weisungen an den
Clerus"; — „Weisungen auf die Scel«
sorge in Bezug auf die OkoiLi-a. inor-
dus"; — „Scheidegruß an den CleruS der
Leitmeritzer Diöcese", — die zwei schon
in der Lebensskizze erwähnten Hirten-
briefe anläßlich des Concordates und der
Rettung Sr. Majestät des Kaisers, und
v. Wurzbach, biogr.Lexikon. XVIII. ^Ge endlich Milde's letzten Willen. I n die«
sem setzte er nach Berichtigung mehrerer
ansehnlicher Legate „die armen, ohne
ihre Schuld in Noth sich befin-
denden Priester des Sacular-
Clerus und die armen Schulleh-
rer der Wiener Erzdiöcese" zu
Universalerben ein und ordnete an, daß
aus dem dazu zur Verfügung gestellten
Vermögen die Erzbischof Milde-Stif»
tung für arme Priester und Schullehrer
errichtet werde. Schon drei Jahre nach
seinem Tode, am 14. März 1856, trat
diese Stiftung in's Leben, und wurden
an diesem Tage — seinem Sterbetage —
60 Priester mit 100 und 200 fl. C. M.
und 72 Schullehrer mit 100 fl. C. M.
bethellt. Von den übrigen Verfügungen
des Testamentes haben ein allgemeines
Interesse die folgenden: die Metropoli-
tankirche in Wien, die Kathedrale in
Leitmeritz und die Kirche in Wolfpassmg
erhielten je tausend Gulden zur Stiftung
einer heil. Messe; das Priester-Kranken-'
und Desicientenhaus in Wien erhielt seine
Bibliothek; die barmherzigen Schwestern
in Wien tausend Gulden; das Alumnat
in Leitmeritz zehntausend; für seine Grab»
statte ist ein Monument in Granit ss. d.
Quellen S.307^ und ein Denkstein in der
Kirche zu Leitmeritz einzumauern, dessen
Grabschrift von ihm selbst angegeben war.
Viele andere Bestimmungen beziehen sich
auf seine nächste Umgebung und jene Per-
sonen, die mit ihm im engerm Verkehre
standen. Sie bekunden alle den zarten,
feinfühlenden Sinn des würdigen Kir«
chenfürsten, der jeden mit jener Gabe be-
dachte, die zunächst für ihn paßte, oder
von dem der Geber wußte, daß
sie ihm
Freude machen würde. Was Milde's
öffentliche Stellung betrifft, so war sie
in der That eine höchst schwierige, und
eine um so schwierigere in feinen letzten
r. 23. Jänner 1868.) 20
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon