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Mildner 310 Mildner
des bekannt, und wurde durch die aus-
gezeichneten Schüler, die er seit Jahren
gebildet, über den Ocean getragen.
Unter seinen Schülern seien hier ge-
nannt: Ferdinand 3aub, Nemetz,
jetzt in Rußland, Schuster, Concert-
meister zu Königsberg in Preußen,
Iul. Grünwald in Berlin; Johann
Anger in Warschau; Adolph Kökert
in Genf, Paulus, gestorben in Rotten
dam. bekanntlich Mitglied des Mi ld-
ner. Goltermann' schen Quartetts;
Herner aus Rendsburg; Bennewih
in Stuttgart; Wilhelm Labitzky in
Amerika; Ludwig und Adolph Hri<
maly in Gothenburg und Amsterdam;
Stabler in St. Petersburg; Vasi-
liev in Rußland; S i t t in Meiningen;
unter seinen weiblichen Schülern sind aber
anzuführen die berühmten Geschwister
Brousil IM . I l , S. 161^, welche M.
ihre ganze künstlerische Ausbildung ver-
danken; die beiden Schwestern Treska
u. A. Als Dirigent bei Wohlthätigkeits-
Concerten wirkte M. immer unentgeltlich
mit, und erwarb sich so in einer Reihe von
Jahren um Prags Humanitätsanstalten
und Vereine namhafte Verdienste. Gleiche
Uneigennühigkeit zeigte M. bei Ausbil«
düng junger strebsamer Talente, bei
denen ihn nie materielle Rücksichten leite-
ten, sondern immer nur das.fich kund«
gebende Talent des Zöglings zu oft
aufopfernder Thätigkeit anregte. Fremde
Künstler höheren und niederen Ranges,
welche in Prag zu concertiren beabsichtig»
ten, unterstützte er mit Rath und That
mit dem ganzen Gewichte seiner vieljah-
rigm Erfahrungen, seiner ausgebreiteten
Bekanntschaften und ohne jede Rücksicht
auf materielle Vortheile. Durch und
durch Humanist, übte er diesen Humanis-
mus, so und wo er nur konnte, praktisch
aus, und von der Ueberzeugung durch- drungen, daß wahre künstlerische Bildung
nicht ohne allgemeine humanistische Bil-
düng bestehen könne, eine Wahrheit, die
allen reisenden und stabilen Geigern,
Tastenschlägern. Solo- und Quartett-
sängem, und übrigen ausübenden Musi.
kanten der Gegenwart nicht oft genug
wiederholt werden kann, legte er seinen
ganzen Einfluß als Gewicht in die
Wagschale, um seine zahlreichen Schü«
ler auch human zu bilden. Sehr be-
zeichnend ist die Charakteristik, die ein
Fachmann, Dr. 3 aurencin, von Mild-
n e r entwirft. „Mi ldner", schreibt Oi-.
Iaurencin, „war einer der wenigen
Musiker alteren Schlages, denen frühzei-
tig der Zug und Drang unserer Gegen-
wart nach allgemeiner harmonischer
Durchbildung des Kunstmenschen zum
Manne der Wissenschaft und Wellbildung
klar geworden war. I n Folge dieses
Dranges und Erkennens blieb M. kein
irgend bedeutendes Werk deutscher und
fremdländischer Zunge unbekannt. Er
war ein Mann umfassender Belesenheit,
feinster socialer Bildung, und ebenso
glücklicher und geistvoller Darstellungs-
gabe als Redner und Lehrer, wie als
Interpret musikalischer Werke. Sein Ge«
sprach war immer anregend, immer
Zeugniß gebend von geistigem Schwünge,
von jenem Zuge, der den geistvollen und
vielseitig unterrichteten vom Stockmusiker
scheidet. Eben dasselbe Gepräge trugen
seine Borträge am Prager Couservato«
rium. Mancher verknöcherte Zögling, ja
selbst so mancher einseitig Gebildete seiner
Collegen mochte diese Vorträge wohl
impopulär gefunden haben. Wie innig
aber bei M.'s Unterrichtsart Theorie
und Praris Hand in Hand gegangen,
bezeugen lebendige Resultate seines Lehr-
ganges, wie Laub, Nemetz, Hr imaly
u. A. Welche Saite des Wissens und der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon