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tigm Vorschub leistete. Von Venedig
begab er sich nach Parma, und daselbst
schrieb er die erste Oper. Es gelang ihm,
sein Erstlingswerk zur Aufführung zu
bringen, und' der Erfolg war ein so
günstiger, daß ihm der neapolitanische
Gesandte den Vorschlag machte, mit
ihm nach Neapel zu reisen, um dort zur
Feier des Namenstages des Königs eine
Oper zu schreiben. M. nahm den Antrag
an und componirte zu dem angedeuteten
Zwecke die Oper „VOiis^louts") deren
Erfolg ein so über alle Maßen glänzen-
der war. daß sich sein Ruf sofort über
die italienische Halbinsel verbreitete. Der
Hof, der Adel, eine große Anzahl von
Musikern — man gibt die Zahl von
. zweihundert an — wohnten der Auffüh-
rung bei, und steigerten durch ihren Bei-
fall, in dem sie sich auch nicht durch den
Gedanken irreleiten ließen, daß sie ihn
einem Barbaren zollten, wie der Italiener
jeden nennt, der nicht seine Zunge spricht,
den Triumpf des jungen Künstlers. M.
zählte damals kaum 30 Jahre. Sein
Ruhm war nun begründet. „II. Looino",
wie man ihn in Italien nannte, wo sich
Niemand mit der Aussprache seines
wahren Namens die Zunge verrenken
wollte, oder Venator in i , wie Mis l i -
weczek geschickt seinen öechischen Namen
italienisirt hatte, war nun der Mann des
Tages, jede Bühne wollte von ihm eine
Oper für die Stagione; Turin. Mai.
land, Pavia, Neapel, Florenz, Rom
machten sich seine Werke streitig. M. ent-
wickelte demgemäß auch eine überraschende
Fruchtbarkeit. Im Jahre 1769 schrieb er
„^/FST-nzsnesi^a" für Rom; im Jahre
1773 „Homers", dann „H><5z7s" für
Neapel, „AsmstT'lA.s" für Pavia, „^^ '>
für Turin; im Jahre 1774 „ ^ -
für Neapel, „^ttlAs« für
Padua; im Jahre 1773 zwei Opern für Neapel, „Fsz'o" und „Dsnw/onös". So
verbreitete sich denn sein Ruf bald auch
über die Grenzen Italiens, und Caterina
Gabr ie l i , genannt la Cuochetina,
weil ihr Vater Koch eines Kardinals war,
welche in Misl iweczek's Opern die
herrlichsten Triumphe gefeiert, trug nicht
wenig dazu bei, daß sein Name auch in
der Fremde bekannt wurde. Joseph
Maximi l ian , Churfürst von Bayern,
selbst ein großer Freund der Tonkunst,
wünschte zunächst den Künstler an seinem
Hofe zu empfangen. Im I . 1777 folgte
M. diesem Rufe. und blieb bis zu des
Churfürsten Tode, der leider schon im
Jahre 1778 erfolgte, an dessen Hof.
worauf er denselben sofort verließ, um
nach Neapel, das ihm sein liebster Auf«
enthalt war, wieder zurückzukehren. Nach
seiner Rückkehr schrieb er zunächst für
Rom die Oper „ O^mF/aHs", aus wel«
cher das Lied: „ ^ ' osroa ss äioe
1'ainioo äov'o« zu jener Zeit die Runde
über den Continent machte. Nicht lange
war es M. vergönnt, in Neapel zu blei«
ben. Erzherzog Ferd in and berief ihn
an seinen Hof nach Mailand, wo M. für
denselben mehrere Opern schrieb. Aber
bald kam der Wendepunct in M.'s
Leben. Ebenso schnell, als sein Stern im
Aufsteigen begriffen war, ebenso schnell
begann er zu sinken, ohne sich je wieder
zu erheben. Die Oper „^nn^a", welche
er für das Theater della Scala in Mai«
land geschrieben, hatte vollständig miß«
fallen, und selbst der bisher von dem
Meister errungene Künstlerruf war nicht
mächtig genug, den Sturz dieser Arbeit
zu verhüten. Gleich nach der ersten Auf«
führung mußte die Oper bei Seite gelegt
werden. Verstimmt über diesen Mißer«
folg, verließ M. Mailand und begab sich
nach Rom, wo er auch mit einer anderen
Oper gescheitert war. Nun brach sein
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon