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Büchersammlung besaß, beschäftigte sich
M. mit der Ordnung und Aufstellung der
Bibliothek des Grafen, und brachte mit
dieser Beschäftigung etwa zwei Jahre
zu. Wohl wurde er in dieser Zeit der
Musik nicht völlig untreu und vollendete
mehrere Tonstücke. Im Jahre 4816
verließ Mirecki Wien und begab sich
zunächst nach Venedig, wo er in den
Jahren 4856 und 1817 blieb, und sich
ausschließlich seinen musikalischen Studien
widmete. I n Venedig richtete er vor»
nehmlich sein Augenmerk auf die Instru-
mentation der italienischen Schule, welche
bei weitem einfacher ist, als jene der
Deutschen; dann aber auf die beson-
ders kunstvolle Gesangstechnik. Von Ve-
uedig, wo er überdieß das Orgel« und
Clavierspiel fleißig betrieb, begab er sich,
mit Empfehlungen ,an den berühmten
Mailänder Musikverleger Ricordi ver>
sehen, nach Mailand. Daselbst lernte er
mehrere Musik-Notabilitäten Italiens
kennen, unter Anderen den Violinvirtuo-
sen Ro l la , den Pianisten Po l l in i ,
die OperN'Compositeure Pacini und
Pavesi. Endlich seiner Sehnsucht nach
Paris folgend, begab er sich gegen das
Ende des Jahres 1817 dahin. Obgleich
mit Empfehlungen von Nicordi aus-
gestaltet, ward es ihm doch schwer, sich
dort einigermaßen zur Geltung zu brin«
gen, erst ein musikalisches Werk, welches
ei zu Paris bei Car l i erscheinen ließ,
richtete die Aufmerksamkeit der Musik»
kenner auf ihn und begründete seinen
Ruf. Es waren dieß die fünfzig Psalmen
von B. Marcel lo , welche M. mit sei«
nem Accompagncment herausgab, eine
Arbeit, welche gründliche Kenntnisse in
der Harmonie erforderte. Die erste in die
Oeffentlichkeit gelangte Lieferung fand
jedoch von Seite der Kritik einen wenig
freundlichen Empfang. M. ließ sich aber ^ dadurch immerhin nicht irre machen, von
Cherubini 's väterlichen Rathschlagen
unterstützt, fuhr er in der Herausgabe
des Werkes, das mit dem zwölften
Hefte schloß, fort, und begründete mit
demselben seinen Ruf als Compositeur und
tüchtiger Harmonift. Unterdessen sehte er
in Paris seine Studien in der General«
baß. und Harmonielehre auf das Eifrigsie
fort, componirte fleißig, arrangirte meh»
rere Opern für das Piano, und ging
selbst daran, eine Oper zu componiren.
Er vollendete nun die Musik zu Kni uz«
nin's „O^anis", d. i. Die Zigeuner,
welche Oper im Jahre 1820 durch Ver.
mittlung des Fürsten Adam Czarto«
rySki in Warschau aufgeführt wurde
und eine beifällige Aufnahme gefunden
hatte. Wenngleich ein Erstlingswerk, so
besaß es doch immer musikalische Schön-
heiten, welche ihre Wirkung nicht ver.
fehlten, und M. in dem Beschlusse, sich
der dramatischen Komposition zuzuwen«
den, bestärkten. Von Paris begab fich
M. im Jahre 1822 wieder nach Mai-
land, und ging dort, wo sich noch am
Ersten Gelegenheiten, durchzudringen,
darboten, an die Ausführung seiner Idee.
Innerhalb Jahresfrist schrieb er die Mu>
fik zu drei Balleten: „Octavia", „Das
Schloß von Kenilworth" und „Die unter«
brockenm Bachanalien", arrangirte zu»
gleich mehrere Opern Rossini's für
das Piano auf vier Hände, machte auf
diese Art praktische Studien in der In-
strumentation und vervollkommnete sich
wesentlich im sogenannten dramatischen
Style der Musik. Auch eine von ihm in
dieser Periode herausgegebene AbHand«
lung über die einzelnen Instrumente und
die Instrumentation selbst, welch ganz
treffliche Winke über diesen Gegenstand
enthalt, fand in der Musikwelt eine
günstige Aufnahme. Die nächste größere
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon